Lars Riedel:"Eine Kontrolle, die kannst du knicken"

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Schon vor einem Jahr hat Lars Riedel gewusst, was sich erst nach der Vergabe der Goldmedaille im Diskuswerfen andeutete: Robert Fazekas hat gedopt. Dieser legte nach der Aberkennung der Medaille Berufung ein.

Ist der Dopingfall Robert Fazekas eine Bestätigung dessen, was Sie schon immer gedacht haben?

Musste bei Olympia verletzungsbedingt aufgeben: Lars Riedel (Foto: Foto: ddp)

Riedel: Ja. Schließlich ist der nicht mal 1,90 m groß. Damit kann man keine 70 m werfen. Im Sport gibt es keine Wunder, man muss sich alles erarbeiten. Und Fazekas ist jahrelang bei 63 bis 64 Metern rumgekrebst, bevor er sich unglaublich steigerte. Es ist gerecht, dass er erwischt wurde.

Worauf fußten die Andeutungen, die Sie und Ihr Trainer Karlheinz Steinmetz schon vor den Spielen machten, indem Sie sagten, man müsse bei den Ungarn mal genauer hinschauen?

Riedel: Von einem anderen ungarischen Werfer habe ich schon vor einem Jahr gezeigt bekommen, was Fazekas macht. Das war in Cuxhaven, da steckte er mir einen Zettel zu, auf dem eine Apparatur gezeichnet war - mit einem längeren Röhrchen und einem Schlauch dran. Außerdem sagte er über Fazekas: Sein Körper ist voll mit Steroiden.

Wie haben Sie reagiert?

Riedel: Ich habe mit Karlheinz gesprochen. Der hat sich dann an den DLV gewandt und später auch IAAF-Vizepräsident Helmut Digel aufgefordert, Druck zu machen, damit Zielkontrollen stattfinden. Digel sagte wohl, es sei schon einer dran.

Warum kann es so lange dauern, bis einer wie Fazekas erwischt wird?

Riedel: Ich bezweifle, dass die Kontrollen immer ernsthaft ablaufen. Zum Beispiel hatte ich während des Trainingslagers in Portugal eine internationale Kontrolle, die kannst du knicken. In der Zeit hättest du dreimal was austauschen können. Der Kontrolleur war nicht permanent dabei. Erst beim Urinabgeben kam er dazu. Die Qualität der internationalen Kontrollen müsste stark verbessert werden. In Deutschland läuft das viel konsequenter ab.

Wird also nicht ernsthaft genug vorgegangen?

Riedel: Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum in Athen noch nicht auf Wachstumshormone kontrolliert wird. Es kann natürlich sein, dass man Angst hat, dass dann vielleicht nicht mehr so viele Athleten da sind.

Konnte Fazekas Ihnen in die Augen schauen?

Riedel: Der ist ja ein Kleiner, da muss man immer hochgucken, und das ist nicht das Ding, das du im Wettkampf machst.

Halten Sie den jetzt zweimaligen Olympiasieger Alekna für glaubwürdig?

Riedel: Der hat von der Länge her die Voraussetzungen und war über viele Jahre richtig gut dabei. Er ist nicht nach oben geschossen wie Fazekas.

Registrieren Sie in Athletenkreisen nicht eine große Angst vor Dopingkontrollen?

Riedel: Es kam eine Unsicherheit, als die Kugelstoßerin rausgenommen wurde. Da habe ich zu Karlheinz gesagt: Vielleicht bringt das uns auch was. Leider hat das wegen meiner Verletzung ja nicht geklappt. Aber ich hatte die Form für Bronze.

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