Länderspiel in Istanbul:DFB-Auswahl blamiert sich gegen die Türkei

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Acht Monate vor der Fußball-Weltmeisterschaft entfernt sich die deutsche Nationalmannschaft immer weiter von einer WM-tauglichen Form. Nach einer teilweise katastrophalen Leistung verlor die DFB-Auswahl gegen die Türkei hoch verdient.

Im 20. Länderspiel unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann offenbarte das ohne die grippekranken Michael Ballack und Miroslav Klose angetretene Team in allen Mannschaftsteilen erschreckende Defizite.

Vor nur 18.000 Zuschauern im 80.000 Menschen fassenden Atatürk-Olympiastadion von Istanbul erzielte Halil Altintop in der ersten Halbzeit die Führung für die Türken, die am kommenden Mittwoch ihr entscheidendes WM-Qualifikationsspiel in Albanien bestreiten. Kurz vor Schluss sorgte der eingewechselte 17-jährige Dortmunder Profi Nuri Sahin für die Entscheidung.

Sahin und der Lauterer Altintop gehörten gemeinsam mit dessen Zwillingsbruder Hamit (Schalke), dem Berliner Yildiray Bastürk und dem Kölner Alpay zu insgesamt fünf Bundesliga-Legionären im Team von Trainer Fatih Terim. Oliver Neuville gelang in der Nachspielzeit der Ehrentreffer.

Bei der Klinsmann-Elf machte sich das Fehlen von Leitwolf Ballack an allen Ecken und Enden bemerkbar. Doch das alleine kann die teilweise desolate Gesamtleistung nicht alleine erklären. Erneut war die Abwehr mit einfachsten Spielzügen auszuhebeln.

Das deutsche Mittelfeld fand praktisch nicht statt. Der Bremer Tim Borowski, der eigentlich die Rolle des zentralen Spielgestalters übernehmen sollte, konnte keinerlei Initiativen setzen. Die beiden Sturmspitzen Kevin Kuranyi und Lukas Podolski hingen völlig in der Luft. Der Kölner Jungstar zeigte aber noch am ehesten Normalform.

Die Türken waren von Beginn an die klar bestimmende Mannschaft, vor allem Bastürk und Halil Altintop stellten die deutsche Defensive vor allergrößte Probleme. Zwar konnte auch der derzeitige Weltranglisten-Zwölfte nicht die großen spielerischen Glanzpunkte setzen; das musste er aber auch gar nicht, da die deutsche Hintermannschaft erneut wie ein Hühnerhaufen agierte und mit teilweise kaum zu fassenden Fehlern den Gegner zum Toreschießen einlud. Der 0:1-Halbzeitrückstand schmeichelte noch der DFB-Auswahl, ein 1:4 wäre den Spielanteilen und Chancen eher gerecht geworden.

Vor allem der zuletzt formstarke Bremer Patrick Owomoyela erwischte einen rabenschwarzen Tag und leistete sich auf der rechten Abwehrseite mehrere Böcke. Einer davon - ein zu kurzer Rückpass auf Kahn - hätte schon in der 10. Minute den Rückstand bedeuten müssen, doch Altintop vergab. Nur drei Minuten später schoss Tümer nach einem Fehler von Lukas Sinkiewicz aus 20 Metern an die Latte. In der 19. Minute ließ Altintop gleich mehrere deutsche Verteidiger wie Kreisligaspieler stehen, passte von der Torauslinie in die Mitte, doch erneut Tümer zielte freistehend am Tor vorbei.

Etwas Belebung durch Deisler und Neuville

In der 25. Minute dann stand wiederum Altintop nach einem Pfosten-Schuss Tümers vollkommen alleine im deutschen Strafraum und erzielte das hoch verdiente 1:0. Oliver Kahn, der im Zuge der ungeliebten Rotation wieder für Jens Lehmann zwischen die Pfosten gerückt war und von Ballack die Kapitänsbinde übernommen hatte, war chancenlos. Auch in der Folgezeit war nichts von einem Aufbäumen oder einer Trotzreaktion der Klinsmann-Elf zu sehen. Erst in der 42. Minute kamen die Deutschen zu ihrer ersten Chance überhaupt; doch einen strammen Podolski-Schuss lenkte Torwart Volkan um den Pfosten.

In der zweiten Hälfte sollten Sebastian Deisler und Oliver Neuville an Stelle von Torsten Frings und Kevin Kuranyi die Offensive verstärken. Auf der anderen Seite nahm Trainer Terim den überragenden Halil Altintop aus dem Spiel, um ihn für die Albanien-Partie zu schonen. Beide Entscheidungen sorgten in der Folge tatsächlich für einen ausgeglicheneren Spielverlauf, zumal die Türken zwei Gänge zurückschalteten. Aber selbst das reichte noch für die einige Torchancen gegen die komplett verunsicherte deutsche Defensive aus.

Im Mittelfeld brachte Deisler aber tatsächlich etwas mehr Schwung ins deutsche Spiel. Auch Neuville wirkte sich belebend aus. Zu mehr als ein paar mittelmäßigen Torchancen - etwa durch einen Deisler-Freistoß nach gut einer Stunde und einen Volley-Schuss Neuvilles wenige Minuten später - reichte es aber zunächst nicht.

Kurz vor Ende war es dann ausgerechnet der Dortmunder Shootingstar Sahin, der die Deutschen endgültig abschoss. Das Tor von Neuville in der Nachspielzeit war nur noch Kosmetik.

Die nächste Gelegenheit für ein Erfolgserlebnis hat die DFB-Auswahl nun am kommenden Mittwoch beim Testspiel gegen China in Hamburg.

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