Länderspiel gegen Slowenien:Podolski trifft, Fans randalieren

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Überschattet von den schwersten Ausschreitungen deutscher Hooligans seit fünf Jahren ist die Fußball-Nationalmannschaft nur mit äußerst viel Glück zu ihrem Premierensieg gegen Slowenien gekommen.

Vor 9000 Zuschauern im Petrol Stadion von Celje konnte die DFB-Auswahl beim 1:0 (1:0) gegen den international nur zweitklassigen Gegner die von Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf dem Weg zur WM-Endrunde 2006 geforderten Fortschritte nicht nachweisen.

Das dritte Länderspiel-Tor des Kölners Lukas Podolski (27.) bewahrte den Vize-Weltmeister am Samstagabend bei der letzten Sichtung vor der Nominierung für den Confederations Cup vor einer bösen Überraschung. Beim sechsten Länderspiel-Sieg unter Klinsmann bot das Team seine bisher schwächste Leistung.

"Das kann man sicher in die Kategorie glücklicher Sieg einordnen. Wir hätten das 2:0 machen müssen, dann wäre es ruhiger gelaufen. Aber wir sind noch nicht so gefestigt", sagte Kapitän Michael Ballack. Torwart Oliver Kahn regte sich vor allem über das Abwehrverhalten in den zweiten 45 Minuten auf: "Was wir in der zweiten Halbzeit abgeliefert haben, darüber müssen wir diskutieren. Ich weiß nicht, was wir da gemacht haben. Da hatten wir keine Zuordnung mehr."

Für schrille Misstöne hatten schon vor Spielbeginn 200 bis 250 Hooligans gesorgt, die die slowenische Polizei in Atem hielten und für die schlimmsten Ausschreitungen deutscher Fans im Ausland seit dem Spiel gegen England bei der Europameisterschaft 2000 sorgten. Die Sicherheitskräfte nahmen nach Sachbeschädigungen 38 Personen vorübergehend fest, während des Spiels wurden weitere zwölf Krawallmacher im Stadion in Gewahrsam genommen.

Umfassende Rotation

DFB-Mediendirektor Harald Stenger entschuldigte sich vor Spielbeginn über das Stadionmikrofon bei den Gastgebern für eine "Minderheit, die gewalttätig geworden ist". Dennoch benahmen sich einige der so genannten Fans auch während des Spiels daneben, rissen Stadionsitze aus der Verankerung und warfen Feuerwerkskörper auf den Rasen.

In der 2. Minute musste der englische Schiedsrichter Graham Poll die Partie sogar für kurze Zeit unterbrechen. Erst das Eingreifen der Polizei, die nach Absprache mit DFB-Sicherheitschef Alfred Sengle energisch einschritt, machte dem Spuk auf den Rängen ein Ende.

Das letzte Test vor der Bekanntgabe seines Aufgebots für den Confed Cup im Juni nutzte Klinsmann noch einmal zu einer umfassenden Rotation. So standen mit Torsten Frings und Thomas Hitzlsperger in Celje nur noch zwei Akteure aus der Anfangsformation des 2:2 gegen Argentinien im Februar in der Startelf.

Die um ihre letzte Chance kämpfenden Wackelkandidaten konnten ihre Chance im ersten Länderspiel gegen Slowenien allerdings nicht nutzen. Zu häufig fehlten im deutschen Team, das die Forderung des Bundestrainers nach Tempofußball und Spiel über die Flügel nicht umsetzen konnte, die Ordnung und das Verständnis untereinander.

Unter besonderer Beobachtung stand in Celje Oliver Neuville, der nach elf Monaten sein Comeback im DFB-Trikot feierte. Der Mönchengladbacher war zwar am 1:0 durch Podolski entscheidend beteiligt, wusste aber ansonsten keine Akzente zu setzen.

Auch seine Sturmpartner Podolski und Klose, der in der Spitze kaum Bälle halten konnte, wurden höheren Ansprüchen nicht gerecht. Die wenigen Impulse im deutschen Spiel gingen meist von Ballack aus, doch auch dem Münchner unterliefen ungewohnt viele Abspielfehler.

Kapitaler Abwehrfehler Sekunden nach Wiederanpfiff

Die Abwehr wurde eine Halbzeit lang kaum gefordert, verlor aber danach unter zunehmendem Druck teilweise völlig die Orientierung. Als Unsicherheitsfaktor entpuppte sich vor allem die Innenverteidigung mit Robert Huth und Arne Friedrich.

Nach einer unansehnlichen Anfangsphase übernahm die deutsche Mannschaft bei einsetzendem Regen das Kommando, konnte sich aber zunächst keine Chancen gegen die bisweilen hart einsteigenden Slowenen erspielen. Die Gastgeber, für die die Partie als Generalprobe für das wichtige WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Weißrussland diente, gingen aggressiv in die Zweikämpfe.

Erst in der 27. Minute wurde der Einsatz der deutschen Elf mit dem Führungstor belohnt. Nachdem ein Schuss von Neuville abgeblockt worden war, reagierte Podolski am schnellsten und ließ Samir Handanovic im Tor der Hausherren keine Chance.

Zwölf Sekunden nach Wiederanpfiff wurde der bis dahin völlig beschäftigungslose Kahn durch einen kapitalen Abwehrfehler in arge Verlegenheit gebracht. Nur mit einem Reflex verhinderte der Bayern-Keeper gegen Sebastian Cimirotic den drohenden Ausgleich. Nach der folgenden Ecke lag erneut das 1:1 in der Luft, als Fabian Cipot den Ball gegen die Latte des deutschen Tores lenkte.

Nur schwer fand die deutsche Mannschaft nach dieser Doppelchance ins Spiel zurück. In der 49. Minute verfehlte eine Direktschuss von Ballack sein Ziel. Doch die Vorteile lagen weiter auf Seiten der Slowenen, die in der Schlussphase gleich mehrfach vor dem Ausgleich standen.

© Von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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