La Glosse:Kaspers Frau

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(Foto: N/A)

Nicht bleu, nicht blanc: 1978 trugen die Franzosen mal grün-weiß gestreifte Trikots. Türken und Spanier erinnern mit ihrer aktuellen Farbwahl an diesen Fauxpas.

Von Holger Gertz

Das Spiel Ungarn - Frankreich bei der WM 1978 ist insofern eine Rarität, als damals die Franzosen in vollkommen ungewohnten Trikots spielten, nicht bleu, nicht blanc, sondern grün-weiß gestreift. Warum? Beide Mannschaften hatten aus Versehen nur ihre weißen Trikots eingepackt, und um Verwechslungen zu vermeiden, musste Frankreich was anderes anziehen. Auf dem Schulhof hätte man gesagt: sollen sie halt oben nackt spielen. Da hätten sie allerdings die Rückennummer mit Filzer aufmalen müssen. Stattdessen half der ortsansässige Klub mit dem hübschen Namen Atletico Kimberley mit seinen Dressen aus, die Franzosen kombinierten ihre blauen Hosen mit den geborgten grün-weißen Atletico-Trikots, es sah natürlich verboten aus. "Grün und blau trägt Kaspers Frau", sagte man früher; hinzu kam, dass die Nummern auf den Shorts nicht mit den Nummern auf dem Rücken übereinstimmten. Der Franzosen Dominique Rocheteau trug die 7 auf dem Hemd, die 18 aber auf der Hose.

Wenn man schon Kaspers Frau als Referenzgröße heranzieht, dann darf es doch bitte bei dieser Europameisterschaft Kasper selbst sein, der sich - man weiß es aus dem Puppentheater - bisweilen sehr extravagant anzieht, deutlich in Richtung Thomas Gottschalk. Das Gewand, das die üblicherweise sattroten Türken im Spiel gegen Spanien als Auswärtstrikot angelegt hatten, würde sich das Dreigestirn Kasper/Gottschalk/Kaspers Frau nicht mal zur Nacht anziehen: weißes Trikot mit türkisen Netzstreifen, zum Hals hin heller werdend, die Rückennummer rot. Diese Farbkombination ist sonst bei Diskusfischen sehr beliebt. Sicher werden auch noch die Spanier ihr Zweittrikot vorführen, es ist weiß mit gelben und roten Elementen drauf. Im Netz stand: wie das T-Shirt eines Mannes, der nach dem Genuss von Paella und Rotwein heftig erbrochen hat. Das trifft es ziemlich gut.

Bringt ein hässliches Trikot Glück, reizt es das Pech? Die Türken haben verloren, die Spanier werden sich beweisen müssen, die Franzosen damals haben 3:1 gewonnen. Ein Tor schoss Dominique Rocheteau, der Mann mit den Nummern 7 und 18.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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