Krise bei Real Medrid:"Das nächste Mal lasse ich Beckham verrecken"

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Nach dem mageren 1:1 gegen Olympique Lyon wird die Luft für Trainer Luxemburgo immer dünner. Vor allem die defensive Taktik wird kritisiert

Die Krise bei Real Madrid hat sich verschärft und sogar Ottmar Hitzfeld aus der Reserve gelockt. Die Einkaufspolitik von Real-Präsident Florentino Pérez sei völlig verfehlt, meinte der frühere Bayern-Trainer. Beim mageren 1:1 des spanischen Fußball-Rekordmeisters im Champions-League-Spiel gegen Olympique Lyon forderten die Madrider Zuschauer die Entlassung von Coach Vanderlei Luxemburgo. Das Sportblatt "As" schrieb am Donnerstag mit großen Lettern auf der Titelseite: "Das Publikum im Bernabéu-Stadion hat sein Urteil gefällt: Raus!" Die Zeitung "El Mundo" meinte: "Dieses Real gibt nichts mehr her."

Vor dem Abschuss: Reals Trainer Vanderlei Luxemburgo (Foto: Foto: ap)

In Hitzfeld machte ein möglicher Luxemburgo-Nachfolger sein Sanierungskonzept öffentlich und brachte mit seinem früheren Schützling Michael Ballack einen Heilsbringer ins Spiel. "Wenn Ballack zu Real wechseln sollte, kann er dort Akzente setzen und die Anderen können sich an seiner Seite steigern", sagte Hitzfeld dem Fernsehsender "Premiere". Bayern-Profi Ballack will erst im Januar das Rätsel um seine Zukunftspläne beenden.

Vom FC Barcelona vorgeführt

"Ich warte schon ein paar Jahre darauf, dass Real etwas in der Defensive macht. Sie kaufen Spieler, die nicht die absolute Klasse haben, um auch im Abwehrbereich überragende Leistungen zu bringen", meinte Hitzfeld. Am Starensemble ließ er kein gutes Haar: "Man muss innerhalb der Mannschaft neue Strukturen schaffen. Roberto Carlos ist überaltert, Michel Salgado schon über 100 000 Kilometer gelaufen und Raúl ist ebenfalls etwas ausgelaugt. Zidane war super, wird aber auch etwas langsamer. Und Ronaldo muss man erstmal zum Abspecken schicken, der hat fünf Kilo Übergewicht. Es ist schade, dass eine so große Mannschaft so große Probleme hat."

Die "Königlichen" waren am Samstag bei ihrer 0:3-Heimschlappe gegen den FC Barcelona vom Erzrivalen gnadenlos vorgeführt worden. Kapitän Raúl fällt für etwa drei Monate verletzt aus. Die Führung des spanischen Rekordmeisters wollte in einer Krisensitzung über die Zukunft des Trainers entscheiden. Die Presse ging aber davon aus, dass der umstrittene Coach zumindest noch bis zum Punktspiel am Wochenende bei Real Sociedad San Sebastián im Amt bleiben wird.

Luxemburgo spielt den Fans zu defensiv

Nach einer Umfrage des Sportblatts "Marca" verlangt die Mehrheit der Fans die Rückkehr des ehemaligen Erfolgstrainers Vicente del Bosque. An zweiter Stelle rangiert der Italiener Fabio Capello (Juventus Turin). Hitzfeld taucht in den Spekulationen der Madrider Presse über einen möglichen Nachfolger Luxemburgos derzeit nicht auf. Dem Real-Coach wird vorgehalten, im Heimspiel am Mittwochabend sechs Abwehrspieler aufgeboten und dem Team einen "Angsthasenfußball" verordnet zu haben. "Dies ist ein Verrat an den traditionellen Werten des Vereins, der mit seinem offensiven Stil zu einer Legende wurde", monierte "El País".

Die Proteste unter den 67 000 Besuchern gegen den Coach erreichten ihren Höhepunkt, als Luxemburgo den Engländer David Beckham vom Feld holte und für ihn den Verteidiger Michel Salgado einwechselte. "Damit beging Luxemburgo Harakiri", meinte "As". Der Coach begründete die Auswechselung damit, dass Beckham über Rückenschmerzen geklagt habe. "Das nächste Mal lasse ich ihn auf dem Platz verrecken", erklärte der Brasilianer trotzig. Zugleich räumte er aber ein: "Wenn ich Zuschauer gewesen wäre, hätte ich auch den Trainer ausgepfiffen."

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