Kricket:Ärger um das gelbe Band

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Nach einem Manipulations-Skandal schämt sich Australien für seine Nationalmannschaft, der Verband sperrt den Kapitän - und der verliert auch den Job bei seinem Verein.

Australien ist im Kricket eine Weltmacht. Die Nationalmannschaft hat vier der vergangenen fünf World Cups gewonnen, sie ist der aktuelle Champion. Ihre etwa alle zwei Jahre stattfindende Länderspielserie gegen England, genannt T he Ashes, ist das traditionsreichste sowie bedeutendste Duell dieses Sports. Ausgerechnet diese Nation empört nun die Kricket-Welt mit einem Skandal.

Vergangenen Samstag wurden die Australier bei einem Länderspiel in Südafrika überführt, wie sie den Ball manipulierten. Kapitän Steve Smith und sein Stellvertreter David Warner hatten die Idee - sie sind geständig. Cameron Bancroft wurde von den beiden angestiftet, die Oberfläche des roten Balls mit einem gelben Klebeband zu bearbeiten und so dessen Flugeigenschaften zu verändern. Das bringt dem Werfer Vorteile im Duell mit dem Schlagmann.

Premierminister Turnbull ist "bitter enttäuscht"

Bei den Konkurrenten sind die Australier ohnehin nicht beliebt, schon häufiger gab es Vorwürfe über unsaubere Methoden und ungebührliches Verhalten. Im ersten Länderspiel gegen die Südafrikaner Anfang März in Durban wurde Warner für seinen übertriebenen Jubel nach einer gelungen Aktion heftig kritisiert. Am selben Tag war er auch in einem Treppenhaus des Stadions in eine Schlägerei mit dem Südafrikaner Quinton de Kock verwickelt.

Zwischen Australiern und Südafrikanern wuchsen danach mit jedem Spiel die Spannungen, in Kapstadt, beim dritten Duell, griffen die Australier dann zum gelben Klebeband. In Australien sind die Menschen nun beschämt, Premierminister Malcolm Turnbull zeigte sich "schockiert und bitter enttäuscht", die Zeitungen forderten: "Schmeißt sie alle raus."

Am Mittwoch reagierte der Verband Cricket Australia (CA). Smith, einer der besten Schlagmänner der Geschichte, wurde wie Warner für zwölf Monate gesperrt, Bancroft für neun Monate. Smith und Warner dürfen außerdem zwei Jahre lang nicht das im Kricket prestigeträchtige Amt des Kapitäns ausüben. Chefcoach Darren Lehmann, der angeblich nichts gewusst hat, bleibt vorerst unangetastet.

Werbe-Millionär Smith droht zudem der Verlust seiner Sponsorenverträge, bei Warner ist die erste Kündigung schon eingegangen. Ihr Gehalt vom Verband (umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro pro Jahr) wird wohl gestrichen. Auch die indische Profiliga wird sie sperren. Smith hätte dort für einen Zweimonatsvertrag bei den Rajashtan Royals aus Jaipur 1,5 Millionen Euro erhalten sollen, Warner die gleiche Summe von den Sunrisers aus Hyderabad.

Was die drei Verschwörer angerichtet haben, "ist nicht leicht messbar", sagte CA-Präsident James Sutherland. Ganz "eindeutig" jedoch hätten sie "einen gewaltigen Schaden angerichtet".

© SZ vom 29.03.2018 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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