Korruptionsskandal:Mehr Schmiergeld als Gehalt

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Im Visier der Ermittler: der 83-jährige Eugenio Figueredo. (Foto: imago)

Dem früheren Fifa-Vizepräsident Eugenio Figueredo aus Uruguay droht eine lange Gefängnisstrafe.

Der frühere Fifa-Vizepräsident Eugenio Figueredo, 83, aus Uruguay muss nach seinem umfassenden Geständnis im Korruptionsskandal um zahlreiche südamerikanische Topfunktionäre des Fußball-Weltverbandes in seiner Heimat zwei bis fünfzehn Jahre Gefängnis fürchten. Das geht aus der von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Anklageschrift gegen den früheren Vorsitzenden des südamerikanischen Verbandes (Conmebol) wegen "Betrugs und Geldwäsche" hervor. Die Ermittler begründeten ihren Strafantrag mit Erkenntnissen aus Figueredos Vernehmungen seit seiner Auslieferung aus der Schweiz an Heiligabend. Demnach hat Uruguays im Zentralgefängnis von Montevideo einsitzender Ex-Verbandschef "nicht nur ein Monatsgehalt von 40 000 Dollar für die Tätigkeit als Präsident des Conmebol erhalten, sondern zudem monatlich 50 000 Dollar Bestechungsgelder kassiert, die er in Uruguay in Immobilien investierte". Laut Staatsanwaltschaft kassierte Figueredo die Schmiergelder jahrelang von zwei argentinischen Sportvermarktungsfirmen, gegen die auch die US-Justiz wegen Korruptionsverdacht ermittelt. Figueredo habe "mit arglistigen Tricks und Machenschaften" dafür gesorgt, dass Geschäftsbeziehungen zwischen dem Conmebol und den zwei Unternehmen im Zusammenhang mit diversen Conmebol-Wettbewerben nicht durch Dritte gestört wurden. Figueredo beschuldigt heute zehn Präsidenten nationaler Conmebol-Verbände der Bestechlichkeit in erheblichem Maße.

Figueredo war im Mai 2015 zusammen mit sechs weiteren Funktionären in einer spektakulären Aktion vor dem Kongress des Weltverbandes Fifa in Zürich verhaftet worden. Auch in den USA ist der einstige Strippenzieher wegen diverser Korruptionsdelikte angeklagt, allerdings legen die uruguayischen Ermittler Figueredo in der Summe noch mehr Straftaten zur Last. Seine nach monatelangem Schweigen doch noch gezeigte Kooperationsbereitschaft nach der Heimkehr nach Uruguay könnte sich im anstehenden Gerichtsprozess immerhin strafmildernd auswirken.

Figueredo war von 1993 bis 2013 Vizepräsident des Südamerika-Verbandes, seit 2013 dessen Präsident. Laut Einschätzung der Ankläger hat er durch seine Machenschaften auch Klubs und Fußballprofis in Uruguay finanziell schwer geschädigt. Ob er doch noch in die USA ausgeliefert wird, wie von den dortigen Behörden gefordert, ist offen.

© SZ vom 31.12.2015 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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