Kommentar:Störmanöver

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Max Meyer (links) und Arturo Vidal tanzen um den Ball. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Max Meyer tritt bei Schalke auf der Stelle und fremdelt mit Trainer Markus Weinzierl, der Probleme mit der gehobenen Eigenwahrnehmung des Offensivspielers hat. Im Sommer wird wohl nicht mehr nur das Bündnis zwischen Trainer und Spieler auf die Probe gestellt.

Von Philipp Selldorf

Der Abend hatte gut begonnen für Max Meyer, 21, aber das schlechte Ende kam umso schneller. Schon nach 45 Minuten musste Meyer seinen Platz für Daniel Caligiuri freigeben, dessen Stelle in der Schalker Startelf er zunächst übernommen hatte. Als offensiver Mittelfeldspieler galten für ihn gegen den übermächtigen Gegner ein paar mildernde Umstände, dennoch war es ihm gelungen, unter schlechten Schalkern unangenehm aufzufallen. Nicht nur durch den keineswegs erbittert erzwungenen Fehlpass, der das 0:3 zur Folge hatte. Markus Weinzierl sprach es offen aus, als er nach dem Spiel auf entsprechendes Befragen am Sky-Mikrofon Einzelkritik an der Nummer 7 übte und dabei ungewohnt deutlich wurde: "Er ist Nationalspieler und hat einen hohen Anspruch an sich selbst. In der ersten Hälfte hat er sechs Zweikämpfe geführt und nur einen gewonnen. Die Zahlen sprechen für sich. Dazu brauche ich nichts zu sagen."

Während sich die Auswechslung zur Pause noch als konsequentes, aber gängiges Trainer-Handeln deuten ließ, ist die öffentlich vorgetragene Begründung für die Verbannung vom Feld als grundsätzliche Anklage zu verstehen. Dass Weinzierl und Meyer kein Vater-Sohn-Verhältnis unterhalten, ist nicht erst seit dem finsteren Pokalabend von München zu beobachten. Trainer und Spieler vertreten unterschiedliche sportliche Sichtweisen. Weinzierl hat nichts dagegen, wenn seine Leute Freude am schönen Spiel und an künstlerischen Tricksereien finden, aber bevor es soweit kommt, sollen sie erst mal dem Gegner mit kämpferischen Mitteln und permanenten Störmanövern den Spaß verdorben haben. Meyer ist der Pflicht nicht abgeneigt, doch er ist als typischer Mittelfeldtechniker immer bereit, die Kür vorzuziehen. Das ständige "Anlaufen" des Gegners, eines der nicht verhandelbaren Prinzipien des Weinzierl-Fußballs, ist nicht seine Sache.

Dazu kommt ein Positionsproblem: In Weinzierls bevorzugter Ordnung mit Dreierkette und zwei hochmobilen Außen ist für den defensiv allenfalls in Teilzeit engagierten Meyer neben Goretzka und Bentaleb bedingt Platz. Zuletzt präferierte der Trainer den zweikampfstarken Caligiuri.

Meyer kam als 14-Jähriger vom MSV Duisburg nach Schalke. Er wurde Nationalspieler und gewann als stolzer Kapitän mit der Olympia-Auswahl die Silbermedaille. Als der Trainer in München Meyers "hohen Anspruch" erwähnte, dürfte er auch dessen gehobene Eigenwahrnehmung gemeint haben, die schon Markus Weinzierls Vorgänger als schwierig empfanden. Spätestens im Sommer wird wohl nicht mehr nur das Bündnis zwischen Trainer und Spieler auf die Probe gestellt, sondern auch das Verhältnis zwischen Verein und Spieler: Max Meyers Vertrag endet 2018, Übernahme-Interessenten könnten ihre Schlüsse aus dem Münchner Geschehen ziehen.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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