Kommentar:Logik des Unvermeidbaren

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Von Andreas Burkert

Nach dem Aus in der Champions League gegen den schwer reichen FCChelsea London ist Uli Hoeneß ungemein ausgeglichen vor die Weltöffentlichkeit getreten. Der Manager des FC Bayern artikulierte seinen Stolz über die Leistung der Elf und erklärte, vor dem Alltag sei ihm jetzt nicht mehr bange. Am Wochenende in Hannover sollten seine Leute nur so weiter machen, "für die Bundesliga reicht das". Wie recht er da hat.

Auch von dieser Stelle ergehe also schon jetzt ein Glückwunsch zur 19.Meisterschaft, die nächste Rekordmarke wird den Münchnern keiner mehr nehmen. Die Verfolger haben am Samstag den Widerstand gegen das Unvermeidbare eingestellt - vor, während der 90 Minuten und auch hinterher. Mit Bayern-Dusel hätte dieser Titel allerdings so wenig zu tun wie Uli Hoeneß mit dem Vegetarier-Bund Deutschland e.V., mag auch die samstägliche Ereignisfolge so machen in der Dusel-These bestärken.

Die Bayern werden sich im Mai mit Weißbier übergießen dürfen, weil die 42. Bundesligasaison einen besonders logischen Champion hervorbringt. Denn sie haben ihre Potenz (das meiste Geld, die meisten Könner) wieder in eine routiniert dominante Leistung verwandelt.

Der richtige Weg

Die Konkurrenz dagegen verkraftete entweder die anstrengenden Europacup-Nächte nicht (Bremen), welche die Bayern seit Jahren vorbildhaft kompensieren - sie hat auf das Phänomen Druck (über-)reagiert wie die ausgelaugten Schalker, die sich nach dem 1:0 über Bayern inklusive Tabellenführung offenbar arg erschrocken haben -, oder sie haben partout nicht über den Titel reden wollen wie der VfB mit Coach Sammer, dessen Zurückhaltung allzu oft am Stil seines Teams abzulesen war.

Der FC Bayern dagegen hat unter seinem neuen Trainer Magath einen Weg gefunden, seine Überlegenheit auszuschöpfen. Wofür Magath ansonsten steht, dürfte sich wohl erst nach dieser Spielzeit der Neuorientierung zeigen. Eine Sammlung galagleicher Auftritte wird jedenfalls von seinem ersten Trainertitel nicht in Erinnerung bleiben.

Denn viel mehr als Ausdauer und der von Magath wiederbelebte Behauptungswille ist seinem Team selten abverlangt worden - zu groß ist die Leistungslücke, die zu den Herausforderern klafft. Wer in der Europaliga mithalten kann wie die Bayern, dominiert den nationalen Wettbewerb. Diese Erkenntnis schmeichelt der Bundesliga kaum, die Leistung der Münchner Bayern schmälert sie nicht.

© SZ vom 18.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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