Kommentar:King Kong gegen Gozilla

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Mit dem Box-Duell zwischen Ultimate Fighter McGregor und Ex-Champion Mayweather Jr. wird viel Geld verdient. Wer aber gutes Boxen sehen will, hat einige Alternativen.

Von Jürgen Schmieder

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der lukrativste Zweikampf der Geschichte im Jahr 2020 ausgetragen wird. King Kong und Godzilla werden sich auf Skull Island duellieren, und glaubt man den Prognosen der Promoter aus Hollywood, dann dürfte dieses Filmspektakel mehr als eine Milliarde Dollar umsetzen. Dieser Ausflug in die Unterhaltungsbranche ist wichtig, weil auch der Boxkampf, der am 26. August 2017 in Las Vegas stattfinden wird, eher in die Kategorie Entertainment denn Sport fällt: Conor McGregor wird gegen Floyd Mayweather junior antreten.

Obwohl es um keinen bedeutenden Titel geht, dürfte dieser Kampf viele Menschen elektrisieren. Auch wenn der 28 Jahre alte Ire McGregor, die Galionsfigur der Mehr-Kampfsport-Variante Ultimate Fighting, noch keinen Profi-Boxkampf absolviert hat. Auch wenn der frühere Weltmeister Mayweather bereits 40 ist und sich offiziell seit fast zwei Jahren in Rente befindet. Es heißt, dass Mayweather mehr als 100 Millionen Dollar verdienen und McGregor knapp 70 Millionen überwiesen bekommen dürfte.

Dabei geht es gar nicht um die durchaus spannende Frage, welche Kampfsportart den tapfersten Athleten hervorbringt. Es ist ein Boxkampf mit schwereren Handschuhen als üblich (284 statt 227 Gramm), das Maximalgewicht liegt bei 69,8 Kilogramm. McGregor kommt aus einer Sportart, in der Rangeln erlaubt ist und ein am Boden liegender Gegner attackiert werden darf, weshalb die Disziplin oft als Gemetzel geschmäht wird. McGregor muss nun klassisch boxen, gegen einen zwar 40 Jahre alten Gegner, der lieber ausweicht als angreift und als der beste Defensivboxer der Geschichte gilt. Es braucht keinen Experten, um zu prognostizieren: Ein Spektakel wird das wohl nicht.

Der Hype um diesen Kampf zeigt, wie bedeutungslos Titel und Verbände im Boxen geworden sind. Das Publikum bekommt die Duelle vorgesetzt, die ihnen die Kampfsport-Gelddrucker als sehenswert einreden. Das ist schade für einen Sport, der den Zuschauern in diesem Frühjahr einige spektakuläre Kämpfe präsentierte (Anthony Joshua gegen Wladimir Klitschko), der charismatische Champions hervorgebracht hat (Wassyl Lomatschenko, Keith Thurman, Roman Gonzalez) und der am 16. September einen Mega-Kampf veranstaltet, der den Namen wirklich verdient: Gennady Golowkin und Saúl Álvarez streiten um die bedeutsamen Gürtel im Mittelgewicht.

Es geht bei diesem Duell im August nicht um Sport. Ach was, es geht noch nicht einmal um Unterhaltung. Es geht ums Geldverdienen. McGregor und Mayweather sind erfolgreiche Geschäftsleute. Es sei ihnen jede Million gegönnt, die sie mit diesem Kampf verdienen. Wer jedoch einen spektakulären Boxkampf sehen möchte, der sollte entweder auf Glolowkin gegen Álvarez warten - oder bis sich King Kong und Godzilla auf der Kinoleinwand begegnen.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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