Kommentar:Ein echter Hingucker

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Alt gegen Jung - das bietet im Sport einen ewig währenden Reiz. Aus diesem Grund bewegte Michael Schumachers Comeback. Und deshalb zieht auch Bernhard Langer nun so viele Blicke auf sich.

Von René Hofmann

Es ist schade, dass Bernhard Langer das berühmte Golf-Turnier in Augusta doch nicht gewonnen hat. Als Gesamt-Dritter zog der Anhausener am Sonntag los, auf die vierte und letzte Runde. Die gute Ausgangsposition hatte er sich am Samstag mit der zweitbesten Runde des Tages erspielt - und die Aufregung darüber ließ ahnen, was los gewesen wäre, wenn Langer im Finale ein ähnliches Kunststück geglückt wäre: Eine Nacht lang beherrschte er die Sportnachrichten, nicht nur in Deutschland, auch international zog die Story viel Aufmerksamkeit auf sich. Ein 58-Jähriger, der beim berühmtesten Golf-Turnier triumphiert: Das hätte Dimensionen erreicht wie der Sieg eines erst 17 Jahre alten Leimeners beim berühmtesten Tennis-Turnier, Boris Beckers 6:3, 6:7, 7:6 und 6:4 gegen den Südafrikaner Kevin Curren 1985 im Finale von Wimbledon.

Am Ende blieb die Sensation aus. Im Finale fiel Langer zurück, bis auf Platz 24. Der beste Deutsche war Langer trotzdem. Und viel Gesprächsstoff lieferte er auch. Als ehemaliger Champion hat er in Augusta ein ewiges Startrecht. Dank seines sehr speziellen Ehrgeizes kann Langer gegen die wesentlich jüngeren Kollegen immer noch mithalten. Dank seines exzellenten Spiels auf dem Grün kann er ausgleichen, dass die anderen die Bälle vom Abschlag aus oft viel weiter dreschen. Und sieht er mit seinen blonden Haaren nicht immer noch so aus wie damals, vor drei Jahrzehnten? Bernhard Langer war der Hingucker des Wochenendes. Seine Geschichte faszinierte auch Menschen, die Männern, die kleinen weißen Bällen hinterherlaufen, sonst wenig abgewinnen können.

Beim Sport ist das oft so: Kommt die Altersfrage ins Spiel, geht von diesem Sport ein besonderer Reiz aus. Als der Formel-1-Fahrer Michael Schumacher nach drei Jahren Pause mit 41 noch mal loszog, war das auch so. Alt gegen Jung - das setzt universal verständliche Reize. In manchen Berufen mag das Alter tatsächlich nur eine Zahl sein. Auf dem Sportplatz ist es eine wichtige Zahl. Die Jugend hat stets die Physis auf ihrer Seite, das Alter dagegen die Erfahrung. Was zählt mehr? Die Frage bleibt für immer spannend. Das Thema reicht weit über die Ergebnislisten hinaus, mitten hinein in eine gesellschaftliche Debatte.

Bernhard Langer hat wegen seines außergewöhnlichen Auftritts in Augusta übrigens kein großes Gewese veranstaltet. Auf der letzten Runde seien die Putts halt nicht in die Löcher gefallen, ließ er wissen. Er glaube aber, dass er "noch einiges" in sich habe. 2017 will er wieder antreten. Der Sport kann sich freuen.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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