Kommentar:Drei Lose für Deutschland

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Die Töpfe für die WM-Gruppenauslosung in Leipzig stehen fest und bis Freitag nun packende Fragen im Raum: Wie kriegen wir es hin, dass Togo und Trinidad/Tobago in die Gruppe A mit der deutschen Nationalelf gelost werden?

Mit Magnetstreifen am Kübelboden oder ein, zwei eisgekühlten Kugeln im Topf zwecks der besseren Griffigkeit für die Losfee - nein: Scherz beiseite (auch wenn das keiner ist, weil alles ja schon vorgekommen bei Auslosungen in Griechenland oder sonstwo auf der Fußballwelt), meckern lässt sich nicht über die Setzlisten.

Sie basieren auf transparenten Kriterien, und dass es dabei im Kern um die große Kontinentalverschiebung ging, um die Gewährleistung also, dass Mannschaften aus Asien, Afrika oder der Karibik nicht schon im kleinen Gruppenverkehr aufeinander treffen, ist gut nachvollziehbar.

Aus deutscher Sicht gehen jetzt die üblichen Ängste um vor Konstellationen, die sich unter dem Branchenbegriff "Hammergruppe" versammeln, schlimmstenfalls auch "Todesgruppe". Solche Befürchtungen sind überzogen, zumal ja ein einziger Sieg zum Achtelfinaleinzug reichen kann. Womit nicht gesagt wird, dass die nun gewählte Zuteilung keine Probleme aufwerfen könnte für die DFB-Auswahl.

Man denke sich diese im Gruppenquartett mit den Niederlanden, Paraguay und den USA - da kann ein Remis leicht eines zuviel gewesen sein. Zwar gilt wie stets der fromme Spruch, dass, wer ins WM-Finale gelangen will, jedem Gegner gewachsen sein muss. In der Praxis zeigte jedoch gerade das Beispiel der vergangenen WM in Japan/Südkorea, wie hilfreich es sein kann, wenn man auf dem Weg zum Ziel nur Gegner serviert bekommt, die in allen Rankings deutlich unter dem eigenen Team rangieren. Dann hilft ein starker Torwart enorm viel weiter.

Keine Irrtümer wie 2002

Aussuchen kann man es sich nicht, und jedenfalls ist über das WM-Gesamt-Tableau, nach dem es ja ein Duell mit dem zu Recht von allen gefürchteten Titelträger Brasilien frühestens im Finale geben kann, eine kleine Sicherung schon eingebaut. Die große Sicherung, das wird der Heimvorteil sein. Das geballte Turniererlebnis im Heimatland, das Klinsmanns junger Rotationsauslese schon beim Confederations Cup erkennbar mehr Schwung verliehen hatte als die folgenden Testspielauftritte in eher schmucklosem Rahmen gegen Slowaken, Türken, Chinesen oder: Niederländer.

Freitag ist Los-Tag, bis dahin vergessen wir die denkwürdige Selbstkritik, die der argentinische Fifa-Vize Grondona bei der heimischen WM-Analyse nach dem Turnier 2002 übte: Er fand, er habe "einen Irrtum begangen, als ich zuließ, dass England auf Argentinien trifft". Die Art von Irrtümer kann niemand wollen.

© SZ vom 7.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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