Kommentar:Die Antwort der Kanuten

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Der Kanu-Verband will seine Athleten an den Kosten für die Dopingkontrollen der Nada beteiligen. Zynisch, sagen Kritiker. Der wahre Zynismus aber liegt darin, dass die Nada zum Beispiel keinen Euro mehr aus der Wirtschaft erhält.

Von Barbara Klimke

Der Deutsche Kanu-Verband ist stolz auf seine sauberen Athleten, weshalb er sie zur Belohnung an den Kosten für die Dopingkontrollen beteiligen will. So lautet die zynische Lesart des Dilemmas, in dem die kleine, erfolgreiche Paddelgemeinschaft nun steckt.

In Wahrheit ist die Ausgangslage weit komplizierter: Weil die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) die Rechnungen für die einzelnen Sportverbände nach einem neuen Verteilerschlüssel ausstellt, sind die Kosten für die Kanuten 2018 auf das Doppelte hochgeschnellt. So viel Geld kann der kleine Verband nicht berappen - auch weil er nach den Richtlinien des Sports für die Nada-Finanzierung nur Eigeneinnahmen, aber keine Fördermittel verwenden darf. Das Kanu-Präsidium bittet nun die Athleten indirekt zur Kasse, indem es ihnen Sponsorenbeträge vorenthält. Eine Notlösung, an die sich die alte Grundsatzfrage knüpft: Wie viel will sich der deutsche Sport den Anti-Doping-Kampf kosten lassen?

Als die Nada gegründet wurde, gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Finanzierung auf drei Säulen ruhen würde: Der Sport, als Verursacher der Kontrollen, übernimmt seinen Part, die Politik hilft mit Subventionen, und die Wirtschaft, die gern mit sauberen Athleten ihr Image poliert, trägt ebenfalls einen Teil der Kosten. Aus dieser Verantwortung haben sich die deutschen Unternehmen längst zurückgezogen: Im Jahresbericht der Nada für 2017 sind die Sport-Werbepartner mit null Cent aufgeführt. Auch deshalb muss die Nada, um die Trainings- und Wettkampfkontrollen samt Analysen zu garantieren, mehr Geld bei den Sportverbänden eintreiben.

Die Kanuten haben nun ihrerseits eine Antwort darauf gegeben, was ihnen der Anti-Doping-Kampf wert ist. Die Athleten, und das ist ihnen hoch anzurechnen, sind bereit, bis an ihre finanzielle Schmerzgrenze zu gehen.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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