Kommentar:Das Mittel zum Zweck

Lesezeit: 1 min

Von Christian Zaschke

Das von Vizepräsident Hans Zehetmair mehr oder minder deutlich ausgesprochene Ultimatum an Falko Götz - Sieg gegen Hamburg oder gehen - ist ein Signal. Es geht dabei nicht so sehr um den Trainer. Es geht eher darum, überhaupt etwas zu tun.

Ein Ultimatum an einen Trainer befördert lediglich dessen Demontage, sowohl öffentlich als auch innerhalb der Mannschaft. Das hat das Beispiel von Hertha BSC gezeigt, wo sich die Ablösung von Trainer Huub Stevens über quälende Wochen hinzog, an deren Ende die Demütigung des Coaches stand und ein immenser Ansehensverlust für den Verein.

Beim TSV 1860 gibt es seit dem Rücktritt des ehemaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser einen Machtkampf, der nun droht, den Verein an der Spitze zu spalten. Die Opposition ist der Ansicht, dass ohne den omnipräsenten Wildmoser die Struktur in der Klubleitung grundlegend geändert werden muss.

Die Führungsebene ist nicht intakt

Wildmoser hatte ein System geschaffen, in dem er im Verbund mit seinem Sohn schalten und walten konnte, wie er wollte. Es ist nun ein Machtvakuum entstanden. Nach dem Willen der Opposition soll die Macht sich auf den Posten des Geschäftsführers verlagern, deshalb wollte sie Rolf Rüssmann installieren. Dagegen jedoch kämpfen die Angestellten des Vereins, die an Macht verlieren würden.

Ihr Einfluss auf Auer ist groß genug, um ihn vom Handeln abzuhalten, sie wollen ihm zeigen, dass es ohne einen weiteren starken Mann geht. Das mag sogar so sein - doch die Opposition in Person von Zehetmair hat nun deutlich gemacht, dass sie nicht willens ist, dies zu akzeptieren. Götz ist in dieser Auseinandersetzung nur das Mittel zum Zweck.

Wäre bei 1860 die Führungsebene intakt, dann wäre es nicht zu einem öffentlichen Ultimatum gekommen. Man hätte sich intern darüber verständigt, dem Trainer noch das Spiel gegen Hamburg zuzugestehen - anschließend hätte man gehandelt. Im Falle eines Sieges hätte der Trainer unbeschadet weiterarbeiten können. Nun droht ihm der gleiche quälende Prozess, den Stevens, die Hertha und Berlin durchlebt haben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: