Kommentar:Bundesliga, fürchte dich!

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Es sieht also nicht gut aus für die, die den FC Bayern nicht leiden können. Ihnen bleibt aber die Hoffnung, dass die Champions League ein wenig Schadenfreude bietet.

Es geht wieder die Angst um in Deutschland. Das ist, generell betrachtet, zwar nichts Besonderes, niemand fürchtet sich häufiger und inbrünstiger als die Deutschen, weshalb der Ausdruck German Angst als Inbegriff einer nationalen Dauerpsychose in der ganzen Welt sprichwörtlich ist. Aber in diesem Fall dreht es sich um Wichtigeres als den sterbenden Nadelwald oder das Schmelzen der Polkappen.

Hinten ein Titan, im Mittelfeld drei Zauberer und vorne Roy Makaay. Wer soll diese Mannschaft nur besiegen? (Foto: Foto: dpa)

Es geht um die gerade begonnene 42. Bundesligasaison: In der öffentlichen Meinung ist nach dem 2:0 des FC Bayern beim Hamburger SV der Eindruck entstanden, dass nur der Einsatz von Polizei und Feuerwehr noch verhindern können, dass die Münchner die Spielzeit als Titelgewinner beenden.

Die Rückkehr der Virtuosen

Für die Behauptung, dass die Bayern-Profis am 21. Mai 2005 den Inhalt absurd großer Weißbierflaschen über ihren Trainer kippen und anschließend im Konfetti baden werden, finden sich genügend Argumente, obwohl die Partie beim HSV keine Offenbarung von Genie und Schönheit war. Doch sie bot die Anhaltspunkte, um zu sagen: Die Bayern haben dank Lucio, Görlitz, Frings und Hashemian eine vielseitigere, lebendigere, stärkere Mannschaft als im Vorjahr und ihr gutes Einkaufsgeld nicht verschwendet.

Irrwitzig geistreich ist diese Schlussfolgerung nicht, aber es kommt noch schlimmer: Demnach ist das Team sogar um zwei weitere Größen gewachsen, die jahrelang verschollenen Virtuosen Deisler und Scholl nämlich. Dann gibt es auch noch den Effekt des Trainerwechsels, an dessen Nutzen kein Mensch zweifelt, nicht mal Magaths Vorgänger Hitzfeld, selbst wenn der leise grummelt, dass er auch gern so einen Fünf-Sterne- Kader zur Verfügung gehabt hätte.

Schwieriger als zu erklären, warum Bayern vermutlich Meister wird, ist es, Argumente zu sammeln, warum sie's nicht werden sollten. Und noch schwieriger scheint es, sie bei der Konkurrenz zu finden. Da ist zuerst Werder Bremen, nach Auffassung von Trainer Schaaf besser besetzt als im Meisterjahr. Stimmt das?

Schalke? Bremen? Leverkusen? - Gut, aber gut genug?

Vielleicht, aber die Bremer erwartet diesmal die Mühsal der Champions League, und es besteht Anlass zur Sorge, dass einige Spieler, Micoud etwa, Probleme bekommen könnten, wieder die Klasse der vergangenen Spielzeit zu erreichen. Schalke, Leverkusen, Stuttgart? Besitzen Qualität, aber zu viele Schwachpunkte. Dortmund? Nicht der Rede wert, um es höflich zu formulieren.

Es sieht also nicht gut aus für die, die den FC Bayern nicht leiden können. Ihnen bleibt aber die Hoffnung, dass die Champions League ein wenig Schadenfreude bietet.

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