Kölner 3:1-Sieg:Peter Stöger zieht den Hut

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Yannick Gerhardt ist in einer starken Kölner Mannschaft der herausragende Akteur und hilft dem FC zu einem wichtigen Sieg. Für Eintracht Frankfurt wird die Lage dagegen allmählich prekär.

Von Philipp Selldorf, Köln

Yannick Gerhardt hatte sicherlich wertvolle Anmerkungen zu machen zum 3:1-Sieg des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt, bloß war er leider für seine verzweifelten Zuhörer nicht zu verstehen - die Hip-Hop-Töne aus der Kölner Kabine waren zu laut. Andererseits genügte ein Blick in sein Gesicht, um zu erfahren, dass er mit sich, dem FC, dem Abend und der Welt zufrieden war, wozu er auch genügend Grund hatte.

Gerhardt war in einer kämpferisch starken und in der Summe auch spielerisch besseren Kölner Mannschaft einer der auffälligsten Akteure. Er kurbelte aus dem Zentrum die Kölner Angriffe an, schoss das 1:1 (29. Minute) und legte Mittelstürmer Anthony Modeste das 3:1 auf. "Spieler des Spiels, würde ich sagen", würdigte ihn sein Kollege Leonardo Bittencourt, und Trainer Peter Stöger liftete nach dem Schlusspfiff anerkennend seine Kappe vor dem 21-Jährigen.

"Die Jungs haben das gut gemacht", lobte der Österreicher. Auch von Sportdirektor Jörg Schmadtke gab es Komplimente: "Sie haben das nach dem Rückstand gut gelöst. Sie sind ruhig geblieben."

Frankfurt überrascht mit großem Angriffsgeist

Dieses Spiel bot gute Unterhaltung für die 49 200 Zuschauer, die den nasskalten, unschönen Abend in Köln-Müngersdorf verbrachten. Bittencourt verglich das Spielfeld später mit einem "Schlachtfeld", ein passendes Bild für ein packendes Kampfspiel. Eintracht Frankfurt überraschte die Hausherren mit großem Angriffsgeist und ging nach einem Doppelfehler des Kölner Verteidigers Mavraj verdient in Führung (25.). Alexander Meier hatte wieder geistesgegenwärtig das Richtige getan, als er seinen Fuß in den verirrten Schuss eines Mitspielers hielt.

Dieses 1:0 hatte aber kaum fünf Minuten Bestand, und wieder ging dem Treffer der Fehler eines Einzelnen voraus. Nachdem die Situation im Frankfurter Strafraum schon geklärt zu sein schien, versprang dem Mexikaner Marco Fabian, eigentlich ein versierter Techniker, der Ball - Modeste leitete den Abpraller umgehend zu Gerhardt, schon war's geschehen. "Dieses Tor fiel viel zu leicht", klagte Trainer Armin Veh.

In der 57. Minute folgte dann der große Auftritt des Kölner Verteidigers Dominique Heintz. Der U21-Nationalspieler hatte vor dem Spiel seinen Vertrag in Köln bis 2021 verlängert. Und dann erzielte er sein zweites Saisontor - das erste war ihm beim 2:6 im Hinspiel gelungen. Bei seinem Kopfballtreffer trug er seinen Glücksbringer: das Hochzeitsdatum seiner Eltern, eingestickt auf den Schuhen. Der Treffer brachte die Wende in der bis dahin ausgeglichenen Partie.

Für die Eintracht wird die Lage prekär

Dem Tor ging allerdings ein umstrittener Freistoß nach Foul an Marcel Risse voraus. Manager Hübner und Vorstandschef Bruchhagen beschwerten sich später zwar ausgiebig über den Freistoßpfiff, aber es war sicher nicht die in der Tat schwache Spielleitung von Schiedsrichter Felix Zwayer, die der Eintracht die Niederlage brachte. Zumal Zwayer den Kölnern einen Elfmeter vorenthielt (Foul am starken Nationalspieler Jonas Hector) und den Frankfurtern eine dringend fällige rote Karte ersparte (die sich Makoto Hasebe verdient hatte).

Ausschlaggebend war die kopflose Reaktion der Mannschaft auf den Rückstand. Die Frankfurter stürzten sich geschlossen in die Offensive, "wir haben mit viel Leidenschaft, aber mit zu wenig Kopf gespielt", kritisierte Veh, "wir waren viel zu offen und haben die Kölner zu Kontern eingeladen". Für die Eintracht wird die Lage nach der Niederlage prekär. Bruno Hübner warnte bereits vor der drohenden "Abwärtsspirale".

Die Frankfurter müssen nach der zehnten Saisonpleite immer mehr um den Klassenverbleib bangen und sind nur noch einen Punkt von dem Relegationsplatz entfernt. Dagegen stabilisierten die Kölner mit dem ersten Rückrundensieg ihre Position im Mittelfeld und nährten sogar die vage Hoffnung auf einen Europacup-Platz.

© SZ vom 14.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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