Klinsmann lobt seine Arbeit:"Absolut perfekt, wie es läuft"

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Während der Bundestrainer über eine Vertragsverlängerung sinniert, prasselt weiterhin Kritik auf ihn nieder. Günter Netzer spricht von Realitätsverlust und Franz Beckenbauer mischt sich in die Mannschaftaufstellung ein.

Bundestrainer Jürgen Klinsmann zeigt sich von der massiven Kritik der vergangenen Tage unbeeindruckt. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es absolut perfekt ist, wie es bisher läuft", sagte Klinsmann. Einzig die Qualität der Arbeit zähle. Für ihn sei es weiterhin denkbar, dass sein Vertrag nach einer erfolgreichen Fußball-WM verlängert werde.

Klinsmann betonte, dass die Entscheidung auch in keiner Weise von seinem Wohnort Los Angeles abhänge. "Es hängt vom Verlauf der kommenden Monate ab: Inwieweit wir da unsere Arbeit umsetzen können. Und vom Erfolg bei der WM. In keiner Weise vom Wohnort USA", wurde er zitiert.

Die Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Engelbert Nelle und Hans-Georg Moldenhauer, hatten gefordert, dass Klinsmann für eine Vertragsverlängerung nach der WM die Auflage gemacht werde, möglichst in Deutschland zu leben.

Unterdessen bekräftigte Fußball-WM-Organisationschef Franz Beckenbauer seine Kritik an Klinsmann. "Drei Monate vor der WM noch von Entwicklung zu sprechen, davon halte ich gar nichts", sagte er in München.

Insbesondere warnte er Klinsmann davor, sich in der Torhüterfrage für Jens Lehmann und gegen Oliver Kahn zu entscheiden. "Da bitte ich die sportliche Leitung, sich das gut zu überlegen", erklärte Beckenbauer.

Beckenbauer äußerte zugleich Unverständnis darüber, dass sich der Bundestrainer über mangelnde Unterstützung für die Nationalelf in der deutschen Öffentlichkeit beklagte. "Die Kritik wird sich bis zur WM noch 100-fach verstärken, wenn man sich jetzt schon darüber beschwert, dann gute Nacht", erklärte er.

Scharfe Kritik übte Beckenbauer auch an der Fußball-Nationalmannschaft. "Die Zeit läuft uns davon. Wie vor einer Woche gesehen, ist die Mannschaft derzeit nicht in der Lage, auswärts zu bestehen." Einen Trainerwechsel vor der WM erwartet Beckenbauer nicht. "Dafür ist der DFB zu konservativ", sagte Beckenbauer.

Günter Netzer hingegen ist anderer Meinung. In seiner Bild-Kolumne schließt der einstige Spielmacher der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auch einen Trainerwechsel nach dem USA-Länderspiel nicht aus.

Klinsmann habe durch sein Verhalten in den vergangenen Wochen viel Angriffsfläche geboten, meinte Netzer. Deshalb erwarte er jetzt vom geschäftsführenden DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, dass der Klinsmann klar macht, dass es so nicht weitergeht.

Netzer fordert Demut

Es habe ein Fehlverhalten gegeben, das so nicht zu akzeptieren sei. Netzer: "Ich stelle bei Klinsmann einen Realitätsverlust fest, in dem er maßlos unterschätzt, was den Fußball-Fan hier in unserem Land tatsächlich bewegt."

Laut Netzer habe Klinsmann immer wieder viele Expertenmeinungen eingefordert, aber er stelle nun fest, dass er auf keinen gehört habe.

"Klinsmann erscheint mir mittlerweile beratungsresistent zu sein", sagte der einstige Bundesliga-Profi: "Was ich jetzt von Klinsmann erwarte, ist eine Portion Demut. Es geht nicht um seine persönlichen Belange. Es ist schließlich nicht seine WM, sondern unsere WM. Diesem Turnier muss man alles unterordnen - auch persönliche Belange."

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