Kinder und Sport:Fett, faul und fernsehsüchtig? Von wegen!

Der deutsche Nachwuchs ist sportlicher als sein Ruf. Etwa 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen treiben Sport. Um die 70 Prozent der Mitglieder machen sie bereits bei den Vereinen aus. Doch die gehen mit den Kids oft stiefmütterlich um. Und in Schule und Kindergarten ist's nicht besser.

"Die Schlagworte fett, faul und fernsehsüchtig treffen nur auf einen kleinen Teil der Kinder mit einem Anteil um zehn Prozent zu", sagte Professor Werner Schmidt, einer der Autoren.

"Die Kinder sind nicht fauler geworden, aber ihr Lebensumfeld hat sich drastisch verändert", erläuterte Autor Professor Wolf-Dietrich Brettschneider. In der Nähe der Wohnungen fehlten häufig Plätze zum Spielen und Toben. "Das hat zur Folge, dass die Kinder körperlich und motorisch wesentlich eingeschränkter sind als vor 30 Jahren."

Daher gingen Kinder immer früher in Sportvereine, um ihren Bewegungsdrang auszuleben. Inzwischen beträgt der Anteil der 7- bis 12-Jährigen in den Vereinen 70 Prozent.

Deutlich weniger Sport als ihre gleichaltrigen Kameraden betreiben Mädchen, Kinder aus sozial schwachen Schichten und Kinder von Migranten.

Mitgliedschaft in Vereinen fördere die Bereitschaft zum sozialem Engagement, haben die Forscher herausgefunden.

In puncto Gewalt habe sportliche Aktivität allerdings keinen Einfluss, sagte Brettschneider. "Da ist weder im positiven noch im negativen Sinne ein Zusammenhang mit der Gewaltbereitschaft von Jugendlichen zu erkennen."

"Kinder brauchen definitiv mehr Bewegung, und die Qualifikation der Übungsleiter muss verbessert werden", bilanzierte die Kölner Sportwissenschaftlerin Professor Ilse Hartmann-Tews.

Übungsleiter ungenügend qualifiziert

Denn gerade bei dem sportbegeisterten Nachwuchs würden oft nur mangelhaft ausgebildete Übungsleiter eingesetzt. Auch müssten bereits Kindergärtnerinnen entsprechend ausgebildet werden, um den Bewegungsmangel bei Kindern auszugleichen.

Die von der Krupp-Stiftung finanzierte Studie wurde am Freitag in Essen von dem Kuratoriumsvorsitzenden Berthold Beitz an Bundesinnenminister Otto Schily und den Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, überreicht.

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