Katie Ledecky:Abschied von den Kinderspielen

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Abschiedsschmerz nach dem letzten Olympia-Rennen: Katie Ledecky bei der Siegerehrung des 800-Meter-Freistil-Rennens. (Foto: Dmitri Lovetsky/AP)

Die 19-Jährige gewinnt fünf Medaillen, ihr glückt das Gold-Triple in den Einzeldisziplinen, und doch weint sie am Ende - weil für sie ein neues Leben mit großen Erwartungen beginnt.

Von René Hofmann, Rio de Janeiro

Tränen liefen über das Gesicht, das nun bald das prägende sein soll für das erfolgreichste Schwimmteam der Welt. Katie Ledecky weinte. Sie weinte, weil ihre Olympia-Auftritte in Rio jetzt vorbei sind. Und weil sie spürte, dass sich in ihrem Leben recht bald recht viel ändern wird.

Eine Zeitspanne geht zu Ende, ein neuer Lebensabschnitt beginnt, und Olympia markiert die Wegmarke: Das gibt es öfter. Aber Katie Ledecky wurde von dem Gefühl überwältigt. "Heute habe ich sie das erste Mal wirklich emotional erlebt", sagte Michael Phelps, der mit seinen 31 Jahren und deutlich mehr als 20 Olympiamedaillen durchaus als Experte für Emotionen gelten darf.

Katie Ledecky ist eine herausragende Schwimmerin. Das wusste die Welt schon, bevor in Rio der Erste in den Pool sprang. Aber in diesem Pool hat Ledecky der Welt dann eben doch noch einmal vorgeführt, wie weit sie herausragt. Ledecky sammelte fünf Medaillen. Neben Silber mit der 100- und Gold mit der 200-Meter-Freistil-Staffel gewann sie drei Einzelstrecken: über 200, 400 und 800 Meter Freistil. Das Triple war zuvor nur einer geglückt: Debbie Meyer, bei den Spielen 1968 in Mexiko-City.

Das Video von Debbie Meyer macht Ledecky stolz

Meyer drückte Ledecky am Freitag, als diese zum letzen Mal ins Wasser ging, die Konkurrentinnen über 800 Meter um fast eine Bahn deklassierte und den Weltrekord auf 8:04,79 Minuten verbesserte, die Daumen. Meyer hatte ein Video geschickt, in dem sie Ledecky Glück wünschte. Das sah Ledecky sich unmittelbar vor dem Rennen an. Später erklärte sie - immer noch aufgewühlt - dazu: "Ich bin so stolz darauf, Teil dieser Geschichte zu sein."

Ihre eigene Geschichte wird nun eine neue Wendung nehmen. Katie Ledecky ist erst 19. Bisher lebte sie bei ihren Eltern. Jetzt steht der Auszug an. Es zieht sie zur Stanford University. Für deren Team wird sie künftig auch schwimmen. Neue Umgebung, neue Trainer. Und dann sind da ja noch die neuen Erwartungen. Michael Phelps hört auf, das US-Schwimmteam braucht eine neue Galionsfigur. Ledecky drängt sich da auf, allein schon wegen ihrer Erfolge, aber auch weil Michael Phelps in Rio wissen ließ, dass er ihr die Rolle durchaus zutraut.

Katie Ledecky hat versucht, ihre Tränen zu erklären. "Ich hatte einfach so viel Spaß in den vergangenen vier Jahren", schluchzte sie, "und hier in Rio hatte ich auch so viel Spaß. Und jetzt ist alles vorbei." Der Abschied von den Kinderspielen - er schmerzte.

© SZ vom 14.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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