Karl-Heinz Wildmoser:Der Senior zeichnet Geldtransfers ab

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Die Untersuchungshaft hat er gegen Kaution verlassen, doch der Verdacht bleibt: Ermittler arbeiten 400 Aktenordner durch und stoßen dabei auf Beweismittel gegen Vater Wildmoser.

Von Christian Rost

Karl-Heinz Wildmoser befindet sich gegen Kaution auf freiem Fuß - die Ermittlungen gegen den Präsidenten des TSV 1860 München und seinen Sohn laufen indes weiter auf Hochtouren. Die Fahnder von Polizei und Staatsanwaltschaft sichten derzeit 400 sichergestellte Aktenordner sowie Computerdateien. Darin finden sich ungeklärte Alt-Abrechnungen mit dem Bauunternehmen Alpine und von Karl-Heinz Wildmoser sen. gegengezeichnete Schriftstücke, in denen die "Provisions-Zahlungen" im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Fußball-Stadions ersichtlich sein sollen.

In den Unterlagen - Kontoauszüge, Verträge und Schriftverkehr - findet sich offenbar einiges interessante Material. Ein Ermittler sagte zur SZ, es habe schon in der Vergangenheit "Kontakte und Geschäfte in dem Dreieck" Wildmoser, dem Immobilienkaufmann Stefan D. aus Mittersendling und dem österreichischen Bauunternehmen Alpine gegeben. Dabei sei Geld geflossen. Bislang ist jedoch unklar, "ob diese Zahlungen für tatsächlich getätigte Leistungen erfolgten". Es ist von "Unregelmäßigkeiten" die Rede. Gegen Wildmoser sen. bestehe nach wie vor "dringender Tatverdacht".

Unterschriften als Beweis

Als schlagkräftigstes Beweismittel im aktuellen Stadion-Skandal führen die Ermittler Unterschriften von Vater Wildmoser an. Er habe Schriftstücke abgezeichnet, auf denen zumindest in Teilen der Eingang des Schmiergeldes der Firma Alpine von knapp 2,4 Millionen Euro erkennbar aufgelistet gewesen sei. "Was man unterschreibt, sieht man sich auch an. Und wenn es um Geld geht und man selbst gerade einen finanziellen Engpass hat, sieht man noch genauer hin", so ein Ermittler. Karl-Heinz Wildmoser jun., der sich weiter in Untersuchungshaft befindet, hatte hingegen erklärt, sein Vater habe keine Kenntnis von dem Deal mit Alpine gehabt. Sohn Wildmoser will das dubiose Provisions-Geschäft nur mit Stefan D. eingefädelt haben - abgesehen von einigen Tipps für Alpine bei der Bewerbung um den Bauauftrag habe es keine Gegenleistung gegeben. Die Fahnder dazu: "Das passt nicht. Was er getan hat, ist zu wenig für solch eine Gegenleistung."

Die Polizei kommt nun auch bei ihren Ermittlungen bei Alpine voran. Ein Zeuge, der mit den Geldflüssen des Unternehmens vertraut ist, nannte die Verantwortlichen im Bestechungs-Skandal. Die Ermittler wollen allerdings nicht alleine auf diese Aussage vertrauen. Die Hinweise seien zwar "nützlich, wir wissen aber noch nicht gesichert, wer wen auf der Geberseite zur Bestechung gedrängt hat". Es seien weitere Vernehmungen notwendig. Dass die Polizei schon seit Oktober 2002 ermittelt, aber erst jetzt in den Konten der Beschuldigten forscht, hat übrigens einen handfesten Grund: Vor der Festnahme der Wildmosers wollten die Beamten bei den Banken nicht nachfragen, weil sie Fans oder Gegner des 1860-Präsidenten fürchteten.

"Ein Fan bei der Bank hätte die polizeiliche Nachfrage womöglich dem Verein gemeldet, ein Gegner der 60er wäre vielleicht zu einer Zeitung gelaufen und hätte die Ermittlungen zunichte gemacht."

© SZ vom 13. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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