Jan Ullrich:"Ich ärgere mich maßlos"

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Jan Ullrich ist auf seinen Teamchef Walter Godefroot sauer und hat mit Konsequenzen gedroht - allerdings ohne zu sagen, was er damit meinen könnte.

"Ich ärgere mich maßlos. Ich treffe Herrn Godefroot am Wochenende in Hamburg. Da werde ich ihn zur Seite nehmen. Und dann meine Konsequenzen ziehen", sagte der Tour-Vierte am Montagabend als Gast bei "Beckmann" in der ARD. Eine Trennung von T-Mobile ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Godefroot ist sichtlich bemüht, nicht weiteres Öl ins Feuer zu gießen.

Will seine Konsequenzen ziehen: Jan Ullrich (Foto: Foto: dpa)

"Ich kann Jans Ärger verstehen, aber ich habe ihm keinen Grund dafür gegeben", sagte der Belgier dem sid: "Da sind wieder mal Dinge an ihn von außen herangetragen worden, die nicht den Tatsachen entsprechen." Godefroot bestätigte, dass es am Sonntag beim Weltcuprennen in der Hansestadt zu einer "persönlichen Aussprache" kommen werde: "Das habe ich selbst Jan am Montagmittag in Bonn beim Empfang der Stadt vorgeschlagen, und er hat zugestimmt."

Die Empörung Ullrichs hatte sich an Godefroots Vergleich zwischen Lance Armstrong und dem gebürtigen Rostocker in einem L'Equipe-Interview zum Tourfinale entzündet. "Armstrong lebt für das Rad fahren, Jan fährt Rad, um zu leben. Ich bezweifle, dass Jan von seiner Psyche her überhaupt in der Lage ist, so ein Leben zu führen. Er ist keine Bestie, kein Killer", hatte Godefroot gesagt.

"Dazu stehe ich", so Godefroot weiter, "aber ich weiß nicht, was daran schlecht sein soll, wenn ich Jan als Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen bezeichnet habe." Ullrich fühlt sich offenbar trotzdem angegriffen: "Herr Godefroot kennt mich ja gar nicht richtig. Wie fleißig ich bin, können nur die Leute beurteilen, die mit mir das ganze Jahr arbeiten. Wie Rudy Pevenage."

Godefroot stellte dazu fest, er habe weder Ullrichs Leistung noch die Arbeit seines persönlichen Beraters Pevenage kritisiert, sondern nur die Zuständigkeiten dargestellt: "Und dazu gehörte, dass Pevenage für die Vorbereitung verantwortlich war." Manche Passagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden: "Ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, dass Jan weiter die Nummer 1 bei uns ist."

Ullrich hatte sich nach seinem verpatzten Anlauf auf den Toursieg über die Nachberichterstattung "maßlos geärgert", baute sich aber gleich eine Brücke: "Ich kenne das ja auch nur aus der Zeitung, mit mir persönlich ist darüber nicht gesprochen worden." Er wolle erst klären, was Godefroot überhaupt gesagt habe: "Es war ja auch so bei Klödi und mir. Da hat man auch in den Medien versucht, einen Streit zwischen uns zu konstruieren. Dabei konnte davon gar keine Rede sein."

Ullrich führte noch einmal seine Grippe als Grund für die schwache Form zu Beginn der Tour und in den Pyrenäen an. Er habe zwar zu Hause in einem eigenen Zimmer geschlafen, sich aber dennoch bei seiner Tochter angesteckt: "Natürlich bin ich enttäuscht, nicht auf dem Podium zu stehen, aber auch stolz, dass ich nach Paris gekommen bin."

Armstrong sei ohnehin in diesem Jahr zu stark gewesen: "Seine Leistung war bemerkenswert". Für unschlagbar aber hält Ullrich den Amerikaner nach wie vor nicht: "Ich bin ein Kämpfer. Im nächsten Jahr greife ich wieder an."

Ob bei T-Mobile, ließ er zwar offen, doch viel Alternativen hat der 30-Jährige nicht. Er steht bei Godefroot bis 2006 unter Vertrag. Wenn er Konsequenzen ziehen will, könnte er sich freikaufen - oder auch nur den Belgier künftig nicht mehr grüßen. Der wartet gelassen das Wochenende ab: "Ich weiß nicht, was Jan sich vorstellt. Von meiner Seite aus ist unser Verhältnis nicht gestört."

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