Jan Ullrich:DNA-Probe belastet Ullrich

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Die in Spanien gefundenen Blutkonserven sind zweifelsfrei Jan Ullrich zugeordnet worden. Dabei hatte Ullrich jede Verbindung zum Dopingarzt Fuentes bestritten. Ullrichs Anwalt spricht von möglicher Manipulation.

Fünf Wochen nach seinem Rücktritt scheint Jan Ullrich endgültig der Lüge überführt. Die bei der "Operacion Puerto" von den spanischen Behörden sichergestellten und ihm zugeordneten Blutkonserven mit den Kennzeichnungen "Jan", "Nummer 1" oder "Rudis Sohn" stammen "zweifelsfrei" von dem ehemaligen deutschen Radsportstar.

Dies haben die Vergleiche mit Ullrichs DNA-Probe ergeben, wie der Bonner Staatsanwalt Friedrich Apostel dem Sport-Informations-Dienst (sid) sagte.

Der 33 Jahre alte Ex-T-Mobile-Kapitän und Toursieger von 1997 hatte bisher jede Verbindung zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes und jede Manipulation bestritten. Er war am 26. Februar mit der Behauptung abgetreten, "nie betrogen" zu haben. Das Hamburger Amtsgericht untersagte dem Heidelberger Doping-Experten Werner Franke kurz zuvor die Behauptung, Ullrich habe für mindestens 35.000 Euro Dopingmittel von Fuentes bezogen.

Ullrichs Verteidiger wurden am Dienstag über das Ergebnis informiert. Man erwarte "relativ schnell" eine Reaktion, meinte Apostel. Anwalt Peter-Michael Diestel bestätigte den Erhalt einer entsprechenden Fax-Nachricht, wollte aber von einer neuen Lage nichts wissen: "Damit ist überhaupt nichts bewiesen." Ullrich sei oft Blut abgenommen worden, "außerdem waren wir nicht dabei, als die Proben verglichen wurden".

Ermittlungen laufen

Für die Staatsanwaltschaft aber sind die Übereinstimmungen "ein wichtiges Indiz" für die grundsätzliche Aussagekraft der spanischen Dokumente, obwohl Apostel dies nicht weiter kommentieren wollte. Doch wenn das Blut der "Nummer 1" von Ullrich stammt, erhalten auch die Abrechnungen über Doping-Substanzen hohe Wahrscheinlichkeit. In den Unterlagen werden unter den gleichen Codes Wachstumshormone, Insulin und Testosteron aufgelistet.

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ullrich wegen Betruges zum Nachteil seines früheren Rennstalls sowie gegen seinen belgischen Betreuer Rudy Pevenage wegen Beihilfe und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Wann offiziell Anklage erhoben wird, konnte Apostel noch nicht abschätzen. Man wolle zuvor weitere Beweismittel zuordnen und erwarte noch weiteres Material aus der Schweiz und aus Belgien.

Ein Mediziner des Landeskriminalamtes war am 26. März nach Spanien gereist, um das Ullrich zugerechnete Blut mit der DNA-Probe zu vergleichen, die der Wahlschweizer am 1. Februar bei der Polizei in Konstanz abgegeben hatte. Der Vergleich erbrachte "in mehreren Fällen" laut Apostel ein identisches Ergebnis.

Bei der "Operacion Puerto" hatte die spanische Polizei im Mai 2006 zahlreiche Beweismittel sichergestellt. 51 Radprofis gerieten unter Verdacht, zum Doping-Netzwerk um Fuentes zu gehören, darunter auch Ullrich, der Ansbacher Jörg Jaksche und Italiens Girosieger Ivan Basso. Ullrich und Basso (CSC) wurden von ihren Teams am Tag vor dem Tour-Start aus dem Aufgebot genommen. Auch Pevenage, der zahlreiche Telefonate mit Fuentes geführt haben soll, wurde vom Bonner Rennstall sofort suspendiert.

Ullrich, dessen Vertrag aufgelöst wurde, trat Mitte Oktober aus dem Schweizer Radsportverband aus, weil dieser gegen ihn wegen Dopings ermittelte, und war seitdem ohne Lizenz und Rennstall. Basso dagegen wurde in Italien freigesprochen, weil das spanische Gericht die Beweismittel nicht freigab, und kam bei Discovery Channel (USA) neu unter. Das Verfahren gegen Fuentes wurde Mitte März in Madrid eingestellt, der Einspruch läuft.

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