Italien - Frankreich:Italien ist Weltmeister!

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Zidane verliert die Nerven und sieht rot - Trezeguet scheitert im Elfmeterschießen.

Italien ist zum vierten Mal Fußballweltmeister: Die Azzurri gewinnen das WM-Finale am Sonntagabend in Berlin gegen Frankreich mit 5:3 im Elfmeterschießen.

Zidane verwandelt einen unvergesslichen Elfmeter zum 1:1 - und bleibt doch in schlechter Erinnerung. (Foto: Foto: AFP)

Die reguläre Spielzeit endete unentschieden 1:1, woran auch die Verlängerung nichts mehr änderte. In der 110. Minute wurde der französische Kapitän Zinédine Zidane in seinem letzten Länderspiel wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt.

Nur die Latte

Im Elfmeterschießen trafen alle fünf italienischen Schützen: Andrea Pirlo, Marco Materazzi, Daniele De Rossi, Alessandro Del Piero und Fabio Grosso. Für Frankreich brachten Sylvain Wiltord, Eric Abidal und Willy Sagnol den Ball im Tor unter. Der Schuss von David Trezeguet ging aber an die Latte.

Beide Tore der regulären Spielzeit fielen bereits in der ersten Halbzeit. Zinédine Zidane brachte sein Team in der 7. Minute mit einem Elfmeter in Führung. Der Ausgleich fiel zwölf Minuten später durch Materazzi - ausgerechnet durch den Abwehrspieler, der zuvor den Strafstoß verschuldet hatte.

Während Italien in der ersten Halbzeit spritziger wirkte, war danach Frankreich die das Spiel bestimmende Mannschaft. Die Elf um Stürmer Thierry Henry scheiterte aber immer wieder an der dicht gestaffelten italienischen Abwehr.

In der Verlängerung hatte Zidane das Siegtor in der 104. Minute auf dem Kopf, doch Gianluigi Buffon riss die Fäuste hoch und lenkte den Ball übers Tor. Sechs Minuten später stieß Zidane seinen Gegenspieler Materazzi mit dem Kopf zu Boden und sah deswegen die Rote Karte.

Benommen am Boden

Da beide Trainer nur eine echte Spitze aufs Feld schickten - Luca Toni auf italienischer und Thierry Henry auf französischer Seite, erwarteten viele ein von Taktik und starken Abwehrreihen geprägtes Spiel. Statt dessen aber erlebten die 69.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion vor allem in der ersten Halbzeit packende Strafraumszenen und verbissene Zweikämpfe.

Beiden Mannschaften waren Nervosität und Anspannung deutlich anzumerken, als der argentinische Schiedsrichter Horacio Elizondo das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2006 angepfiffen hatte. In der allerersten Minute lief Thierry Henry, der einzige Stürmer der Franzosen, im Mittelkreis gegen Fabio Cannavaro und ging benommen zu Boden, konnte nach kurzer Behandlung aber weitermachen.

Kurz darauf wirkte die so hoch gelobte italienische Abwehr alles andere als sicher, als der linke Mittelfeldspieler Florent Malouda mit schnellem Antritt in den Strafraum eindrang. Zwei Verteidiger bedrängten ihn von rechts und links, Materazzi ging mit dem Bein in Richtung Malouda, und der Schiedsrichter zeigte ohne Zögern auf den Elfmeterpunkt - wie schon im Halbfinale gegen Portugal (1:0) eine Sache für Zidane.

Unglaublich lässiger Elfmeter

Der zum letzten Mal für Frankreich spielende Star schoss den Ball an die Unterkante der Latte, von wo aus er zum 1:0 hinter die Linie sprang. Für kurze Zeit wirkte Italien geschockt, reagierte dann aber mit verstärkter Offensive. In der 14. Minute klärte Lilian Thuram nach einem scharf getetenen Freistoß von Andrea Pirlo in höchster Not zur Ecke.

Fünf Minuten später war es wieder Pirlo, der einen Eckball von der rechten Seite gefährlich vors Tor brachte. Materazzi sprang höher als Patrick Vieira, köpfte zum Ausgleich ein und reckte seinen gestreckten Arm mit großer Geste in den Abendhimmel.

Die Azzurri spielten daraufhin wie beflügelt auf und erspielten sich eine Reihe guter Chancen. Insbesondere bei Eckbällen brannte es im französischen Strafraum, zumal sich Torhüter Fabien Barthez kaum von seiner Linie bewegte. Nach einem erneut von rechts hereingebrachten Eckball traf Luca Toni in der 36. Minute mit einem Kopfball nur die Latte.

Buffon hält

Der Beginn der zweiten Hälfte gehörte dann eindeutig den Franzosen. Zwei Mal brachte sich Henry mit trickreicher Ballbehandlung in gute Schussposition, vertändelte dann aber die Chancen. In der 63. Minute hielt er einmal mit voller Kraft drauf, scheiterte aber an Torwart Buffon.

Auch Malouda und Franck Ribéry spielten in der zweiten Halbzeit deutlich offensiver. Um das Spiel der Italiener wieder zu beleben, nahm Trainer Marcello Lippi den enttäuschenden Totti vom Platz, ebenso Simone Perrota.

An ihrer Stelle kamen der zuletzt für vier WM-Spiele gesperrte Daniele de Rossi und Vincenzo Iaquinta zum Einsatz. Für Frankreich kam Trezeguet für Ribéry. Der lang erwartete Stürmer brachte keine Verstärkung mehr für die Offensive - entschied das WM-Finale aber mit seinem verschossenen Elfmeter.

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