Ingolstadt rutscht weiter ab:Ein Nackenschlag genügt

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Die Hoffnung bleibt: Trainer Markus Kauczinski mit seiner Mannschaft nach der 2:0-Niederlage. (Foto: Ronald Wittek/dpa)

Bei der verdienten 0:2-Niederlage in Mainz präsentiert sich der FC Ingolstadt erneut harm- und hilflos. Der Druck auf den weiterhin sieglosen Trainer Markus Kauczinski nimmt zu.

Von Tobias Schächter, Mainz

Ob er glaube, am nächsten Wochenende im Heimspiel gegen den FC Augsburg noch Trainer des FC Ingolstadt zu sein? Markus Kauczinski überraschte diese Frage nicht, seine Mannschaft hatte ja gerade beim FSV Mainz 05 mit 0:2 (0:0) verloren und blieb damit auch im neunten Punktspiel in dieser Saison ohne Sieg. Und dennoch überlegte Kauczinski nicht lange und antwortete: "Ich denke schon. Der Verein sagt, dass wir zusammenstehen, das fühle ich auch." Von den Verantwortlichen der Ingolstädter gab es direkt nach dem Spiel keine Aussagen, die auf eine schnelle Trennung hindeuten, aber die bittere Pleite in Mainz erhöht den Druck auf den Trainer, der im Sommer als Nachfolger von Ralph Hasenhüttl vom Zweitligisten Karlsruher SC zum FCI gewechselt war.

Zwar habe er in den vier Jahren als Cheftrainer beim KSC schon viele knifflige Situationen gemeistert, aber die Lage nun sei "neu" für ihn und eine "besondere Herausforderung", so Kauczinski, dessen Mannschaft mit nur zwei Zählern weiter auf einem Abstiegsplatz herumkrebst. Kauczinski selbst hatte vor zehn Tagen die nächsten Spieltage zu den "Wochen der Wahrheit" ausgerufen. Dabei weckte die Mannschaft in der nun abgelaufenen englischen Woche zunächst Hoffnungen mit einer guten Leistung beim 3:3 gegen Borussia Dortmund; danach aber schieden die Ingolstädter am Dienstag nach freudlosen 120 Minuten im Elfmeterschießen bei Eintracht Frankfurt im Pokal aus, bevor nun in Mainz nach einer insgesamt schwachen Leistung der erhoffte Befreiungsschlag in der Liga ausblieb.

Hoffnung auf Besserung machte der Auftritt nicht. Wie schon in Frankfurt vor vier Tagen agierten die Bayern auch in Mainz im Spiel nach vorne zu zaghaft und im Abschluss zu harmlos - und in der Abwehr nur 45 Minuten halbwegs kompakt. Als sie durch einen verwandelten Elfmeter von Yunus Malli in Rückstand gerieten (Moritz Hartmann hatte Brosinski gefoult, 51.), "war das ein Nackenschlag, von dem wir uns nicht erholt haben", wie Innenverteidiger Marvin Matip richtig bemerkte. In den entscheidenden Szenen, so der Ingolstädter Kapitän, sei die Mannschaft in dieser Saison einfach zu fehlerhaft. Eine Einschätzung, die Trainer Kauczinski teilte: "Uns fehlt die Konstanz in den Spielen."

"Es wird nicht einfach aufzustehen"

Wie entschlossen Angreifer auftreten müssen, um erfolgreich zu sein, zeigte der Mainzer Mittelstürmer Jhon Cordoba beim 2:0. Mit letzter Energie setzte er sich gegen mehrere Abwehrspieler durch und legte dem eingewechselten Levin Öztunali den Ball so vor die Füße, dass dieser das Spielgerät gar nicht mehr nicht ins Tor schieben konnte (85.). Und nachdem der eingewechselte Max Christiansen nur eine Minute später nach seinem zweiten Foul mit Gelb-Roter-Karte vom Platz gestellt wurde, war die Partie gegen Ingolstadt entschieden.

Mainz gewann nach der Pokal-Pleite in Fürth am Mittwoch endlich wieder in der Liga, was Mut macht vor dem Europa-League-Auftritt am kommenden Donnerstag beim RSC Anderlecht. "Der Elfmeter war der Dosenöffner, danach hatten wir mehr Mut, die Angst, etwas zu verlieren", sei verflogen, lobte FSV-Trainer Martin Schmidt, dessen Team mit 14 Punkten nun wieder eher nach oben als nach unten schauen darf.

Tiefer können die Ingolstädter derzeit kaum blicken, aber der Blick nach oben gerät mit jeder Niederlage nur verzweifelter. "Es wird nicht einfach aufzustehen", gab FCI-Kapitän Marvin Matip zu. Die Mannschaft hatte sich nach dem Pokalspiel in Frankfurt in einem Trainingslager unter anderem mit einem Bowling-Abend am Donnerstag auf die Aufgabe in Mainz vorbereitet. Aus der ungewöhnlichen Maßnahme entstand nichts Erfolgreiches, im Gegenteil: Die Mannschaft wirkte von Beginn an passiv und nach dem 0:1 auch zermürbt von den vielen Rückschlägen. Matip glaubt nicht, dass es eine Trainerdiskussion geben wird in der kommenden Woche in Ingolstadt. Linksverteidiger Markus Suttner betonte nach dem Abpfiff in Mainz: "Wir identifizieren uns mit dem Trainer." So langsam aber müssen die Profis auch einmal ein Spiel gewinnen - anders können sie sich und ihrem Trainer nicht helfen.

© SZ vom 30.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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