Ingolstadt entlässt Stefan Leitl:Der Architekt geht

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Der Neue: Stefan Leitl. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Nach dem 0:1 gegen St. Pauli wird Trainer Leitl entlassen. Den Klub hat er mitgeprägt, wer ihn ersetzt, ist noch ungewiss.

Von Philipp Schneider

Es gibt Fußballer, die waren solange tätig für nur einen Verein, dass sie aus Sicht des sich erinnernden Betrachters mit diesem zu verschmelzen scheinen. Marco Bode bei Werder Bremen. Charly Körbel bei Eintracht Frankfurt. Paolo Maldini beim AC Mailand. Gerd Müller beim FC Bayern. Willi Landgraf bei Alemannia Aachen. Auch Stefan Leitl, 41, darf behaupten, dass er die Chronik eines Vereins dominiert, selbst wenn es den erst seit 2004 gibt. Die des gegenwärtigen Zweitligisten FC Ingolstadt. Noch ist nicht ganz klar, welche emotionale Delle die viele Jahre harmonische Liaison zwischen dem Klub und seinem ewigen Architekten noch nehmen wird, nachdem Leitl, im Vorjahr erst aufgestiegen zum Cheftrainer der Profimannschaft, als solcher am Samstag entlassen wurde. Von Ingolstadts Sportdirektor Angelo Vier, einem ganz passablen ehemaligen Zweitliga-Stürmer, den man vor allem deshalb nicht mit einem Klub verbindet, weil er sich in seiner aktiven Zeit von elf verschiedenen bezahlen ließ.

Als am Freitagabend in Ingolstadt der Schlusspfiff ertönte nach einem 0:1 gegen St. Pauli, da wird Leitl bereits gedämmert sein, dass er sich nun auf seinen vorerst letzen Gang in die Kabine begeben würde: "Es liegt nicht in meinen Händen. Das weiß jeder, der hier ist", sagte er. Am Samstagmorgen gaben die Schanzer die Trennung bekannt. "Wir sind optimistisch, zeitnah einen Nachfolger präsentieren zu können", sagte Vier. Auch Leitls Assistent Andre Mijatovic, 38, muss sich neue Aufgaben suchen.

Wer Ingolstadt, das in sechs Partien nur fünf Punkte holte, am Dienstag beim 1. FC Köln betreuen wird, stand am Sonntag zunächst nicht fest. "Wir brauchen einen Trainer, der die Liga kennt, Erfahrung hat und ein Anker für die Mannschaft ist", sagte Vier. Leitls Nachfolger soll "zeitnah" vorgestellt werden. Gehandelt werden Jens Keller, zuletzt tätig bei Union Berlin, Uwe Neuhaus, kürzlich entlassen bei Dynamo Dresden. Und Torsten Lieberknecht, der viele Jahre bei Eintracht Braunschweig wirkte.

Der gebürtige Münchner Leitl war 2007 nach Ingolstadt gewechselt, fortan begleitete er den Aufstieg der Oberbayern in die zweite Liga, stieg mit in die neu geschaffene dritte Liga ab, dann schaffte er mit dem FCI die Rückkehr ins Profitum. Unter Trainer Michael Wiesinger lief er als Sechser auf, Benno Möhlmann erzog ihn zur hängenden Spitze. Spieler kamen und gingen, Leitl blieb. Und spielte immer. Ehe der Trainer Tomas Oral Ende der Saison 2012/13 Leitls Vertrag nicht erneuern ließ. Danach arbeitete Leitl als Trainer in Ingolstadts Nachwuchsbereich, ehe er am 22. September 2017 zum Cheftrainer befördert wurde. Auf den Tag genau ein Jahr vor seiner Entlassung.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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