HSV-Torschütze Olic:Unnachahmlicher Ivica

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Brachte den Hamburger SV gegen Schalke auf die Siegerstraße: Ivica Olic. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

35 Jahre ist der Kroate alt, doch er hat es allen gezeigt. Ohne den Rückkehrer hätte der HSV am letzten Bundesliga-Spieltag vermutlich gar keinen Treffer erzielt. Reden allerdings mag er vorerst nicht mehr.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Ivica Olic schleppte seinen alten Körper in die Kabine. Die Hand in die rechte Hüfte gestützt, setzte er bedächtig einen Fuß vor den anderen, als könnte ihm ein einziger, unvorsichtiger Schritt noch schlimmere Schmerzen bereiten. Für die Fans des Hamburger SV war er ein Held an diesem Nachmittag. Und trotzdem sah Ivica Olic fürchterlich aus.

35 Jahre ist der Kroate alt, doch er hat es allen gezeigt. Er hat mit seinem Führungstreffer kräftig geholfen, den HSV gegen Schalke vor dem direkten Abstieg zu bewahren. Dank Olic und dank Slobodan Rajkovic, der die von Olic erzeugte Euphorie nutzte und den zweiten Treffer nachlegte, darf der HSV nun zumindest in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten antreten. Lange nach Schlusspfiff hallten "Ivica Olic"-Sprechchöre durch die Arena. Die Fans offenbarten ein gutes Gespür, was Olic an diesem Nachmittag geleistet hatte.

Lange war kaum denkbar, dass der HSV an diesem Tag noch ein Tor gelingen würde. Viel zu harmlos waren die Versuche in der ersten Halbzeit, zu umständlich, zu konfus. Dann dieser Eckball in der 49. Minute: Vom Hinterteil von Johan Djourou kam der Ball über Umwege zu Olic, der sich drehte, den freien Raum erspähte und kühl neben den rechten Pfosten einnetzte. Eine "unnachahmliche Art" attestierte ihm Sportdirektor Peter Knäbel, trotz und gerade wegen seines Alters: "Er hat das geschafft, wovon wir alle geträumt haben." Olic hingegen wollte nach dem Spiel lieber nicht sprechen. Er hatte in den Wochen zuvor bereits genug gesagt.

Als "Abrechnung" hatten manche verstanden, was Olic über seine zweite Amtszeit beim HSV kundgetan hatte. Es gebe in der Mannschaft zu wenige Spieler, die Verantwortung übernehmen könnten, urteilte der Kroate: "Es fehlen Vertrauen, Spaß und Freude. Im Kopf ist eine Blockade." So machte ihm das Fußballspielen keinen Spaß. Dabei war Olic vor allem verpflichtet worden, weil der Mannschaft eben jene Spieler fehlten, die eine besondere Mentalität verkörpern. Dafür schien Olic der richtige Mann, mit den Bayern hatte er schließlich zahlreiche Titel eingeheimst, auch beim VfL Wolfsburg in fortgeschrittenem Alter noch sehr gute Leistungen gezeigt.

Doch er traf in Hamburg auf eine komplett verunsicherte Mannschaft. Olic litt, er versuchte zu helfen, doch alleine konnte er seine Mitspieler nicht aus dem Loch befreien. Nun könnte sich seine Verpflichtung spät auszahlen. In der Relegation wird ihm erneut eine wichtige Rolle zukommen.

© SZ vom 24.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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