HSV:Schalker mit Augenringen

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Torhüter Frank Rost tritt seinen Dienst beim Hamburger SV an. Und zeigt wenig Liebe zu Hamburg.

Andreas Burkert

Im weißen Polohemd erschien Frank Rost zum Couchgespräch, etwa in der Höhe seines Herzens leuchtete eine kleine Raute auf blauem Grund. Wie er sich so fühle, mit dem Vereinsemblem des Hamburger SV auf der Brust, wurde er gefragt, und Rost hätte den vornehmlich aus Norddeutschland angereisten Begleitern des HSV ganz sicherlich unfallfrei Schwärmereien über seinen neuen Arbeitgeber diktieren können.

Der HSV trainiert für die Rückrunde. Die Körpersprache sagt: Es gibt noch viel zu tun. (Foto: Foto: dpa)

Rost, 33, gilt jedoch als Mann aufrichtiger Worte, wahrscheinlich ist er gerade deshalb jetzt im Trainingslager des HSV am Persischen Golf und nicht in Gelsenkirchen, wo sich Schalke 04 auf die Rückrunde vorbereitet.

Ich bin kein Hamburger

"Ungewohnt" sei diese Raute, antwortet also Rost, "ich kann nicht sagen: ,Ich bin Hamburger', das kann ich nicht." Schalker sei er eher schon, "ein Sympathie-Schalker".

Es ist nun doch alles schnell gegangen mit Rost und dem HSV, obwohl der Deal natürlich schon länger feststand, wie der Torhüter selbst einräumte.

Der Abschied aus Schalke, wo er eigentlich seine Karriere beenden wollte, ehe ihn Trainer Mirko Slomka im Oktober ausmusterte und ihm den Jüngling Manuel Neuer, 20, vorzog - dieser "schwere Abschied" habe für ihn nach dem letzten Hinrundenspiel festgestanden.

In Bremen habe er damals hinter Oliver Reck auch warten müssen, sagt Rost. "Mit 20 kannst du die Spannung eben noch halten - aber wenn du immer gespielt hast, fällt es dir schwer." Zuzusehen.

7.30 Uhr: Frühsport

Seit Freitagnacht ist Rost nun in Dubai, um drei Uhr kam er an und erschien um 7.30 Uhr zum Frühsport mit Trainer Thomas Doll. Noch hat Rost deshalb Augenringe und zudem die königsblaue Episode nicht gänzlich verarbeitet.

Man habe ihm vorgeworfen, zu viel Kontakt zum auf Schalke nicht mehr sonderlich geliebten ehemaligen Manager Rudi Assauer unterhalten zu haben. "Mit sportlichen Dingen hatte das nichts zu tun", glaubt er weiterhin. Mehr Schlechtes wolle er jedoch über Schalke, wo er 130 Ligaspiele absolvierte, nicht sagen.

In Hamburg ist er die Nummer eins, obwohl er auf dem Rücken die "35" tragen wird. Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, einst sein Kollege in Bremen, habe sich früh bemüht und von großem Vertrauen gesprochen. Seine Vorgänger Stefan Wächter und Sascha Kirschstein hatten nicht mehr Dolls Vertrauen.

Wächter geht

Wächter, 28, zuletzt Stammkeeper, wurde jetzt mitgeteilt, dass Kirschstein, 26, künftig Nummer zwei sei. Kirschstein steht noch bis 2011 unter Vertrag, Wächters Kontrakt endet im Juli. "Enttäuscht" sei er, sagte Wächter, der wohl noch im Januar gehen wird. Aachen und Bochum haben Interesse.

Frank Rost will jetzt in Hamburg seine Karriere beenden, "denn drei Vereine reichen mir". Bis 2009 hat er unterschrieben, auch für die zweite Liga. Er möchte mithelfen, "dass man auch nach einem Rückschlag, der sicher kommen wird, die Nerven behält". Er sei aber ganz sicher, dass der HSV trotz Rang 17 zu gut sei für den Abstieg, "und er hat sehr viel Tradition und gehört weiter zu den Topklubs". Rosts Zuhörer aus Norddeutschland haben ihm darauf gleich das Du angeboten.

© SZ vom 8.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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