Hotel Krone in Schnetzenhausen:"Wir gehen davon aus, dass Iran ins Endspiel kommt"

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Was man nicht alles auf sich nimmt, um ein WM-Hotel zu sein: Das Hotel Krone in Schnetzenhausen am Bodensee hat einen Trakt für die komplette WM an Iran vermietet. Mutig, mutig...

Bernd Oswald

Wenn der Iran Anfang Juni nach Friedrichshafen kommt, dann hat sie sich nicht nur in der sportlichen Qualifikation durchgesetzt, sondern auch bei der Bewerbung um das Hotel Krone im Ortsteil Schnetzenhausen.

Nicht weniger als fünf Mannschaften wollten im 4-Sterne-Superior-Domizil am Bodensee logieren: Die Norweger scheiterten dann doch in der Qualifikation und Tschechien, die Schweiz und die Niederlande waren einfach langsamer als die Iraner, die schon ihr Trainingslager für den Asien Cup 2004 in Schnetzenhausen aufgeschlagen hatten.

Insofern ist Junior-Chef Guido Rueß bereits bestens mit den Anforderungen der Iraner vertraut: Kein Schweinefleisch, kein Alkohol, einen mit zustäzlichen Beinpressen, Langhanteln, Laufband und Fahrrädern aufgerüstetes Fitness-Studio, sowie ein eigener Spielsalon mit zwei Billardtischen, Tischtennis-Platte, Darts, Flipper, Play-Station und Internet-Terminals.

Freiwillig kein weibliches Personal

Das klingt - bis auf das Schweinefleisch - eigentlich alles ganz westlich und auch Rueß sagt: "Die iranische Fußball-Mannschaft ist sehr europäisiert." Besondere Anforderungen, die sich aus dem Islam ergeben könnten, hat die iranische Delegation keine. Zwar setzt Rueß in dem separaten Hoteltrakt, in dem die Fußballer untergebracht sein werden, ausschließlich männliches Personal ein, aber eine explizite Anforderung war auch das nicht.

Rueß zieht mit dieser Maßnahme aber die Konsequenz aus einem kleinen Fauxpas vor zwei Jahren: "Bei einer Pressekonferenz geriet auch weibliches Hotelpersonal aufs Band eines iranischen Fernsehteams, das prompt noch einmal drehen musste."

Die Mannschaft wird in einem separataten Hoteltrakt untergebracht sein. Dort wird es auch Räume für Pressekonferenzen und Mannschaftsbesprechungen geben. Die persische Delegation wird 40 Zimmer, die normalerweise zwischen 160 und 240 Euro kosten, bewohnen, für den Trainer darf es natürlich die 55 qm große Suite sein.

Iran hat den "Haus Silberdistel" benannten Trakt für die komplette Dauer der WM belegt. "Wir gehen davon aus, dass Iran ins Endspiel kommt", sagt Rueß pflichtbewusst.

Keine Apfelwiesen-Idylle für die Fußballer

Ein früheres Ausscheiden der Mannschaft ist sein eigenes Risiko. Dann muss er sehen, wie kurzfristig er den Tagungstrakt seines Hotels wieder vermieten kann. Bei der Fifa kann er sich jedenfalls nicht dagegen versichern.

Dafür hat der Weltfußballverband strenge Sicherheitsvorkehrungen gemacht. Wie die für das Hotel lauten, darüber darf Rueß nichts sagen. Dabei zählt der Iran trotz der vehementen internationalen Kritik an seinem Präsidenten nicht zu den Teams in Sicherheitsstufe eins (das sind nur die USA und England).

Für alle Teams gilt die Bestimmung, dass jedes WM-Trainingsgelände eingezäunt sein muss, weswegen der per Spaziergang über eine Apfelwiese zu Füßen zu Hotels gelegene Sportplatz des SC Schnetzenhausen ausscheidet. Auf der einen Seite des Platzes ist ein Wald, drumherum sind Hügel: "Das ist nicht abzusichern", sagt Rueß.

Deswegen werden die Iraner im Stadion des VfB Friedrichshafen trainieren, das aber auch nur zehn Busminuten entfernt ist. Sicher ist sicher.

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