Hoffenheimer Erfolgsserie:Gewiefte Lochfinder

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Wenn zwei gucken, freut sich der Dritte: Sandro Wagner bestaunt sein 1:0 für Hoffenheim gegen Augsburg. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Im kühlen Augsburg bleibt die TSG Hoffenheim betont cool, gewinnt auch dank des erneut erfolgreichen Torjägers Sandro Wagner verdient mit 2:0 und schließt die Hinrunde ohne Niederlage ab.

Von Markus Schäflein, Augsburg

Vor dem Anpfiff in der eiskalten Augsburger Arena hatte der FCA eine erwärmende Nachricht für seine Anhänger: Auf der Anzeigetafel wurde bekannt gegeben, dass Stürmer Raul Bobadilla seinen bislang bis 2018 laufenden Vertrag bis 2020 verlängert hat. Im ersten Spiel nach der Winterpause gegen Hoffenheim konnte der 29-Jährige allerdings zunächst nicht mithelfen; er saß nach einer langwierigen Wadenverletzung nur auf der Bank, Dong-Wong Ji spielte im Angriff. Die Nachricht vom langfristigen Verbleib des Publikumslieblings blieb das einzig Positive an diesem Nachmittag aus Sicht der Schwaben: Hoffenheim siegte 2:0 (0:0) durch Treffer von Sandro Wagner (47.) und Andrej Kramaric (64.) und schloss die Hinrunde damit mit sieben Siegen, zehn Remis und ohne eine einzige Niederlage ab.

Mit einer souveränen Vorstellung etablierte sich die TSG gleich zum Wiederauftakt im vorderen Bereich der Bundesliga-Tabelle. "Das 1:0 war der Dosenöffner, danach haben wir schnellen Fußball gezeigt, gute Diagonalbälle gespielt und immer wieder auf die Kette dribbeln können", meinte Hoffenheims 29-jähriger Erfolgstrainer Julian Nagelsmann, der aus dem nur 50 Kilometer von Augsburg entfernten Issing stammt. Sein nur acht Jahre älterer Kollege Manuel Baum, ebenfalls ein in Bayern sozialisierter Nachwuchstrainer, sah es ähnlich - wenn auch aus anderer Perspektive: "In der ersten Halbzeit haben wir es richtig gut gemacht, nach dem 0:1 haben wir eine Viertelstunde, 20 Minuten gebraucht, da waren die Abstände relativ groß, da konnten die Hoffenheimer reinspielen."

In der Tat dominierten Baums Augsburger zunächst die Partie, griffen vor allem über die rechte Seite mit dem früheren Hoffenheimer Jonathan Schmid immer wieder an. Chancen kamen dabei allerdings nicht heraus, und nach einer Viertelstunde zeigten die Gäste, was sie vorhatten: Bei einem Konter schickte Nadiem Amiri den Stürmer Mark-Alexander Uth Richtung Tor, doch der stand knapp im Abseits. Die erste Szene, die man mit Wohlwollen als Torchance auflisten konnte, gab es in der 22. Minute zu sehen: Foul an Schmid, Freistoß Schmid, Kopfball Ji - keine Mühe für Hoffenheims Torwart Oliver Baumann. 1899 kam nach und nach besser in die Partie, auf der Gegenseite scheiterte Steven Zuber mit einem Distanzschuss an FCA-Keeper Marwin Hitz (30.).

Fünf Tore in den vergangenen fünf Spielen: Sandro Wagner setzt seine Erfolgsserie fort

Kurz nach dem Seitenwechsel funktionierte dann, was den Hoffenheimern im ersten Durchgang noch nicht gelungen war: Als Daniel Baier den Ball im Mittelfeld verloren hatte, gelang diesmal der Konter. Amiri setzte Sandro Wagner in Szene, der Stürmer setzte sich gegen Martin Hinteregger durch und traf mit seinem bereits zehnten Saisontor zum 1:0 für die TSG (47.). Nach einer Stunde baten die Augsburger Anhänger mit Sprechchören um die Einwechslung von Bobadilla, auf dem ja die ganze Hoffnung liegt, dass der FCA seine Angriffsschwäche ablegen kann.

Baum holte den Stürmer prompt vom Warmlaufen zur Einwechslung, doch noch ehe er ins Spiel kam, trafen die Hoffenheimer zum 2:0. Diesmal spielte Kerem Demirbay den Steilpass auf Uth, der von der linken Seite flach nach innen passte, Andrej Kramaric beförderte den Ball aus kurzer Entfernung ins Tor (64.). "In der zweiten Halbzeit haben wir die Löcher gefunden, die wir gesucht haben", sagte TSG-Torwart Baumann. Das zweite Loch war allerdings umstritten, da der im vermeintlich passiven Abseits befindliche Wagner zu seinem Zustandekommen beitrug, indem er Paul Verhaeghs Laufweg behinderte. "Für mich war das ein ganz klares Abseits", klagte Baum.

Dann kam Bobadilla, doch den Augsburgern gelang in der zweiten Hälfte nicht mehr viel; stattdessen wurden sie in der einen oder anderen Szene von der TSG vorgeführt. Erst fünf Minuten vor Schluss musste Hoffenheims Torwart mal wieder eingreifen, Schmid scheiterte an Baumann, Ji kam bei der Nachschussgelegenheit zu spät. Hinterher berichtete Baumann, er habe angesichts der Beschäftigungslosigkeit in der Kälte "klatschen müssen, damit ich ein bisschen Durchblutung hatte", mochte sich darüber aber nicht beklagen: "Das war schon okay so, wir haben ja in der Vorbereitung gesagt, dass wir weniger zulassen wollen."

© SZ vom 22.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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