Hockey-EM in Belgien:Ins Tor geflippert

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Ein Treffer, zweimal daneben: Strafeckenschütze Lukas Windfeder (li.) und Mats Grambusch. (Foto: Frank Uijlenbroek/dpa)

Erst zu wenig Leidenschaft, dann zu ungenau: Nach der knappen Niederlage gegen die Niederlande müssen sich die deutschen Spieler noch steigern.

Von Volker Kreisl, Antwerpen/München

So groß erschien der Unterschied zwischendurch gar nicht zu sein. Nach drei Vierteln der EM-Vorrundenpartie zwischen dem großen Hockey-Favoriten Niederlande und dem mittlerweile ein paar Plätze tiefer eingestuften Ex-Favoriten Deutschland, da wirkte alles schön ausgeglichen. 2:2 stand es da, Oranje hatte vorgelegt, Deutschland zweimal nachgezogen, jeder kam zu Chancen, jeder hatte seine Spielanteile, aber dann brach die 51. Minute heran, und der Unterschied wurde doch noch brachial erkennbar.

Ein Angriff der Deutschen war auf der rechten Seite hängen geblieben, irgendwo am Horizont, weit entfernt vorm eigenen Tor, aber drei Sekunden danach stand es 2:3 nach einem fabelhaften Konter der Holländer - so lautete auch der Endstand. Ähnlich wie für das deutsche Frauenteam (1:1 gegen England im zweiten Spiel) ist auch für das Team von Bundestrainer Stefan Kermas bei der EM noch alles möglich, vorausgesetzt, man sichert sich am Dienstag gegen Irland (15.45 Uhr) Platz zwei. Dazu würde ein Unentschieden reichen, besser wäre indes ein Sieg, denn Kermas' Mannschaft steckt noch in der Entwicklung und soll sich von Spiel zu Spiel steigern und immer besser zusammenfinden.

Viele Aspekte dieser Niederlage lassen hierfür aus Sicht des Deutschen Hockey-Bundes hoffen - das aufmerksame Verteidigen bei gegnerischem Ballbesitz oder die konsequenten Angriffe - jedenfalls in der zweiten Hälfte - auch das Überzahlspiel ohne Torwart in den letzten drei Spielminuten oder die Standards: Strafecken-Schütze Lukas Windfeder hatte zum 2:2 ausgeglichen, Timm Herzbruch zuvor per Siebenmeter zum 1:1. Andererseits fehlte eben lange Zeit auch die Leidenschaft. "Gegen so ein Spitzenteam musst du durchgängig auf einem noch höheren emotionalen Level spielen", sagte Kermas. Was zudem nicht klappte, war die Verwertung von herausgespielten Chancen und - entsprechend verhängnisvoll - das Umschalten auf Verteidigung. Bestes Beispiel dafür: die entscheidende 51. Minute.

Über vier Stationen spielte die Mannschaft von Bondscoach Max Caldas die Kugel nach dem Ballverlust der Deutschen in deren Tor, doch es war nicht einfach nur ein Konter sondern ein Kunststück. Wie eine Kugel im Spielautomaten flipperte der Ball im Stadion von Kelle zu Kelle, und er entwischte jedes Mal wieder einem zu langsamen deutschen Schläger, bis schließlich Torschütze Thierry Brinkman vollendete und ungläubig jubelte, weil diese Ballstafette nicht nur für die deutschen Verteidiger, sondern für alle irgendwie nicht zu fassen war. Man habe manchmal nicht richtig in der Raumdeckung gestanden, resümierte Kapitän Mats Grambusch, "das haben die bestraft".

© SZ vom 20.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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