Hertha bei Sampdoria:Götz mit "Jugend voran" und Titelträumen

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Im Uefa-Cup stehen die Berliner nach dem miserablen 0-0 gegen den RC Lens bereits unter Druck. Wichtiger als die Vorstellung in Genua ist den Hauptstädtern jedoch der langfristige Erfolg mit dem Trainer: Geplant wird bis 2008.

Über die Parallelen zu Jürgen Klinsmann möchte Falko Götz nicht sprechen, der Hertha-Trainer will sich in den kommenden zweieinhalb Jahren lieber über seine eigene Arbeit weiter profilieren. Bis 2008 kann der 43-Jährige als Bundesliga-Coach den Hauptstadtclub weiter entwickeln.

Falko Götz, Leistungsträger Arne Friedrich und Marcelinho auf der Jahreshauptversammlung des Vereins: Bis 2008 darf es auch mal ein Titel sein. (Foto: Foto: dpa)

"Ich werde klar daran arbeiten, dass wir attraktiven und offensiven Fußball spielen", sagt Götz nach seiner ersten Vertragsverlängerung als Cheftrainer, die vor dem UEFA-Cup-Spiel am Mittwoch (20.45 Uhr) bei Sampdoria Genua besiegelt worden war.

Hört sich an wie bei Klinsmann

Einen Schwerpunkt seiner weiteren Arbeit sieht er in der Fortsetzung des Projekts "Jugend voran", das er einst im Nachwuchsbereich selbst mit angeschoben hatte. Malik Fathi, Kevin Prince Bateng oder Oliver Schröder stehen als Beispiele für die Talenteförderung bei Götz: "Ich sehe es als Philosophie meiner Arbeit, junge Spieler einzubauen." Das hört sich dann doch alles ein bisschen wie bei Bundestrainer Klinsmann an.

Götz hatte Hertha 2004 übernommen, als der Hauptstadtclub nach einer desolaten Saison um Haaresbreite dem Abstieg entgangen war. Zum gleichen Zeitpunkt startete Klinsmann sein Unternehmen "WM-Titel 2006". In einer Spielzeit machte Götz die "alte Dame" wieder fit für Europa, nur ein einziges Törchen fehlte am Ende zu Tabellenplatz drei und der damit verbundenen Champions League-Chance.

Und so sieht Götz die Fortsetzung seiner Arbeit bei Hertha auch "als Zeichen dafür, dass der Verein damit zufrieden ist, dass wir die Mannschaft aus einem Tal heraus geholt haben." Klinsmann ist nach der desaströsen EM in Portugal mit dem DFB-Team Ähnliches gelungen.

Karriere nach der Flucht

Die Vita des in Rodewisch im Vogtland geborenen Götz zählt zu einer der bewegtesten aller Bundesliga-Trainer. Seine Eltern hatten eine Bäckerei betrieben - wie bei Familie Klinsmann. Ausgebildet in den Kaderschmieden der DDR-Meister Vorwärts und BFC Dynamo hatte Götz am 3. November 1983 ein Europacupspiel des BFC genutzt, in den Westen zu fliehen.

Nach einem Jahr Sperre brachte er es als Bundesliga-Profi auf 242 Spiele und 46 Tore, sammelte Auslandserfahrung bei Galatasaray Istanbul. Dem Fernstudium Sportmanagement folgte 1998 nach Ende der aktiven Karriere die Ausbildung zum Fußball-Lehrer in Köln. Als Amateur- und Jugendcoach stieg Götz dann bei Hertha ein.

"Wir wollen uns im oberen Drittel der Bundesliga etablieren", formuliert Götz als Aufgabe der kommenden Monate. Das könne auf zwei Ebenen passieren: "Einmal wollen wir junge Spieler aus der eigenen Ausbildung einbauen, andererseits wollen wir uns auch punktuell verstärken und jedes Jahr ein, zwei Topleute nach Berlin holen."

Götz macht kein Geheimnis darum, dass er in seiner neuen Vertrags-Laufzeit durchaus höhere Ziele wie die Champions League im Auge hat: "Ich glaube, dass dies mit der Qualität unserer Mannschaft machbar ist.

Dazu muss aber alles stimmen. Wir dürfen wenig Ausfälle haben, die Neuzugänge müssen sofort passen." Und alle Bemühungen würden natürlich darauf hinaus laufen: "Klar, dass wir mittelfristig um einen Titel mitspielen wollen."

Schon jetzt nutzt Götz Möglichkeiten, wie sie auch Klinsmann in der Nationalelf eingeführt hat. "Es gibt schon psychologische Hilfe für den ein oder anderen Spieler", berichtet der Hertha-Coach. Das werde er forcieren, auch wenn es "keinen Psychologen als eine Art Assistenztrainer in der alltäglichen Arbeit geben wird".

37 Jung-Nationalspieler

Und auch in der Fußball-Akademie, die in den letzten Jahren 37 Jugend-Nationalspieler (davon 32 mit deutscher Staatsbürgerschaft) heraus gebracht hat, will Götz "gewisse Dinge" optimieren: "Bei der sportlichen Ausbildung sind wir gut aufgestellt. Wir müssen einfach bei der Persönlichkeitsbildung der Spieler noch besser werden. Damit die Spieler noch besser vorbereitet werden auf den schweren Weg im Profifußball."

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