Hannover verliert 0:2:Krise hoch drei

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Zum Haare-Glattstreichen: 96-Kapitän Waldemar Anton wirkt recht ratlos angesichts der Heimniederlage gegen die Hertha. (Foto: Thomas Starke/Getty Images)

Hertha BSC fährt gegen Hannover einen ungefährdeten Sieg ein und verschärft damit die Krise der Niedersachsen. Sportdirektor Heldt vermeidet nach dem Spiel ein Bekenntnis zu Trainer Breitenreiter.

Hannover 96 rutscht immer tiefer in den Schlamassel. Neben den Gerüchten über einen angeblich drohenden Punkt-Abzug oder gar Lizenz-Entzug wird die sportliche Situation nach dem 0:1 (0:1) am Samstag gegen Hertha BSC allmählich brenzlig. Nach Berliner Toren von Jordan Torunarigha (44. Minute) und Vedad Ibisevic (73.) fiel das Team von Trainer André Breitenreiter nach dem 13. Spieltag auf einen Abstiegsplatz der Fußball-Bundesliga. Mit neun Zählern ist Hannover punktgleich mit Aufsteiger Fortuna Düsseldorf Vorletzter.

Die Berliner gewannen dagegen erstmals nach sechs sieglosen Spielen wieder. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai hat mit 20 Zählern nun auch wieder Anschluss an die Europapokalplätze. Dardai hatte es bei den verunsicherten Niedersachsen erstmals in dieser Saison mit zwei Sturmspitzen versucht und wurde belohnt. Ibisevic in seinem 300. Bundesligaspiel und Davie Selke machten Druck auf die 96-Abwehr.

Zwar hatte Hannover zunächst deutlich mehr Ballbesitz und war feldüberlegen, doch die besseren Chancen hatte Berlin: Marko Grujic (9.) und Salomon Kalou (25.) scheiterten mit besten Möglichkeiten noch, doch der 21 Jahre alte Torunarigha setzte sich kurz vor der Pause im Kopfballduell gegen den zurückgekehrten Walace durch und nickte zur verdienten Führung ein. Der zuvor verletzte Brasilianer Walace war noch beim 1:4 in Gladbach in der Vorwoche vermisst worden.

Hannover hat Probleme an allen Ecken und Enden

Mit dem 1:0 für die Gäste war es zumindest auch bei den Hertha-Fans vorbei mit dem Fan-Protest. Bis dahin hatte das Spiel in eigenartiger Atmosphäre stattgefunden. Beide Anhänger-Gruppen hielten sich an den angekündigten Fan-Protest gegen Montagsspiele in allen Ligen. Obwohl die Deutsche Fußball Liga angekündigt hatte, die ungeliebten Montagsspiele zumindest in der Bundesliga künftig abzuschaffen, versagten die Anhänger beiden Teams knapp 45 Minuten lang die Unterstützung. Die hätte vor allem Hannover bitter nötig gehabt.

Nach dem Wechsel machte 96 noch einmal Druck und Breitenreiter wechselte mit zunehmender Spieldauer offensiver ein. Richtig gefährlich wurde Hannover aber nicht mehr. Mit der Unruhe im Umfeld soll dies allerdings nichts zu tun gehabt haben. "Themen, die sich außerhalb des Platzes abspielen, sind wir und die Spieler mehr oder weniger gewohnt. Das wird in Zukunft kein Alibi für irgendetwas sein", hatte 96-Manager Horst Heldt vor dem Spiel angekündigt.

Dabei kämpft sein Club gerade an mehreren Fronten. Am Sonntag will der Club den Termin für die außerordentliche Mitgliederversammlung bekanntgeben. Diese muss nach einer erfolgreichen Unterschriftenaktion der Club-Opposition gegen Vereinschef Martin Kind abgehalten werden. Die Kind-Gegner wollen bei dieser Versammlung des Aufsichtsrat mit ihren Leuten besetzen.

Zudem wurde die Spiel-Vorbereitung der 96-Profis von Gerüchten über einen Punkte-Abzug oder gar einem möglichen Lizenz-Entzug für Hannover begleitet. Laut einem "Sport Bild"-Bericht wertet die Deutsche Fußball Liga eine Satzungsänderung bei 96 als Verstoß gegen die sogenannte 50+1-Regel, die Kind kippen will. Die Regel besagt, dass Stammvereine in Deutschland die Mehrheit an ausgegliederten Profi-Kapitalgesellschaften halten müssen.

Die wichtigste Debatte jedoch entstand erst nach dem Spiel am Samstagnachmittag: Die um den Trainer. Sportchef Horst Heldt vom Fußball-Bundesligisten Hannover 96 vermied ein klares Bekenntnis zu Trainer André Breitenreiter. "Jetzt geht es erstmal darum, das Spiel zu analysieren. Natürlich müssen wir das Spiel heute hinterfragen", sagte Heldt auf die Frage, ob der auf Platz 17 der Tabelle abgerutschte Club den Weg weiter mit Breitenreiter gehen wolle. Hannover hat in den vergangenen fünf Spielen vier Niederlagen kassiert.

Heldt deutete indes an, dass Breitenreiter zumindest auch kommenden Sonntag beim FSV Mainz 05 auf der Bank sitzen werde: "Der Weg geht jetzt erst einmal nur gemeinsam." Klar scheint aber auch, dass das Spiel in Mainz für die Trainerfrage entscheidend wird.

"Natürlich will ich jetzt hören, wie wir das nun nächste Woche angehen. Das will ich von den Spielern genauso hören, wie ich das vom Trainer hören will", sagte Heldt und fügte wenig später hinzu: "Vielleicht ist das genau der richtige Zeitpunkt, den Bock jetzt umzustoßen. Natürlich müssen wir da Antworten finden auf Fragen, die wir uns ab morgen stellen müssen."

© SZ vom 02.12.2018 / DPA, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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