Handspiel-Diskussion:Altehrwürdige Veränderer

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Handspiel: ja. Tor? Würde nicht zählen. Die IFAB beschließt neue Regeln zum Handspiel mit direkter Torfolge. (Foto: Alan Walter/Reuters)

Die Fußball-Regelhüter von der Ifab legen neue Regeln fest und beschäftigen sich vor allem mit dem umstrittenen Thema des Handspiels im Strafraum.

Sie ist eine ganz besondere Institution, die sogenannte Ifab, kurz für das International Football Association Board. Sie besteht aus acht Mitgliedern, neben vier Fifa-Mitgliedern sind das jeweils ein Vertreter aus den Verbänden von Nordirland, Schottland, England und Wales. Die im Jahre 1882 gegründete Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Änderungen bezüglich der Fußballregeln zu beraten und diese in der Folge auch zu beschließen. Meilensteine in der über 100-jährigen Bestehungsgeschichte waren beispielsweise die Einführung der Goal-Line Technology oder des Elfmeters. Dass durch die lange Geschichte der Ifab ein etwas verstaubtes Image anhaftete und mit Nordirland oder Schottland auf den ersten Blick eher unbedeutendere Mitgliedsverbände über die neuen Regeln beraten, mindert keinesfalls das Gewicht ihrer Entscheidungen.

Am Samstag fand jetzt im schottischen Aberdeen die 133. Jahresversammlung statt. Bereits zuvor waren die Tagesordnungspunkte bekannt gegeben worden. Hinsichtlich der schon länger aufkeimenden Diskussionen und strittigen Situationen sollte es in der mehrstündigen Tagung unter anderem um den VAR, den Video Assistant Referee und um die Auslegung der Handspielregel gehen. Dementsprechend erwartungsvoll wurden deshalb auch die Entscheidungen des Gremiums erwartet. Obwohl am Ende die große Revolution ausblieb, wurden einige Neuerungen beziehungsweise Regelanpassungen beschlossen, die dann wie geplant ab dem 1. Juni dieses Jahrs, also zur Saison 2019/2020 in Kraft treten sollen.

Das sicherlich heißeste Thema des diesjährigen Treffens in Schottland war die Handspielregel, die zuletzt durch die umständliche Auslegung mehrfach für Verwirrung gesorgt hatte. Besonders bezüglich des unabsichtlichen Handspiels war oft unklar gewesen, was denn nun genau eine "Vergrößerung der Körperfläche" sei. Nun hat die Ifab beschlossen, dass künftig die Definition des unabsichtlichen Handspiels überarbeitet wird. Jede Berührung des Balles mit der Hand, die im Zusammenhang mit einer Torchance oder weiteren Offensivaktionen steht, wird demnach künftig zurückgepfiffen. Dementsprechend werden auch Tore, in deren Entstehung die Hand oder der Arm den Ball berührte, selbst wenn es aus Versehen geschehen ist, grundsätzlich nicht gezählt.

Eine weitere nennenswerte Neuerung betrifft die Auswechslungen. Während in der Vergangenheit aus zeitlichen Gründen oft in den letzten Minuten einer Partie Spieler vom Feld genommen wurden, die einen möglichst weiten Weg zur Trainerbank zurückzulegen hatten, wird ein solches Zeitspiel künftig erschwert. Das liegt daran, dass ab der kommenden Saison ausgewechselte Spieler das Spielfeld auf dem kürzesten Weg verlassen müssen und somit eine zeitintensive Reise zur Bank quasi obsolet wird. Trainer und andere Mitarbeiter können außerdem zukünftig nicht nur mündlich, sondern auch mit gelben und roten Karten verwarnt werden. Andere Modifikationen betreffen die Mauer bei Freistößen, in der keine gegnerischen Spieler mehr stehen dürfen. Außerdem eine interessante Änderung: bei Abstößen muss der Ball nicht mehr den Strafraum verlassen. Zu guter Letzt kann es zukünftig Schiedsrichterball geben, wenn der Unparteiische angeschossen wird. Die Zeiten, in denen er als "Luft" gesehen wird, sind damit vorbei.

Inwiefern die Überlegungen und Entscheidungen der Ifab im Endeffekt die entscheidende Problematik um das Handspiel erleichtern werden, bleibt noch abzuwarten. Dass das altehrwürdige Gremium weiterhin großen Einfluss nehmen kann, hat es jedoch unter Beweis gestellt.

© SZ vom 03.03.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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