Hässliche Szenen nach dem Spiel:Ein Argentinier sieht rot

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Ersatzspieler Leandro Cufre leitet nach der Niederlage mit einem Fußtritt gegen Mertesacker eine Rangelei an, die an die Tumulte in der Türkei erinnert.

Per Mertesacker hatte sich noch gar nicht richtig freuen können über den Halbfinaleinzug der deutschen Mannschaft, er war gerade erst auf dem Weg zu seinen jubelnden Teamkollegen, da wurde er unsanft zu Boden gestreckt - von einem Tritt des argentinischen Ersatzspielers Leandro Damian Cufre, der am linken Oberschenkel des deutschen Verteidigers landete.

Was danach passierte, erinnerte an die Tumulte beim entscheidenden WM-Qualifikationsspiel zwischen der Schweiz und der Türkei im vergangenen November.

Noch auf dem Spielfeld rangelten Spieler und Betreuer beider Mannschaften miteinander, im Mittelpunkt standen Argentiniens Verteidiger Roberto Ayala und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, der von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger zurückgehalten werden musste.

"Ich wollte die Spieler nur trennen", rechtfertigte sich Bierhoff später und ergänzte: "Das ist schade. Die Fans haben bisher in Deutschland gezeigt, dass sie friedlich miteinander umgehen können. Dann sollten auch Spieler und Verantwortliche als Vorbild vorangehen."

Cufre, der beim AS Rom angestellte Anstifter des Tumults, kam jedenfalls nicht ungestraft davon, Schiedsrichter Lubos Michel aus Tschechien zeigte ihm noch im Stadion die rote Karte für sein unsportliches Verhalten. Mertesacker registrierte es mit Genugtuung: "Es war unfair, was er getan hat. Aber er ist dafür bestraft worden.

Maxi Rodriguez mit langem Anlauf

Und damit ist die Sache für mich erledigt", sagte er. Auch Bundestrainer Jürgen Klinsmann empfahl in seiner fröhlichen Art: "Da soll man nicht zu viel Tamtam drum machen. Das sind nach so einem Krimi eben Emotionen, die schon einmal vorkommen können. Das sollte man einfach vergessen."

Das wird der Weltverband Fifa ganz gewiss nicht tun, er will den Vorfall untersuchen und gegebenenfalls reagieren, wenn die obligatorischen Berichte eingegangen sind. Nach den Handgreiflichkeiten und Fußtritten vom November hatte die Fifa Geldstrafen, eine Heimspielsperre gegen die Türkei sowie diverse Spielsperren gegen beteiligte Profis verhängt. Diejenigen gegen Benjamin Huggel (Schweiz) und Emre (Türkei) waren erst in den vergangenen Tagen von sechs auf vier Partien reduziert worden - offenbar ein falsches Signal.

Ähnlich wie damals in Istanbul nahm jedenfalls auch am Freitagabend in Berlin der Argentinier Maxi Rodriguez einen langen Anlauf, um Schweinsteiger eins auszuwischen. Aber der kam offenbar unberührt davon. Die Fifa-Verantwortlichen werden sich die Fernsehbilder wohl genau anschauen.

Für den deutschen Nationalspieler Torsten Frings ist die Sache schon jetzt klar: "Argentinien ist absolut unfair und kann ganz schlecht verlieren." Schon während des Elfmeterschießens seien derbe Schimpfworte gefallen, berichtete Innenverteidiger Christoph Metzelder.

© SZ vom 01.07.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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