Griechenland:Heimkehr der Helden

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In einem Triumphzug haben die Griechen ihre Fußballgötter durch die Hauptstadt Athen geleitet, um sie noch eine Nacht lang im Olympiastadion von 1896 zu feiern. Trainer Otto Rehhagel wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Das Team landete kurz nach 18.00 Uhr mit zweistündiger Verspätung auf dem Flughafen der griechischen Metropole. Feuerwehrwagen sprühten mit zwei Wasserstrahlen einen Triumphbogen über das Flugzeug. Auf einem riesigen Plakat hatte die Flughafendirektion den Satz geschrieben: "Ihr habt uns zum Abheben gebracht - Danke!"

Exklusive Ehren wurden den griechischen Fußballern und ihrem Trainer Otto Rehhagel zuteil: Sie wurden gefeiert im alten Olympiastadiuon von Athen, wo 1896 die ersten Olypischen Spiele der Neuzeit stattfanden. Bisher war dies allein Olympiasiegern vorbehalten (Foto: Foto: dpa)

Ganz Athen war im Freudentaumel; Hunderttausende säumten die Straßen. Nur im Schritttempo konnte sich der Bus mit den EM- Gewinnern den Weg durch die Menschenmassen zum Empfang im alten Olympiastadion bahnen.

Die Heimkehr ihrer Helden war für Millionen Griechen der Startschuss für eine weitere Party bis in die Morgenstunden. "Wir lieben euch, weil ihr uns stolz gemacht und weil ihr den Traum wahr gemacht habt", sagte der griechische Sport-Vizeminister Giorgus Orfanos am Flughafen. Vertreter der Regierung und Verwandte begrüßten Trainer und Spieler mit der griechischen Nationalhymne.

Gerüchte über Vertragsverlängerung Rehhagels

40 Motorräder der Polizei eskortierten den Mannschaftsbus zum Olympiastadion. Auf dem Beifahrersitz präsentierte Otto Rehhagel den Pokal. Immer wieder stoppten jubelnde Fans den Bus, warfen sich einfach auf die Straße. Erst gegen 21.30 Uhr erreichten die Europameister das Stadion. Etwa 300.000 Menschen in blau-weiß feierten nach Polizeiangaben im und vor dem alten Olympiastadion von 1896. Ein Empfang in der ruhmreichen Sportstätte wird sonst nur Olympiasiegern zu Teil.

Mit "Otto-Rehhagel"-Sprechchören feierten die Fans, die zwischen tausenden griechischer Fahnen auch einige deutsche Flaggen schwenkten, den erfolgreichen Trainer der Auswahl. Rehhagel wurde gemeinsam mit seinen Spielern von Bürgermeisterin Dora Bakogianni zum Ehrenbürger Athens ernannt.

"Wir sind Europameister geworden. Das ist kein Traum. Wir haben den Pokal nach Griechenland gebracht", rief Rehhagel der Menge zu. Der mit blau-weißen Bändern verzierte EM-Pokal wurde im Stadion aufgestellt und mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Es gibt bereits Gerüchte, dass der auch als Nachfolger von DFB-Teamchef Rudi Völler gehandelte Coach seinen Vertrag mit dem griechischen Fußballverband bereits bis 2008 verlängert haben soll.

Griechische Presse erscheint in Nationalfarben

Auch am Tag nach dem sensationellen EM-Triumph der Hellenen konnten die euphorisierten Fans ihr Glück kaum fassen. "Wenn es ein Traum ist, lasst mich weiterschlafen", kommentierte die Athener Zeitung Adesmeftos auf der Titelseite ungläubig den beinahe unfassbaren 1:0-Endspielsieg der Nationalmannschaft gegen den hohen Favoriten Portugal.

Bereits nach dem Abpfiff im Lissaboner "Stadion des Lichts" waren die Griechen in Scharen auf die Straßen gerannt und hatten die große Sause gestartet. "Diese Nacht wird unvergesslich bleiben", sagte ein 17 Jahre alter Fußball-Anhänger.

Otto Rehhagel und Siegtorschütze Angelos Charisteas von Werder Bremen hatten das ganze Land glücklich gemacht - und stolz. Die gesamte griechische Presse erschien am Montag in den Nationalfarben blau und weiß. Und die Schlagzeilen waren von Begeisterung geprägt: "Unsterblich", titelte das Sportblatt Goal". Und Sporttime meinte: "Gott, gib mir mehr Tränen, damit ich weiter vor Freude weinen kann."

Party ohne Ende

Der größte Erfolg im griechischen Fußball mobilisierte zur Party ohne Ende. In Athen und Thessaloniki bildete sich ein Fahnenmeer in blau-weiß. Hupkonzerte und tausende Leuchtkugeln verwandelten die beiden größten Städte des Landes in Hexenkessel. Auf den Inseln sprangen nach dem Schlusspfiff hunderte junge Leute ins Meer, vom Athener Hügel Lykabéttus wurden Salutschüsse abgefeuert. Das passiert sonst nur an Nationalfeiertagen.

"Wir gratulieren Trainer Rehhagel und seinen Spielern, weil sie alle Griechen weltweit glücklich gemacht haben", sagte Ministerpräsident Kostas Karamanlis via Fernsehen aus Portugal. Auch die Griechen Zyperns machten die Nacht durch.

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