Greuther Fürth:Auf der Suche nach der Stärke früherer Jahre

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Die SpVgg will ihren Fokus nun vor allem auf junge Talente legen.

Von Raphael Späth

Das Hoch "Yvonne" lässt Deutschland in diesen Tagen ganz schön schwitzen, die Hitzerekorde fallen vielerorts reihenweise. Nur in Fürth war man gestern noch etwas vom Höchstwert aus dem Jahr 2003 entfernt - damals zeigte das Thermometer mehr als 40 Grad Celsius an. Für die Fußballer der SpVgg Greuther Fürth waren aber auch die 37 Grad Celsius am Mittwoch alles andere als angenehm - bei einem straffen Trainingsprogramm. "Bei zwei Einheiten passt man das Training aber dementsprechend an", sagt Trainer Stefan Leitl. "Wir waren heute nicht allzu lange auf dem Platz." Als Ausrede will er die hohen Temperaturen natürlich nicht gelten lassen: "Nicht nur wir haben mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen, sondern auch die anderen Mannschaften."

Passend zum Wetter dürften viele Fans aus Vorfreude auf das kommende Wochenende auch über den "heißesten Saisonstart" seit Jahren reden - die zweite Liga ist mit so vielen Traditionsvereinen aus der Bundesliga bestückt wie schon lange nicht mehr. Unter all die Größen aus Hamburg, Stuttgart und Nürnberg mischt sich mit der Spielvereinigung aber auch ein Verein, der inzwischen selbst als Referenz in Deutschlands zweithöchster Spielklasse bezeichnet werden darf: Fürth startet in seine 31. Zweitligasaison - kein Verein hat mehr Spielzeiten in der zweiten Liga verbracht. Die Konstanz der früheren Jahre ist in Fürth zuletzt allerdings abhanden gekommen, mit den Plätzen 15 und 13 ist man jeweils nur knapp dem ersten Zweitliga-Abstieg seit 37 Jahren entgangen.

Gute Vorbereitung, gute Saison? Beim Turnier in Heimstetten verlor Fürth mit Maximilian Bauer (Mitte) im Halbfinale gegen Augsburg nur knapp mit 0:1. (Foto: Sebastian Widmann / Getty Images)

Deshalb wurde im Frühjahr ein Kurswechsel eingeleitet: Mit Stefan Leitl steht seit Februar ein junger Trainer an der Seitenlinie, der beim Neuaufbau auf junge Spieler anstatt große, teure Namen setzen soll. Dementsprechend ruhig war es im Sommer in Fürth, mit Nachwuchsspielern und Jungtalenten bastelte Leitl den viertjüngsten Kader der Liga zusammen: "Wir sind sehr zufrieden mit unserer Vorbereitung. Die Themen, die wir uns erarbeiten wollten, konnten wir ohne große Verletzungen alle durchziehen.", erzählt der 41-Jährige. "Wir hatten ein sehr gutes Trainingslager in Tirol, die Trainingsintensität war sehr hoch."

In der vergangenen Spielzeit stellten die Fürther die statistisch gesehen zweitschlechteste Offensive der Liga. Top-Stürmer Daniel Keita-Ruel - in der abgelaufenen Saison mit zehn Treffern der mit Abstand torgefährlichste Mann der Franken - konnte zwar gehalten werden, allerdings musste man mit den Leihspielern Fabian Reese und David Atanga zwei offensive Stammkräfte wieder ziehen lassen. "Die beiden Abgänge wiegen im Nachhinein etwas schwerer, weil wir beide gerne weiter bei uns in Fürth gesehen hätten", sagt Leitl. Zumindest die Verluste in der Defensive konnten aber durch Mergim Mavraj kompensiert werden. Der 33-Jährige soll mit seiner Erfahrung aus knapp 160 Bundesliga-Spielen die Fürther Defensive stabilisieren. "Dass wir tatsächlich die Möglichkeit hatten, Mergim zu holen, ist für uns ein absoluter Glücksfall", sagt Leitl. Der albanische Nationalspieler Mavraj kehrt zurück an seine alte Wirkungsstätte. Schon von 2011 bis 2014 spielte er bei Fürth. "Meine größte Aufgabe ist es, in der täglichen Trainingseinheit Vorbild zu sein und mit Positivität zur Seite zu stehen, falls die jungen Spieler irgendwelche Anliegen haben", sagt Mavraj zu seiner neuen Rolle.

Teil des Kurswechsels in Fürth nach dem knappen Klassenverbleib: Trainer Stefan Leitl, 41, soll beim Neuaufbau auf junge Spieler anstatt auf große, teure Namen setzen. (Foto: Sebastian Widmann / Getty Images)

Was man in dieser Saison von den Fürthern erwarten kann, weiß niemand so genau - auch Trainer Stefan Leitl nicht: "Wir haben uns keinen Platz als Ziel für die neue Saison gesetzt. Wir sind gespannt, wie der Saisonauftakt verläuft, sind aber positiv gestimmt." Die Testspielergebnisse können den Fans jedenfalls Hoffnung machen: Gegen Borussia Mönchengladbach und den FC Augsburg gab es jeweils nur knappe Niederlagen, gegen Zweitligakonkurrent Dynamo Dresden zuletzt einen 3:2-Erfolg. "Wir sind überzeugt davon, dass wir eine gute Mannschaft haben", sagt Leitl. "Fürs Kleeblatt ist es immer die Prämisse gewesen, junge Spieler zu entwickeln", sagt Mavraj. "Wenn das gelingt, ist der mannschaftliche Erfolg im Sinne des tabellarischen Ausgangs vollkommen offen."

Den Saisonauftakt bestreitet Fürth mit einem Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Erzgebirge Aue. "Sie werden uns alles abverlangen", sagt Stefan Leitl. "Aber das wird uns in der zweite Liga Woche für Woche erwarten."

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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