Tiger Woods hat es getan. Er hat mit drei Jahren das Golf spielen angefangen. Heute ist der 29-jährige Amerikaner der erfolgreichste Profi der Welt, weshalb sich manche Eltern fragen: Soll mein Kind auch sofort den Schläger schwingen, sobald es halbwegs aufrecht stehen kann? Eine schwierige Frage, über die die Sportwissenschaft regelmäßig debattiert. Eine allgemeingültige Antwort gibt es bis heute nicht, dafür aber einige unstrittige Erkenntnisse.
Vor allem zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr lernen Kinder wichtige Bewegungsabläufe,"die sie nicht mehr vergessen", sagt Heidrun Klump. Aus ihrer Erfahrung als Sportdirektorin beim Bayerischen Golfverband weiß sie, wie sich Kinder golferisch am besten entwickeln. 10.230 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre spielen allein in Bayern aktiv Golf. Damit hat Bayern die größte Anzahl an Jugendlichen. Klump sagt:"Wichtig ist, dass sie viele Koordinationen lernen." Und sich nicht nur auf den weißen Ball fokussieren. Klump empfiehlt, Kinder auch Hockey, Fußball, Volleyball oder Handball trainieren zu lassen. "Das schult die Auge-Hand-Koordination, die einen wesentlichen Bestandteil des Golfschwungs darstellt." Das spielerische Element soll im Vordergrund stehen. Denn, weiß Klump zu berichten,"die meisten Kinder sind bis zum Alter von zehn, elf Jahren verspielt". Wann allerdings der Moment gekommen ist, um als Talent die erste Golfrunde zu gehen oder mit dem Turniergolf anzufangen, teilt wie die Frage des Einstiegsalters die Expertenmeinungen.
Die Kleinen lernen schneller auf verkürzten Bahnen
Beim Bayerischen Golfverband hat man sich auf eine Ansicht geeinigt, die vernünftig klingt. "Kinder sollten den Platz so spielen, dass sie motiviert runtergehen", sagt Klump. Heißt: Schlägt ein achtjähriger Junge wie sein Vater vom Herren- Abschlag ab, wird er wohl verzweifeln und den Spaß verlieren. In diesem Fall bietet sich an, den Nachwuchsgolfer vom Damenabschlag oder weiter vorne abschlagen zu lassen. Manche kinderfreundlichen Vereine sind inzwischen dazu übergegangen, Hütchen für Kinder aufzustellen, um sie die passenden Distanzen spielen zu lassen. Auf den verkürzten Bahnen können Kinder schneller Erfolgserlebnisse erzielen, was wiederum die Lust auf Golf steigert. Treten Kinder Vereinen bei, die eine jugendfreundliche Satzung haben, so müssen sie bis einschließlich zwölf Jahre rund 100 Euro Jahresgebühr zahlen, Jugendliche bis 16 Jahre maximal 250 Euro Jahresgebühr. Es wird bei diesen Vereinen keine Aufnahmegebühr erhoben. In der Jahresgebühr ist in den meisten Golfclubs das Jugendtraining kostenlos enthalten. Zunächst können also Kinder und Jugendliche direkt über die Clubs Golfluft schnuppern. Dabei ist es nicht entscheidend, ob Eltern Mitglied in einem Club sind oder nicht. Viele Clubs bieten Mitgliedschaften für "externe" Kinder und Jugendliche an.
In jedem Club gibt es Jugendwarte, C-Trainer und Jugend- Assistenten Golf, die kind- und jugendgerecht ausgebildet und geschult werden. Sie sind erste Ansprechpersonen für die jungen Golfer und organisieren Training, Nachwuchsturniere und nehmen an den Förderprogrammen des Bayerischen und Deutschen Golf Verbandes teil. Haben die Kinder erst einmal eine bestimmte Spielstärke erreicht, so bieten die Verbände in Zusammenarbeit mit den Clubs Turniere für jede Altersklasse an. Hinsichtlich des Turniergolfs sollten Kinder stets in ihrer eigenen Altersklasse spielen. Außer natürlich, sie sind Überflieger wie Tiger Woods. Ansonsten aber ist es ratsam, dass sich der Nachwuchs anfangs mit Gleichaltrigen misst, um zu große Leistungsunterschiede zu vermeiden. Schon das ist in jeder einzelnen Altersklasse schwierig genug. Schließlich spielen manchmal Kinder, die wie zwölf aussehen, mit Kindern, die wie acht aussehen. "Eigentlich müsste man Kinder nach ihrer Größe zusammen spielen lassen", sagt Klump, jedoch weiß sie auch:"Diese Idee ist nicht umsetzbar."