golf training:Schlachtplan fürs Handicap

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Zugegeben, ganz unkompliziert ist die Sache mit dem Handicap nicht. Dafür aber ist sie immerhin international gültig. Das Handicap ist jene Zahl, die golferische Leistungen einigermaßen vergleichbar macht. Wer einmal ein ordentliches Handicap erspielt hat, wird zumindest nicht wegen fehlender golferischer Kenntnisse vom Platz verwiesen. Handicap 36 also ist das Ziel eines jeden Golfers. Ein Vorhaben, das sich durchaus im Verlaufe eines Sommers verwirklichen lässt. Immer vorausgesetzt, man packt die Sache richtig an.

Petra Himmel

Sie hat gerechnet, gezählt, addiert - verzweifelt. Nein, es ist nichts. "Nur 24 Punkte, Klaus" hört man sie leise stammeln.Weit weg die Vision der 40 Punkte, mit der sie an diesem Morgen die 18 Löcher begonnen hatte. Wie schön wäre es gewesen, das Handicap zu unterspielen. Rein theoretisch natürlich, weil Suse ja heute das Turnier nur mal probeweise mit Klaus geübt hat. Damit sie es dann kann, wenn es wirklich so weit ist. Irgendwann, später in diesem Sommer.

(Foto: Foto: Photodisc)

Es ist Mai in Deutschland, die Saison hat gerade erst begonnen und nicht nur Klaus und Suse zählen schon während der ersten Golfrunde Punkte. Ganz Deutschland zählt: Stableford- Punkte, Netto-Punkte, Brutto-Punkte eher nicht. Wer zählt, denkt an sein Handicap - und das Handicap ist der Punkt, um den sich zumindest in Deutschland alles dreht. Das Handicap richtet über Menschen und Typen, sortiert aus oder gliedert ein, verursacht permanenten Zweifel oder lautes Glück.

Dabei ist das Handicap nur eine Zahl, die man am besten zu Beginn jeder Runde vergisst. Weil Menschen mit einem tollen Handicap aus Annodazumal vielleicht inzwischen nur noch mittelmäßig sind. Weil irgendein 16-Jähriger heute noch Handicap 36 hat und übermorgen dann die Zehn.Weil es völlig egal ist, ob ein 70-Jähriger fünf Schläge braucht oder zehn, solange er gemütlich seine Runden dreht. Weil beim Zocken sowieso jeder auffliegt, der mit dem Handicap schummelt. Am Ende geht ohnehin ein jeder vom Platz und fragt sich, ob diese vier Stunden nun Spaß gemacht haben, ein lohnenswerter Zeitvertreib waren. Ob Golf das Spiel ist, das ihn über alle Maßen reizt. Das Zählen von Punkten hilft bei der Beantwortung solcher Fragen nicht wirklich weiter.

1. WELCHES HANDICAP IST DAS RICHTIGE? In Deutschland sind die Handicapklassen wie folgt aufgeteilt: Klasse 7: Hcp 54-46 Eigentlich nur die clubinterne Platzreife. Berechtigt nicht automatisch zum Spiel auf anderen Golfplätzen. Klasse 6: Hcp 37-45 Eigentlich nur clubinterne Turnierreife. Berechtigt nicht automatisch zum Spiel auf anderen Golfplätzen. Klasse 5: Hcp 26,5-36 Handicap, das von jedem deutschen Club anerkannt wird. Nicht aber im Ausland. In Großbritannien etwa existiert für Herren kein Handicap über 28. Klasse 4: Hcp 18,5-26,4 Sie haben es geschafft.Mit Handicap 28 und darunter erfüllen Sie auch die Bestimmungen in Ländern wie USA oder Großbritannien. Klasse 3: Hcp 11,5-18,4 Durchschnittliche Amateure Klasse 2: Hcp 4,5-11,4 Gute und sehr gute Amateure Klasse 1: bis 4,4 Sehr gute Amateure sowie Spitzenspieler

Fazit: Ihr Ziel sollte zumindest in Deutschland Handicap 36 ein. Damit vermeiden Sie unangenehme Diskussionen mit Clubsekretären darüber, ob Sie nun auf den Golfplatz dürfen oder nicht.

2. TRAININGSPLAN FÜR EINEN SOMMER Zweifellos gibt es Naturtalente, die sich den Golfsport selbst aneignen können und obendrein innerhalb kürzester Zeit ein einstelliges Handicap erreichen. Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie ein solches sind. Selbst Golfer mit reichlich Erfahrung aus anderen Ballsportarten tun gut daran, Golfstunden zu buchen.

■ Suchen Sie sich einen zertifizierten PGA-Pro (am besten mit fertiger Ausbildung).

■ Buchen Sie zumindest ein Mal pro Woche eine halbe oder ganze Stunde.

■ Buchen Sie zu Beginn ein Mal eine Einheit am Platz, damit sich der Trainer einen Eindruck davon machen kann, wo Ihre größten Schwächen auf dem Golfplatz liegen. Erarbeiten Sie anschließend gemeinsam einen Trainingsplan. Dieser sollte Einheiten für lange, mittlere und kurze Schläge beinhalten. Lassen Sie sich ein paar Übungen zeigen, mit denen Sie sinnvoll Putten oder Chippen trainieren. Zeichnen Sie diese auf, damit Sie sie nicht vergessen.

■ Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Schwung in regelmäßigen Abständen auch per Video überprüfen.

■ Trainieren Sie nun regelmäßig: Zumindest zwei Mal die Woche sollten Sie Trainingseinheiten auf Putting Grün und Driving Range einplanen. Gönnen Sie sich eineinhalb Stunden, um alle Schläge durchzugehen.

■ Bei Runden auf dem Platz sollten Sie - vorausgesetzt Sie halten das Spiel nicht auf - verkorkste Bälle wiederholen, einen zweiten Ball spielen oder einen zweiten Putt versuchen. Dies macht allerdings nur Sinn, wenn der Platz nicht voll ist.

3. AUSRÜSTUNGS-CHECK Zugegeben: Die Ausrüstung alleine ist nicht für ein gutes Ergebnis verantwortlich. Zumindest lässt sich aber verhindern, dass man durch extrem unpassende Ausrüstung schlechter spielt als nötig.

■ Lassen Sie durch ein Schlägerfitting überprüfen, ob Ihre Schläger richtige Länge, passende Griffgröße und richtigen Lie (Winkel zwischen Schlägerschaft und Sohle) haben. Stellen Sie fest, ob der Schaft stimmt. Stahlschäfte bei Frauen und Senioren sind mit hoher Wahrscheinlichkeit unpassend. Ein Stiff-Flex des Schaftes ist für mehr als 80 Prozent der Spieler zu steif. Klären Sie das mit einem Pro oder Fitter.

■ Sortieren Sie den Driver aus: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie damit kontinuierlich gerade das Fairway treffen, ist sehr gering. Stecken Sie stattdessen ein Holz 7 oder einen Hybriden ins Bag.

■ Sortieren Sie die Eisen 3 und 4 (2 ohnehin) aus. Spielen Sie statt langer Eisen konsequent die Hölzer 5, 7 oder Hybridschläger.

■ Investieren Sie in einen guten Putter, der face-balanced sein sollte. Die Großkopf-Putter sind zwar nicht übermäßig hübsch, verhindern aber das Verdrehen der Hände im Treffmoment und sind deshalb etwas leichter zu spielen.

■ Stellen Sie sicher, dass Sie keine Bälle im Bag haben, die viel Spin annehmen. Das sind in der Regel alle Hochleistungsbälle für sehr gute Spieler. Sie tun sich damit schon deshalb keinen Gefallen, weil mehr Spin eben auch mehr Slice oder Hook bedeutet.

4. DAS TURNIER ■ Ein Handicap kann man nicht bestellen. Planen Sie deshalb mehrere Turniertermine ein, um sich mit der Turniersituation anzufreunden und die Nervosität abzulegen.

■ Spielen Sie ein Turnier in einem fremden Club, so schrauben Sie Ihre Erwartungen am besten nach unten. Schließlich kennen Sie den Platz noch nicht. Kaufen Sie sich auf jeden Fall einen Birdiemaker, um die Längen in den Griff zu bekommen.

■ Reisen Sie am Turniertag nicht in letzter Minute an, sondern etwa eine Stunde früher. Das lässt genug Zeit zur Anmeldung und zum Warmmachen auf der Range. Vergessen Sie die Putts nicht.

■ Packen Sie Ihr Bag sinnvoll. Regenzeug und Schirm sind Pflicht. Ein paar Pflaster verhindern Probleme an den Füßen. Sonnenschutzspray macht Sinn. Sortieren Sie alles aus,was unnötig wiegt.Mehr als ein Dutzend Bälle benötigen Sie nicht.

■ Schmieren Sie sich nicht am ersten Abschlag mit Sonnencreme ein, sonst rutscht während der ganzen Runde der Schläger.

■ Spielen Sie mit Spaß und geben Sie Ihr Bestes. Zu großer Ärger oder Nervosität ruinieren Ihren Tag. Schließlich verbringen Sie hier Ihre Freizeit.

■ Zählen Sie während der Runde keine Punkte. Das verunsichert Sie nur.

■ Konzentrieren Sie sich nicht auf Ihre Spielpartner. Sie spielen ohnehin gegen den Platz.

■ Nehmen Sie es gelassen, wenn Sie ein schlechteres Ergebnis erspielen, als Sie erhofft hatten. Entscheidend ist der Spaß am Golf!

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