golf spielen:Meine Runde mit Monty

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Was man als Teilnehmer an einem ProAm-Turnier so alles erlebt und erleidet

Die Mitarbeit an diesem schönen Magazin bringt es mit sich, dass man immer wieder einmal zu einem ProAm-Turnier eingeladen wird. Auch zu den BMW International Open in München, bei der sich die besten Golfer der europäischen Tour und ein paar namhafte Amis alle Jahre wieder die Ehre geben. Schon Wochen vor der Draw- Party, bei der jeweils drei Amateure einem Professional für den nächsten, den großen Tag zugelost werden, fiebert der Golfer dem Ereignis entgegen. Er hofft natürlich, einen möglichst prominenten Spieler zu ergattern. Daly oder Monty, Garcia oder Goosen, Ernie Els oder Bernhard Langer, das sind so die Wunschkandidaten. Einmal hab ich tatsächlich mit Colin "Monty" Montgomerie das große Los gezogen. Der war damals die Nummer eins in Europa. Golferherz, was willst du mehr. Nachts hab ich noch in der Badewanne die Schläger geputzt, das Bag gewienert, nagelneue Bälle und eine bessere Hose mit Bügelfalte bereit gelegt, ein paar knifflige Regeln nachgelesen und der Nachtdienst im Archiv besorgte mir - wegen der Konversation - noch ein paar Daten über Monty, den Siegreichen.

Der erste Abschlag, mein Ball landet in einer düsteren Baumgruppe. Monty sagt: "See you later on the green" (Foto: Foto: AP)

See you later on the green

Und dann der Schreck in der Morgenstunde. Da stand der blonde Schotte, noch eindrucksvoller als man ihn vom Fernsehen kennt, stellte sich und seinen Caddie vor, erklärte uns kurz die Regeln, vor allem die, dass wir im Team spielten und wir uns also anstrengen sollten. Aber da standen noch an die 200 (in Worten: zweihundert) Zuschauer am Abschlag. Monty schmetterte unter Beifall seinen Ball 250 Meter hinaus, mitten auf den Fairway. Und dann kamen wir. Natürlich nur von Gelb. Der Braumeister hookte nach links, der Banker aus Frankfurt pushte seinen Ball nach rechts, und dann wurde ich vom Starter aufgerufen. Ich brachte den Abschlag schnell hinter mich, slicte den Ball in eine düstere Baumgruppe und ins Aus, was ich zurecht auf meine Schwitzehände zurückführte. Monty kommentierte unsere Bemühungen nur mit dem Satz:"See you later on the green".

Ein einziges Martyrium

Und dann der zweite Schreck. Mehr als 50 Zuschauer setzten sich mit uns in Bewegung und begleiteten den Flight über die ganze Runde. Ich gebe zu, dass es fünf bis sechs Löcher brauchte, bis ich meine Hektik ein wenig ablegen konnte. Es war aber auch schwer, denn es fehlte nicht an Ratschlägen durch die Zuschauer außerhalb der Absperrung, bei denen ich mich leider häufig aufhielt. Es war mir klar, was in deren Köpfen vor sich ging: Wir müssen hier zuschauen und dieser furchtbare Hacker darf mit dem prächtigen Monty eine Runde drehen. Eine Vorstellung, die mich gar nicht beflügelte.

Später, als meine Bälle gerader und länger wurden, brach der arme Banker ein. Der slicte und toppte sich so mit 80- Meter-Schlägen voran, ein einziges Martyrium. Irgendwann ergriff den blonden Schotten das Mitleid. Er verbog dem Mann ganz schrecklich Finger und Hände und schlang ihm die Arme sehr ungewöhnlich um den Schläger, schob ihm die Hüfte zurecht und bat ihn, diesen Griff nebst Körperhaltung wenigstens für diese Runde beizubehalten. Von da an, es war wie ein Wunder, flogen die Bälle unseres Laokoons, und sie landeten immer auf dem Fairway. Im übrigen legte Mr. Montgomerie wenig Wert auf Komplimente und golferischen Fachgesprächen wich er aus. Mit mir unterhielt er sich aber, nach einem kurzen Blick auf unsere gewölbten Hemden, sehr angeregt über dick machendes Coke und über die Gefahren durch gegrillte Fairway-Verpflegung und das kalorienreiche bayerische Essen.

Einmal habe ich, kein Golferlatein!, bei den BMW Open das ProAm gewonnen. Gut, der Spanier Jimenez war auch dabei und die anderen Amateure, es waren zwei Werbefritzen, taten auch ihr Bestes. Angeblich soll ja der fabelhafte Jimenez zwei Eagles gespielt haben und ein paar Birdies und sonst lauter Pars, aber im Lauf der folgenden Wochen und Monate und vieler Erzählungen über diesen Triumph waren es doch eher wir Amateure und insbesondere meine Wenigkeit, die zum Gesamterfolg wesentlich beigetragen haben. Jedenfalls kann ich schwören, dass ich ein entscheidendes Birdie gespielt habe. Außerdem hat mir der berühmte Pro unter Zeugen versichert, ich hätte einen schönen Schwung mit dem Eisen Sieben. Seither bin ich für Ratschläge von gewöhnlichen Golfspielern nicht mehr zugänglich. Ich, der mehrmalige ProAm-Teilnehmer, ich, der Golfkamerad von Monty, von Jimenez und den anderen, ich, der hoch gelobte Eisenschwinger, das MGE, Member of the Golfing Empire.

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