golf reisen:Wiener Wunder

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Österreich boomt, und mit dem Land auch der Golfsport. Die edelsten Plätze finden sich rund um die Hauptstadt.

Ludwig Rembold

Tu Felix Austria golfe, und zwar auf Plätzen, von denen wir in Piefkeland nur träumen können. Die besten davon liegen rund um Wien. Keine europäische Großstadt hat vom Fall des Eisernen Vorhangs so profitiert wie die nach dem Zweiten Weltkrieg lange vor sich hindämmernde Metropole am Donaustrand. Strahlend hergerichtet, mondän, lebendig, selbstbewusst und von sprichwörtlicher Liebenswürdigkeit ist Wien heute wieder in jene Drehscheibenrolle zwischen Ost und West gewachsen, die es so lange in seiner wechselvollen Geschichte gespielt hat. Tradition, Glanz und Gloria der K&K-Monarchie mit all den Baudenkmälern einer großen Vergangenheit einerseits, moderne richtungweisende Architektur und umtriebige Geschäftigkeit andererseits. Dies und natürlich das pulsierende kulturelle Leben mit allen Facetten zwischen Oper, Burgtheater und Kaffeehaus-Poesie machen einen Besuch Wiens so faszinierend.

Golf & Sportclub Fontana (Foto: Foto: Golf & Sportclub Fontana)

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Österreichs im Allgemeinen und dem seiner Hauptstadt Wien im Besonderen nahm der Golfsport eine rasante Entwicklung. Griffen vor einem Dezennium gerade einmal 30.000 Österreicher zum Golfstock, so sind es heute über 90.000 auf 138 Anlagen und somit etwas mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung (zirka 0,6 Prozent in Deutschland). Doch mehr als die blanken Zahlen manifestiert die Qualität der Anlagen das aktuelle Wirtschaftswunder à la Austria.

Der Golf- und Sportclub Fontana, rund 20 Kilometer südlich vom Stephansdom, sucht in Europa seinesgleichen. Ein Resort wie dieses würde auch in South Carolina oder Kalifornien zum Allerfeinsten zählen. Ein gewisser Frank Stronach, als 19-jähriger Franz Strohsack aus der Steiermark nach Kanada ausgewandert und dort mit seinem Unternehmen der Autozulieferindustrie (Magna) zu unbeschreiblichem Reichtum gelangt, hat sich nach der Rückkehr in die alte Heimat einen Traum verwirklicht und von dem Kanadier Doug Carrick, unter Mithilfe des Österreichers Hans Erhard, einen 18-Loch-Champions-Kurs bauen lassen, der sowohl golferisch als auch in Ausstattung und Ambiente nur schwer zu übertreffen ist. Luxus und Topqualität heißt das schlichte Motto. Das schlossartige Clubhaus glänzt mit Spitzengastronomie, einem sagenhaften Wellness-Bereich mit großzügigem Hallenbad, Hochglanz-Fitness-Center und einem optimal sortierten Proshop. Davor lädt ein riesiger künstlicher See zum Bade, mit Palmenstrand und Südseeflair. An den Gestaden luxuriöse Villen, Florida lässt grüßen. Eine Tennisanlage mit allein fünf Hallenplätzen rundet das Freizeitangebot ab. Dass der Platz in einem Top-Zustand ist, versteht sich von selbst. Viel Wasser, offene Fairways nach amerikanischem Muster und ein Finish auf den Löchern 16, 17 und 18 an und über den großen See - man kommt in Fontana leicht ins Schwärmen. Zehn Millionen Euro wurden in den Kurs verbaut, 13 Millionen Euro kostete das Clubhaus. Golf- und Sportdirektor Barry B. Britton, ein im nordamerikanischen Golf bestens vernetzter Vollprofi, fährt ganz bewusst die Hochpreispolitik und hat das Greenfee gegenüber dem Vorjahr von 125 auf 175 Euro angehoben, Rundum-Service wie Schlägerputzen und ein Gastgeschenk inklusive. Der Preis schreckt nicht ab. 6.000 Runden in der Saison von April bis November machen Fontana auch noch zu einer Erfolgsstory. Colin Montgomerie zählt neben Wiens Vorzeigegolfer Markus Brier zu den Promotern des Resorts. Kein Wunder, dass die PGA Europe Tour nach zehn Jahren Österreich-Abstinenz vom 8. bis 11. Juni in Fontana Station macht. Der Platz ist für Profigolf geschaffen, Normalsterbliche haben auch von den vorderen Abschlägen Probleme, auf einen vernünftigen Score zu kommen.

Von durchaus vergleichbarer Qualität, jedoch völlig anderer Charakteristik ist ein weiteres Spitzenresort, ebenfalls im Süden Wiens, der Colony Club Gutenhof, die erste 36-Loch-Anlage Österreichs. Sowohl der Ost- als auch der West-Platz sind Parkland- Kurse reinsten Wassers und erster Güte und waren mehrfach Schauplatz internationaler Turniere, darunter der Austrian Open 1993. Durch die Auwälder mäandert der Fluss "Kalter Gang". Kurt Roßknecht hat die Spielbahnen der urwüchsigen Natur angepasst. Design und Platzqualität entsprechen gehobenem internationalen Standard. Alter Baumbestand engt manches Fairway ein, Flussläufe und Teiche verlangen präzises strategisches Spiel. Auch von den vorderen Abschlägen sind beide Kurse eine Herausforderung. Wer sein Handicap nicht spielt, sollte sich mit dem Naturerlebnis trösten und sich anschließend den Annehmlichkeiten eines repräsentativen, großzügigen Clubhauses im Kolonialstil hingeben. Dazu gehören eine gute, preiswerte Küche, eine großzügige Wellness-Oase mit Fitnessraum und Schwimm-Biotop, Sauna, Dampfbad und Solarium. Die Anlage beherbergt ein Freibad, Tennisplätze, ein Kinderhaus mit Spielplatz und, einen langen Drive entfernt, einen wohlausgestatteten Reitstall. Verkörpert Fontana das moderne Wien, so führt der Golfclub Schloss Schönborn zurück ins Kaiserreich. Reichsvizekanzler Karl Friedrich von Schönborn hat sich Anfang des 17. Jahrhunderts ein Barockschloss rund 20 Kilometer nördlich von Wien als Sommerresidenz bauen lassen mit einem 104 Hektar großen, ummauerten Schlosspark. Dort, wo er der hochherrschaftlichen Jagd frönte, ließ einer seiner zahlreichen Nachfahren, Damian von Schönborn, einen Golfplatz anlegen, der 1984 eröffnet wurde und auf Anhieb Aufnahme fand unter "The Finest Golf Courses of the World". Zu den 18 Spielbahnen rund ums Schloss, eingesäumt von riesigen Eichen und Linden, kamen weitere ebenfalls recht anspruchsvolle neun Bahnen außerhalb des Schlossparks hinzu. Auf die können Gäste ausweichen, wenn der Meisterschaftskurs am Wochenende über Mittag den 1.400 Mitgliedern vorbehalten ist. Besonders reizvoll ist die Elf, ein Par-3, das von der Orangerie direkt aufs Schloss zuführt, das heute die Clubräume und ein Restaurant beherbergt. Wenn man sich darin nach der 18, einem schweren, strategisch herausfordernden Par 5, von der Runde erholt, vom freundlichen Personal bewirten lässt und am Nachbartisch womöglich die Schönborns am kleinen Braunen nippen, fühlt man sich selbst regelrecht geadelt.

Colony Club Gutenhof (Foto: Foto: Österreichischer Golf-Verband)

Jeunesse dorée trifft alte Herrschaften: Der Golfclub Wien-Freudenau vermittelt Gründerzeit pur.

Die drei beschriebenen Anlagen sind selbstverständlich Mitglieder von "The Leading Golf Courses", einer exklusiven Vereinigung, die in Österreich gegründet wurde zum Zwecke des Qualitätsnachweises und -erhalts. Lediglich 13 Clubs erfüllen die hohen Anforderungen. Der Golfclub Wien-Freudenau gehört nicht dazu und ist doch etwas ganz Besonderes. Gegründet 1901 in den Praterauen, nur wenige Autominuten vom Zentrum entfernt, liegen 16 der 18 Bahnen inmitten der berühmten Galopprennbahn, ist er Gründerzeit pur. Hier treffen sich die Jeunesse dorée Wiens ebenso wie die besseren älteren Herrschaften, die an dieser historischen Stätte des Golfs ihr Leben lang ihrem Sport nachgehen.Wer an der kleinen Eisentür, gleich gegenüber dem berühmten Lusthaus am Ende des Praters, klingelt und Einlass findet, der erfährt den ganzen Charme des alten Wien. Man will unter sich bleiben und lässt in der Regel Gäste nur in Begleitung von Mitgliedern auf den Platz und in das Clubhaus aus den glanzvollen Anfängen des 20. Jahrhunderts. Doch wem es gelingt, nach telefonischer Voranmeldung eine Startzeit zu ergattern, wer auf dem Par-70-Platz, auf dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, eine entspannte Runde gespielt hat, der hat Wien von seiner exklusiven Seite erlebt.

Anschließend geht es in den Wurstelprater aufs Riesenrad, auf eine Stelzn im Schanigarten mit einem weißen Spritzer oder in den Stadtheurigen Figlmüller mit dem legendären klodeckelgroßen Schnitzel, gleich neben dem Steffl, dort, wo auch im berühmten Plachutta der beste Tafelspitz kredenzt wird. Oder hinaus nach Grinzing zum mehr oder weniger touristischen Heurigen. Wien, Wien, nur du allein - die Donaumetropole ist mehr denn je und ganz allgemein eine Reise wert. Für Golfer ganz besonders.

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