golf reisen:Seepferdchen auf dem Grün

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Sporturlaub für die ganze Familie: Der Golfplatz kann auch Kinderspielplatz sein

Tobias Moorstedt

Nach fünf Minuten hat Felix die erste Golf-Lektion gelernt: Wie fühlt sich das Nichts an? Zehn Mal hat er versucht, den kleinen, fremden, weißen Ball zu treffen, zehn Mal saust der Schläger durch die Luft, ohne auf Widerstand zu treffen, und Felix gerät aus dem Gleichgewicht. "Ich kann das nicht", ruft er, die helle Stimme hallt in der Golfhalle des Maritim Golfpark Ostsee. Mit dem elften Schlag trifft er dann zum ersten Mal den Ball, der schlägt mit einem scheppernden Klatschen gegen die Wellblech- Wand. So klingt Erfolg.

Erwachsene denken nach. Kindern lernen durch Beobachtung (Foto: Foto: Maritim)

Felix nimmt zusammen mit zehn Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren am Golf-Kinderkurs teil, den das Maritim Clubhotel am Timmendorfer Strand seit einiger Zeit anbietet. Club-Ferien waren schon immer sportliche Ferien. Segeln, Tennis, Surfen und Bogenschießen gehören zum Standard-Programm. Nun sollen Eltern und Kindern auch zusammen Golf-Urlaub machen können. Felix hat zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand. Er sagt: "Es ist ein gutes Gefühl, wenn man den Ball trifft. Leider passiert das nicht so oft." Der Kurs dauert sechs Tage. Drei Stunden pro Tag arbeitet Golf-Pro Martin Breiholtz mit den Kindern. Breiholtz hat sich auf die Nachwuchs-Nachhilfe spezialisiert. "Es macht Spaß", sagt er, "Erwachsene denken oft zu viel nach. Kinder lernen allein durch Beobachtung". Während Erwachsene mit Intensiv-Coaching, Schläger-Fitting und High-Tech-Hilfsmitteln versuchen, den perfekten Schwung zu erlernen, "muss man die Kinder einfach machen lassen".

"Moin", begrüßt Martin Breiholtz seine kleine Golf-Klasse. Er trägt einen schweren Sack auf dem Rücken. Daraus verteilt er Eisen 6 an die Kinder - wie Geschenke. Zögernd, aber neugierig greifen sie nach dem Schläger. "Man muss ihnen die Angst nehmen", sagt Breiholtz und erklärt dann die Grundhaltung: Beinabstand, Beinhaltung, "und jetzt den Schläger wie ein Pendel schwingen". Nach zwanzig Minuten treffen alle Schüler den Ball. Golf galt lange als Senioren-Sport. Heute aber ist Tiger Woods eine Popikone. Lifestyle-Marken wie Nike oder die Snowboardfirma Burton produzieren Golf-Ausrüstung. Felix hatte schon immer Lust, "es mal auszuprobieren". Die meisten seiner Freunde spielen Fußball, erzählt er, aber niemand mache sich über ihn lustig wegen seines neuen Hobbys, "die finden das eher interessant". Bald sind die Ball-Körbe leer. Die Kinder laufen durch die Halle. Springen. Hüpfen. Und für einen Moment sieht es so aus, als hätten sie mehr Spaß daran, die Bälle einzusammeln als sie weg - zuschlagen. Felix und ein paar neue Kumpels springen über den Indoor-Bunker, machen einen kleinen Fecht-Kampf mit den langen Fahnenstangen, die sie in einer Ecke gefunden haben.

Lehrer Breiholtz bleibt ganz ruhig. "Wenn man 50 Prozent des Golfkurses mit Golf verbringt, dann ist das ein guter Schnitt", sagt er. Den Rest der Zeit geht es um: Spaß. Sport. Ein bisschen frische Luft. Am Nachmittag läuft die kleine Gruppe über das Übungs-Green. "Passt bitte auf das Gras auf", sagt Breiholtz, als einer der Jungs mit zu viel Schwung putten will. Breiholtz bringt den Kindern nicht nur die Grund-Vokabeln des Sports bei - Green, Putter, Divot, mit dem Golfsport sind neben dem Bewegungsablauf auch gewisse Codes und Regeln verbunden: kein Lärm, keine Ringkämpfe auf dem Fairway. Man könnte sich fragen, ob eine Golfanlage mit der Countryclub-Atmosphäre und den blütenweißen Tischdecken im Restaurant überhaupt Kinderspielplatz sein kann oder will. "Man kann das ja auch positiv formulieren", sagt Martin Breiholtz, "Golf erzieht zur Zurückhaltung."

Der Höhepunkt des Kinder-Kurses ist eine Neuner-Runde auf dem Platz. Breiholtzs Schützlinge machen dann das Kinder-Golf- Abzeichen, das es vom Verband in den Farben Bronze, Silber und Gold gibt - das Seepferdchen für das Golf-Grün. Nur eine weitere Initiative von Golf-Verband und Clubs, die Kinder immer früher an den Sport heranführen wollen. Mit sechs Jahren kann ein Kind anfangen Golf zu spielen, meint Breiholtz. "Und sie lernen schnell." Wie zum Beweis locht Felix beim abschließenden Putting-Wettbewerb aus sechs Metern mit dem ersten Schlag ein. Kinder werden so schnell erwachsen.

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