golf reisen:Die Heimat des Superlativs

Lesezeit: 4 min

Im noblen La Manga Club wuchern die Engländer mit ihren Pfunden - die ganze Region Murcia setzt jetzt auf Golf.

Ludwig Rembold

Superlative werden bei der Beschreibung von Golfanlagen gern genommen. Wie soll das bei La Manga Club anders sein."Eines der großartigsten Golfresorts der Welt" prangt es unter dem Bild der symbolhaften Palmen auf der Titelseite des voluminösen Hochglanzprospektes. Man muss noch gar keinen Ball geschlagen, sondern nur die dreiseitige Golfkleiderordnung überflogen haben, um zu wissen, auf dem sechs Quadratkilometer großen Gelände in einem wunderschönen Tal an der Costa Cálida am äußersten Südostzipfel der Iberischen Halbinsel geht es ganz besonders exklusiv zu. So müssen Schirmmützen mit der Spitze nach vorne, Hemden, natürlich nur mit Kragen, in der Hose getragen werden, die wiederum gut sitzen und für das Golfspiel geeignet sein soll. Ebenfalls ausschließlich gut geschnittene Bermuda-Shorts sind nur in Verbindung mit weißen Socken erlaubt. Bei Zuwiderhandlung droht sofortige Vertreibung aus dem Paradies. Ein Resort, das seit seiner Gründung 1971 durch den Amerikaner Robert Dean Austragungsort der Spanish Open war, in dem Golflegenden wie Gary Player (1973 bis '77) oder Seve Ballesteros (1980 bis '85) schlicht als "Head Pro" ihre Weisheit weitergaben, und weltweite Prominenz wie Nigel Mansell, Uschi Glas oder Michael Schumacher eine der inzwischen 2.000 Luxusunterkünfte auf dem Gelände bevölkerte, kann sich derart rigide Kleidungsvorschriften durchaus leisten.

La Manga Golf Club (Foto: Foto: La Manga)

Bermuda-Shorts erlaubt - gut geschnitten und in Verbindung mit weißen Socken

Weitere Nachweise für den Superlativ gefällig? Das "Hyatt Regency La Manga" samt Casino zählt zu den besten Hotels Spaniens. Die pompöse Wohnanlage Las Lomas, selbstverständlich auch aus der Top-Kategorie, weist seit neuestem ein riesiges Spa mit allen erdenklichen Anwendungsmöglichkeiten und einen 25-Meter-Indoor-Pool auf. Topgepflegte Fußball-, Rugbyund Kricket-Plätze gehören genauso zum La Manga Club wie eine der größten und schönsten Tennisanlagen, die schon so manche Davis- und Fed-Cup-Begegnung gesehen hat. Und dann erst die Golfplätze: Drei sind es an der Zahl. Der South Course, 1972 von Robert D. Putman gebaut und 20 Jahre später von Arnold Palmer von Grund auf überarbeitet und in einen beispielhaften Zustand versetzt, ist ohne Zweifel das Filetstück von La Manga. Auf dem Par-73-Platz, dort, wo die großen Meisterschaften ausgetragen wurden, wollen sie alle spielen, und wenn sie sich auch einen heftigen Frust holen. Denn die 18 Spielbahnen sind selbst für niedrige Handicapper eine echte Herausforderung. Die ergibt sich schon allein aus der Länge von 6.499 Metern (Championship Tees, Slope 138, CR 74,3) und immer noch 6.127 Metern (Slope 134, CR 72,5) von den gelben Abschlägen. Neben Länge ist auch noch Akkuratesse gefragt, sonst landen die Bälle in einem der zahlreichen Wasserhindernisse oder in den einschüchternden Bunkern rund um die großen Grüns.

Der Nordkurs (Par 71, Slope 126, CR 70,5), von den für La Manga so typischen Palmen gesäumt, ist deutlich kürzer (Back Tees 5.753 Meter), hat jedoch auch seine Tücken. Die welligen Fairways verlangen gerade, präzise Schläge. Vom vierten Abschlag aus hat man einen großartigen Ausblick über das Feriendorado La Manga Club. Beinahe überflüssig zu bemerken, dass die beiden eher flachen Plätze mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail gebaut wurden. So gehören so genannte Notfall- telefone an den exponierten Stellen zum Standard, ganz sinnvoll in Anbetracht des Durchschnittsalters der La-Manga-Bewohner und -Besucher, speziell in der Hochsaison zwischen September und Mai. Die 49 Euro für ein Cart kann man sich eigentlich sparen, man darf die betonierten Wege nicht verlassen. Lediglich mit dem motorisierten Einsitzer kann man auf die Fairways. Umso empfehlenswerter sind Carts auf dem West Course (Par 72, 5.770 Meter, Slope 136, CR 71,1), einem Platz mit völlig anderer Charakteristik. Von Dave Thomas in die bewaldeten Berge über dem Club gebaut, stecken die 18 Spielbahnen voller Überraschungen. Allein auf den ersten sechs Löchern geht es hügelauf, hügelab, über Gräben und Schluchten. So mancher Ball verirrt sich im Unterholz und wird von den Pinien verschluckt. Atemberaubende Aussichten übers Tal bis hinüber zur Touristenstadt La Manga auf der schmalen Landzunge zwischen Mar Menor, dem riesigen Salzwassersee und dem offenen Meer gelegen, helfen leicht über derlei Verluste hinweg. Wer hier auf Anhieb sein Handicap erreicht, hat keine Probleme mit präzisem Spiel und eine Menge Spaß an abwechslungsreichem Golf.

Hyatt Regency (Foto: Foto: Hyatt Regency)

Der La Manga Club ist überwiegend in britischer Hand. Weit über die Hälfte der "Einwohner" und Gäste, vor allem in den Wintermonaten, kommen von den Inseln. Und wo Engländer mit ihren Pfunden wuchern, da müssen Euro-Zahler tief in die Tasche greifen. Qualität hat eben ihren Preis, sprich 185 Euro für 18 Löcher auf einem der drei Plätze. Doch längst haben auch Reiseveranstalter den La Manga Club entdeckt und locken mit vergleichsweise günstigen Pauschalangeboten. So auch für die Murcia Turistica Open, einem offenen Amateur-Turnier, das heuer bereits zum sechsten Mal stattfindet (5. bis 10. Dezember). Das Komplettpaket mit Fünf- Tage-Programm sowie der Teilnahme an den drei Turnieren kostet im Hyatt Regency 899 Euro und im Las Lomas ab 797 Euro pro Person. Und wer den durchwegs kostspieligen Angeboten der vielen Restaurants im Club entgehen möchte, dem sei ein Ausflug ins nahe Cabo del Palos empfohlen, einem urwüchsigen Fischerdorf mit ebenso urwüchsiger, das heißt günstiger und guter, spanischer Küche. Wie überhaupt der La Manga Club in Zukunft Konkurrenz bekommt. Die Region von Murcia setzt, wie ganz Spanien, in Zukunft noch stärker auf Golf. Neben den bereits bestehenden Plätzen in der Nachbarschaft wie Hacienda de Alamo, Alto Real und Roda Golf sind in der Ebene zwischen Murcia und Cartagena, ehemals vorwiegend ein Zentrum der Landwirtschaft, weitere sieben spektakuläre Golfanlagen bereits im Bau oder geplant.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: