Golf bei Olympia:"Rory McIlroy, du bist ein Idiot!"

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Athleten und Funktionäre äußern Unverständnis über die Absagen einiger Top-Golfer für Rio de Janeiro.

Nach der Absagenflut vor den Olympischen Spiele zweifeln Sportler und Funktionäre weltweit an den wahren Beweggründen für den freiwilligen Verzicht einiger Profi-Golfer. Und manch einer ist nach strittigen Aussagen zudem in Erklärungsnot. "Rory McIlroy, du bist ein Idiot!", schrieb zum Beispiel der Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste auf seiner Facebook-Seite. Dass der nordirische Golfstar das Olympia-Turnier als "belanglos" eingestuft hatte und lieber andere Wettkämpfe anschauen werde, machte Fürste rasend. "Du bist kein Sportler. Kein echter. Du bist Geschäftsmann. Mehr nicht", schrieb Fürste, 31, der in Rio de Janeiro seine dritten Spiele bestreiten wird.

Für Diskus-Olympiasieger Robert Harting, am Zuckerhut ebenfalls zum dritten Mal dabei, käme ein Verzicht aus freien Stücken jedenfalls nicht infrage. "Wir leben schließlich von dem einen Tag und nicht von einer Saison", sagte der 31-Jährige und erklärte: "Die, die absagen, können es sich schlichtweg leisten, da sie ihre Absicherung mit einem saisonalen Verlauf durch haben." Fußball-Weltmeister Thomas Müller sagte am Donnerstag, dass es "grundsätzlich immer schön ist, wenn auch die Topathleten dabei sind. Aber es wird jeder seine Gründe haben".

Einige der Spitzenprofis schlagen dennoch bei Olympia ab

Einige gut bezahlte Golfer schlagen dennoch in Rio ab, darunter Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer und der Engländer Justin Rose, für den McIlroys Aussage "hoffentlich nur ein Versprecher" war. Gerade für ambitionierte Athleten in den Randsportarten sind die Olympischen Spiele noch immer das Größte - und ein Ereignis, das vielen verwehrt bleibt. "McIlroys Aussagen sind frustrierend und inakzeptabel", sagt deshalb die ehemalige Squash-Weltmeisterin Laura Massaro aus Großbritannien: "Es gibt Sportler, die unbedingt an Olympia teilnehmen und ihre eigene Sportart vorantreiben wollen."

McIlroy, 27, will das eigenen Angaben zufolge bereits getan haben. "Der Entwicklung meines Sports bin ich nachgekommen", sagte der viermalige Major-Gewinner am Rande der British Open in Schottland. Er weckte daher abermals Zweifel an der ursprünglichen Begründung, auf seinen Start nur wegen der Zika-Gefahr zu verzichten. "Ich persönlich bin der Meinung, dass es eine Überreaktion zur Zika-Situation gibt", sagte selbst Peter Dawson, der Präsident des Golf-Weltverbandes IGF.

Auch IOC-Präsident Thomas Bach, der die Rückhol-Aktion des Golfsports nach 112 Jahren in das olympische Programm mittlerweile zumindest überdenken wird, hat Zweifel an den Ausführungen von McIlroy und Co. "Offenbar gibt es ganz unterschiedliche Gründe, nicht nach Rio zu gehen, die nichts mit Zika zu tun haben", sagte Bach am Mittwoch in einer Presserunde und vermied ein klares Bekenntnis zur olympischen Zukunft des Golfsports: "Eines der wichtigsten Kriterien für die Bewertung ist natürlich die Frage, ob die besten Spieler dabei sind."

Zumindest bei den Golferinnen wird das der Fall sein. Die Weltranglistenerste Lydia Ko, 19, beispielsweise sagte: "Ich bin so wahnsinnig aufgeregt, mein Land in Brasilien zu vertreten und bei den anderen Olympioniken zu sein. Die Mädels, mit denen ich darüber gesprochen habe, sehen das auch so."

© SZ vom 15.07.2016 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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