Gold für Ackermann:Kombinierer schreiben WM-Geschichte

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Ronny Ackermann küsste nach geglückter Titelverteidigung seine Ski, Björn Kircheisen vergoss als Zweiter Tränen des Glücks: Mit ihrem grandiosen Doppel-Triumph in der Einzel-Entscheidung haben Deutschlands Nordische Kombinierer WM-Geschichte geschrieben.

Damit haben sie dem Gastgeber die ersten Medaillen bei den Titelkämpfen in Oberstdorf beschert. "Das ist der verrückteste Tag in meinem Leben und der größte Erfolg in meiner Karriere. Diesen Tag werde ich niemals vergessen", sagte der von seinem Erfolg überwältigte Weltmeister Ackermann.

Ronny Strahlemann: Er blieb bis zum Ende cool und durfte deshalb die Goldmedaille mit nach Hause nehmen. (Foto: Foto: Reuters)

Während sich das DSV-Duo im Ziel glücklich in die Arme fiel, stieß Bundestrainer Hermann Weinbuch einen nicht enden wollenden Jubelschrei aus. "Das ist einzigartig. Die beiden waren gigantisch. Das muss gefeiert werden, denn so etwas wird es nicht so schnell wieder geben", lobte Weinbuch seine Schützlinge für eine taktische Meisterleistung in der Loipe.

"Freue mich tierisch"

"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich tierisch", stammelte Vize-Weltmeister Kircheisen mit feuchten Augen.

Nach zwei Sprüngen und dem 15-km-Langlauf verwies Ackermann seinen Teamkollegen Kircheisen am Freitag im Spurt um 1,4 Sekunden auf Platz zwei. Dritter wurde der Österreicher Felix Gottwald (+ 3,2).

"Es war ein fulminantes Rennen, bei dem es darauf ankam, bis zum Ende cool zu bleiben. Ich habe den Angriff bei der letzten Abfahrt mit den Technikern geplant. Danke an meine Skifirma. Wir haben das ganze Jahr wie die Schweine an den Ski gearbeitet", sagte Ackermann, der kurz vor dem Ziel aus der dritten Position heraus an Kircheisen und Gottwald vorbei geflogen war.

Das Feld von hinten aufgerollt

"Das war so abgesprochen. Wir hatten ihm mit auf den Weg gegeben, dass er vor der Abfahrt eine Lücke von fünf Meter auf den Spitzenreiter lassen sollte, um sich dann anzusaugen", berichtete Weinbuch. Auf der Zielgeraden machte Kircheisen den Doppelsieg perfekt. "Ich musste auf die Zähne beißen und bin über die Schmerzgrenze gegangen", sagte der 21-Jährige aus Johanngeorgenstadt, dem nach sechs WM-Siegen im Juniorenbereich endgültig der Durchbruch gelang.

Im Express-Tempo hatten Ackermann und Kircheisen gemeinsam mit Magnus Moan (Norwegen) und Gottwald das Feld von hinten aufgerollt und nach knapp zwei Drittel der Strecke die Führung übernommen.

Aufreibende für alle

"Dabei war ich nach dem Springen eigentlich platt und enttäuscht", sagte Ackermann. Der Wettkampf auf der Normalschanze hatte sich am Vormittag wegen ständig wechselnder Windbedingungen zu einer Nervenprobe für die Athleten entwickelt. "Es war sehr aufreibend für alle", stellte Weinbuch fest.

Bei nur noch sieben ausstehenden Springern brach die Jury den zweiten Durchgang kurzfristig ab und ließ alle Springer zur Wiederholung antreten. Opfer dieser Entscheidung wurde Top-Favorit Hannu Manninen (Finnland), der bei der Neuansetzung zehn Meter kürzer sprang und damit alle Titelchancen einbüßte. Der Top-Favorit musste sich mit Rang neun begnügen.

"So einen Wettkampf habe ich noch nie erlebt. Es war nicht einfach, die Spannung zu halten", sagte Ackermann, der auf 91,5 und 92 m kam. "Wenn man den zweiten Durchgang neu ansetzt, hätte man auch den ersten wiederholen müssen", übte der 27-Jährige Kritik an der Jury-Entscheidung. Glück hatte Kircheisen (91+92), der sich bei der Wiederholung um 2,5 m steigerte. "Ich habe genug Pech gehabt und bin endlich mal belohnt worden", sagte Kircheisen.

(dpa)

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