Gehen und gegangen werden:Chaos auf dem Betzenberg: Ohne Trainer, ohne Chef

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Erst feuerte er Trainer Michael Henke, dann trat Präsident René Jäggi selbst zurück. Der 1. FC Kaiserlautern steht nach dem 13. Spieltag völlig kopflos da.

Aus für Michael Henke nach Hans Meyers glanzvoller Rückkehr: Mit dem 3:1 (1:1)-Sieg im Kellerduell beim 1.FC Kaiserslautern hat Trainer-Rückkehrer Meyer mit dem 1. FC Nürnberg ein starkes Bundesliga-Comeback gefeiert und ungewollt seinen FCK- Kollegen Henke zu Fall gebracht.

Unmittelbar nach dem erneuten Heimdebakel gab der Vorstands-Vorsitzende René C. Jäggi die sofortige Trennung von dem erst zu Saisonbeginn verpflichteten Assistenten des früheren Bayern-Trainers Ottmar Hitzfeld bekannt.

Danach erklärte der 56-jährige Schweizer, der den pfälzischen Traditionsclub wirtschaftlich saniert hat, nach dreijähriger Tätigkeit auf dem Betzenberg seinen eigenen Rücktritt.

Henkes Entlassung hatten Vorstand und Aufsichtsrat des FCK bereits am Samstagvormittag für den Fall beschlossen, dass die Schicksalspartie gegen den Tabellenletzten Nürnberg verloren wird.

Wolf und Toppmöller gehandelt

Zusammen mit Henke muss auch Co-Trainer Manfred Rauscher nach zuletzt zehn Spielen ohne Sieg das Feld räumen. Die Trainingsleitung sollen zunächst die beiden ehemaligen FCK-Profis Gerald Ehrmann (bisher Torwarttrainer) und Kay Friedmann übernehmen. Als Henke-Nachfolger werden bereits die früheren Lauterer Profis Wolfgang Wolf, der in Nürnberg entlassen worden war, und Klaus Toppmöller gehandelt.

Über den Fernsehsender "Premiere" bot sich auch der von Jäggi vor wenigen Wochen wegen seiner Kritik an Henke kaltgestellte Ex-FCK-Profi Ciriaco Sforza als Henke-Nachfolger an.

Jäggi, der mit seinem Rücktritt auch Konsequenzen aus der gegen ihn entfachten "Schlammschlacht" zog, empfahl dem Aufsichtsrat einen Notvorstand zu installieren, um "das schlingernde FCK-Schiff" in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.

Jäggi: "Es geht hier nur um die Zukunft des Vereins und nicht um meine." Henke hatte die Bestätigung seiner Entlassung noch vor der Pressekonferenz erfahren und gab sich gefasst. "Ich habe das jetzt nicht zu kommentieren", sagte der 48-Jährige.

Seine Entlassung hatten zuvor auch die frustrierten Pfälzer Fans ("Wir haben die Schnauze voll") unter den 29.024 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion gefordert.

Die Nürnberger Tore durch Ivica Banovic (17.), Lars Müller (78.) und den eingewechselte Ivan Saenko (81.) besiegelten letztlich Henkes vorzeitigen Abschied. Stefan Blank (18.) traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Nürnbergs Trainer Meyer freute sich über seinen gelungenen Einstand. "Wir haben den glücklichen Umstand genutzt, auf eine im Spiel zweier verunsicherte Mannschaft auf ein offensichtlich nicht gefestigtes Team zu treffen", sagte das Trainer-Urgestein.

Henke hatte unmittelbar vor seiner Demission noch erklärt: "Ich mache weiter." Meyer hatte sein neues Team auf fünf Positionen verändert. Als wichtigste Maßnahme zog er Kapitän Mario Cantaluppi aus dem Mittelfeld als Chef der Dreier-Abwehrkette zurück.

Henkes ebenfals neu formierte Vierer-Abwehrkette war am Führungstreffer der forsch nach vorn spielenden Gäste durch Banovics fulminanten 35-Meter- Freistoß schuldlos. Doch kaum 60 Sekunden später traf Blank zum 1:1.

Chancen waren in dem Keller-Duell Mangelware. FCK-Torjäger Altintop und Boubacar Sanogo vergaben in der 33. Minute, dann scheiterte Altintop (41.) an Club-Torwart Raphael Schäfer. Auf der anderen Seite vergab Banovic (43.).

Nach dem Wechsel suchten beide Kontrahenten die Entscheidung mit frischen Kräften. Meyer brachte Andreas Wolf (für Dominik Reinhardt) und Stürmer Ivan Saenko (für Markus Daun). Henke ersetzte Thomas Riedl durch Mihael Mikic und Fabian Schönheim durch Markus Seitz.

Das bessere Händchen bei den Wechselspielen hatte Meyer: Saenko schloss in der 81. Minute einen Konter mit dem entscheidenden 3:1 ab. Zuvor hatte Lars Müller mit einem noch abgefälschten 25-Meter-Schuss (78.) zum 2:1 die Weichen zum verdienten Sieg der Nürnberger gestellt.

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