Galopp:Ein Traumpaar trennt sich

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Andrasch Starke, Deutschlands erfolgreichster Jockey, verlässt nach zwölf Jahren den Stall von Trainer Peter Schiergen.

Von Ulrich Hartmann, Köln/München

Am Dienstag ist in der Rennbahnstraße 100 in Köln-Weidenpesch eine Ära zu Ende gegangen. Der Jockey Andrasch Starke hatte seinen letzten Tag im Stall Asterblüte des Galopptrainers Peter Schiergen. Starke und Schiergen haben zwölf Jahre zusammengearbeitet, im schnelllebigen Galopprennsport ist das eine Ewigkeit. "Zwölf Jahre Stalljockey, das ist schon außergewöhnlich", sagt Schiergen, zumal es den klassischen Stalljockey im Grunde ja gar nicht mehr gebe. Die Zeiten haben sich geändert. Auch Starke, 45, mit 2507 Siegen der erfolgreichste Jockey in der Geschichte des deutschen Galoppsports, arbeitet vom heutigen Mittwoch an zunächst einmal als "Freelancer", so heißt das, wenn man frei engagiert wird von Besitzern oder Trainern. Starke wollte sich verändern, Schiergen akzeptiert das. "Es gab keinen Streit", versichert Schiergen: "Es war Andraschs Wunsch, sich umzuorientieren, und er wird irgendwann sicher auch mal wieder für mich reiten."

Starke und Schiergen klingen nicht wehmütig, das mag auch daran liegen, dass sie zusammen große Erfolge gefeiert haben, zwei davon mit der Wunderstute Danedream. 2011 gewann Starke auf ihr den Prix de l'Arc de Triomphe in Paris und 2012 in Ascot das so genannte King-George-Rennen. Das waren zwei Sternstunden einer Zusammenarbeit, die auch sonst von viel Jubel geprägt war. Mit Starke und Schiergen hat sich quasi ein Traumpaar des deutschen Galoppsports getrennt.

Vom heutigen Mittwoch an ist Starke in Iffezheim, dort läuft bis Sonntag die große Baden-Badener Rennwoche. Am Sonntag steht der Große Preis von Baden an, eines der wichtigsten deutschen Rennen; Starke hat es schon viermal gewonnen, 2011 und 2012 natürlich mit Danedream. Bis jetzt ist Starke für keines der elf Pferde offiziell genannt, aber das kann sich noch ändern. Für die sieben Starter Communique, Ghaiyyath, Oriental Eagle (Trainer Jens Hirschberger), Donjah (Henk Grewe), Colomano, Akribie und Satomi (alle drei Markus Klug) ist bis jetzt noch kein Jockey angegeben.

Starke sagt, er sei offen für alles Neue, auf Dauer auch für eine neue Position als Stalljockey: "Ich wäre nicht abgeneigt, wenn ein Angebot kommt." Auf seine Zeit in Köln schaut er aber schon dankbar zurück: "Es war besonders für mich, die Nummer eins bei Asterblüte zu sein, sportlich haben wir fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab." In seiner Karriere hat der gebürtige Stader insgesamt siebenmal das Deutsche Derby in Hamburg-Horn gewonnen, das wichtigste deutsche Galopprennen; sechsmal wurde er als deutscher Champion-Jockey ausgezeichnet. Diese Bilanz ist es, die auch Schiergen stolz macht: "Andrasch hat mehr als 2000 Ritte für Asterblüte ausgeführt und mehr als 445 Rennen gewonnen; es war immer etwas Besonderes, mit ihm zusammenzuarbeiten, er ist mit Abstand der beste Jockey, den wir in Deutschland haben."

Nun schauen sich Beide nach etwas Neuem um. Auch Schiergen sucht wieder einen Stalljockey. Die Söhne kommen da eher nicht in Frage: Dennis, 24, arbeitet und reitet in der Schweiz, und Vinzenz, 21, ist zwar deutscher Champion der Amateurjockeys, hat aber genug mit seinem Studium zu tun. Sein Vater hält also die Augen offen nach einem neuen festen Jockey, sagt aber auch: "Ich war ja fast der Letzte, der noch einen festen Stalljockey hatte." Warum der Trend allgemein vom Stalljockey weggeht? Schiergen hat dazu seine Theorie: "Nicht alle Pferdebesitzer wollen immer den einen, den selben Jockey, sie haben heute mehr Wünsche und mehr Mitspracherecht als früher."

© SZ vom 28.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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