Galopp:Bundesliga und mehr

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2008 stand die Galopp-Rennbahn in Berlin-Hoppegarten noch vor dem Aus. Seit 2011 ist sie wieder Ort des Großen Preises von Berlin - und es geht aufwärts.

Von Javier Cáceres, Berlin

Irgendwann stand Gerhard Schöningh vor der Frage: "Was passt besser nach Berlin als der Große Preis von Berlin?" Der Große Preis von Berlin, muss man dazu wissen, hat nicht immer in Berlin stattgefunden. Die Gravuren auf dem Silberteller, der dem Sieger überreicht wird, bezeugen die diversen Standorte: Von 1888 bis 1908 fand das Galopprennen in Berlin-Hoppegarten statt, zwischen 1909 und 1933 in Berlin-Grunewald. Die Nazis verfrachteten den Wettbewerb 1934 zurück nach Hoppegarten, das Grunewald-Areal wurde für die Olympischen Spiele 1936 gebraucht.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wanderte der Große Preis von Berlin nach Düsseldorf (1947 bis 2009), im Jahr 2010 wurde er dann für ein Jahr in Hamburg ausgetragen. 2011 vollbrachte es Schöningh, das Rennen nach Berlin-Hoppegarten zurückzuholen. "Das war ein Meilenstein in der Entwicklung unserer Rennbahn", sagt Schöningh. An diesem Sonntag (16.35 Uhr) findet nun die 125. Auflage des Großen Preises von Berlin statt. Es geht über 2400 Meter. Das Preisgeld beträgt insgesamt 175 000 Euro. Und wenn nicht alles täuscht, dürfte es ein Spektakel werden.

Auch zu bewundern: das beste dreijährige Pferd des Landes

Durch die Entzerrung des Rennkalenders waren schon im vergangenen Jahr die Voraussetzungen geschaffen worden, den deutschen Derbysieger - also das beste dreijährige Pferd des Landes - zu einem Rennen gegen die älteren Spitzenpferde zu locken. Doch erst in diesem Jahr hat es auch geklappt; Schöningh vermutet, dass Sea The Moon, der Derby-Sieger 2014, im vergangenen Jahr unpässlich war. "Dass wir es diesmal hinbekommen haben, macht mich stolz", sagt Schöningh: Denn fünf Wochen nach dem Derby-Sieg in Hamburg tritt der Hengst Nutan mit Jockey Andrasch Starke an - als einziger Dreijähriger. Zu den älteren Galopprennpferden mit Siegchancen zählen Ito (Filip Minarik) sowie Second Step (Jamie Spencer), der aus England anreist.

Die steigende Nachfrage internationaler Starter unterstreicht die Bedeutung von Berlin-Hoppegarten, das an diesem Wochenende erstmals ein zweitägiges Grand-Prix-Meeting veranstaltet. "Wir sind von der Kreisliga in die Bundesliga aufgestiegen und wollen uns als Nummer eins in Deutschland etablieren, die Internationalisierung ist das nächste Thema", sagt Schöningh. Der in London residierende Investment-Manager war 2008 mit einem Millionenbetrag aus seinem Privatvermögen eingestiegen, und rettete die im Osten Berlins gelegene Galopprennbahn. Damals stand der Hoppegarten vor dem Aus. Mittlerweile habe der Standort "gegen den Trend der Szene eine hervorragende Entwicklung" genommen, sagt Schöningh.

"Boah, Berlin": Die Preisgelder haben sich mehr als verdreifacht

Das ist unter anderem an den Preisgeldern abzulesen, die sich mehr als verdreifacht haben. Aber auch an der Anzahl der so genannten Gruppe-Rennen, die in Berlin stattfinden. Sie sind die höchste Kategorie, sozusagen die Champions League des Galopprennsports. Statt nur eines Gruppe-Rennens gibt es in Hoppegarten nun vier. Sie sind für Rennpferd-Besitzer attraktiv, weil Siege in Gruppe-Rennen den Wert der Tiere als Zuchtpferde steigern. "Die Dotierung ist nicht alles", sagt Schöningh. Doch nicht mal das erschöpft die wachsende Attraktivität der Galopprennbahn Hoppegarten, die Stadt stehe für sich: "Wenn ich in England von unseren Rennen erzähle, höre ich immer nur: Boah, Berlin", sagt Schöningh.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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