Gabine Muguruza:Im Hotel

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Führt nun die Weltrangliste an: Garbiñe Muguruza. (Foto: Javier Rojas/dpa)

Die spanische Tennisspielerin wird nach den US Open die neue Nummer eins der Welt. Dabei war Muguruza in New York im Achtelfinale gescheitert - sie profitierte dafür vom Ausscheiden einer Konkurrentin und dem Reglement.

Von Jürgen Schmieder

Vor einer weißen Wand. In einem weißen Seidenhemdchen, das sowohl Bluse als auch Nachtgewand sein könnte. Sollte in ein paar Jahren mal jemand in einer Quizshow fragen, wo Garbiñe Muguruza gewesen ist und was sie getragen hat, als sie erfahren hat, dass sie zum ersten Mal auf Platz eins der Weltrangliste geführt werden wird, dann ist das die richtige Antwort. "Mein Traum ist wahr geworden", sagt die 23-jährige Spanierin in einem Video, das sie bei Twitter veröffentlichte: "Ich bin sehr glücklich."

Die Wimbledon-Siegerin löst die Tschechin Pliskova ab

So ein Video in einem Hotelzimmer ist ungewöhnlich, befinden sich Sportler doch gewöhnlich im Augenblick des größten Triumphes ihrer Karriere auf dem Spielfeld: Boris Becker war 1985 auf dem Centre Court in Wimbledon, den er später sein Wohnzimmer nannte, er prügelte Kevin Curren einen Aufschlag entgegen. Helmut Rahn schoss 1954 im Wankdorf-Stadion von Bern aus dem Hintergrund. Wilfried Dietrich lag 1972 in der Ringer-Judo-Halle auf dem Messegelände München auf Chuck Taylor.

Muguruza ist bei den US Open im Achtelfinale gegen Petra Kvitova ausgeschieden, sie hat danach noch ein paar fröhliche Tage in New York verbracht. Pommes essen im Central Park. Füße hochlegen. Nummer eins werden. Das konnte passieren, weil Karolina Pliskova ihr Viertelfinale gegen CoCo Vandeweghe verlor und aufgrund ihrer Finalteilnahme im vergangenen Jahr nun etliche Punkte verliert. Okay, das kann ja mal passieren, in der Weltrangliste werden schließlich die Resultate der vergangenen zwölf Monate zusammengerechnet - und Muguruza hatte immerhin das Turnier in Wimbledon gewonnen.

Nur: Als Pliskova auf Platz eins der Weltrangliste rückte, war sie gerade mit ihrem Freund Michal Hrdlicka in Monaco. Ein bisschen Urlaub machen. Seele baumeln lassen. Nummer eins werden. Sie hatte in Wimbledon in der zweiten Runde gegen Johanna Konta verloren, doch weil sich Simona Halep dann im Viertelfinale ebenfalls eine Niederlage leistete, war Pliskova - übrigens noch ohne Grand-Slam-Sieg - plötzlich die Nummer eins der Welt. "Das fühlte sich komisch an", sagte sie danach.

Blöder Zufall? Nein, auch Pliskovas Vorgängerin hat von der Niederlage einer anderen Spielerin profitiert. Als Serena Williams bei den US Open im vergangenen Jahr im Halbfinale ausschied, wurde Angelique Kerber zur Nummer eins. Sie erfuhr das gemeinsam mit ihrem Trainer Torben Beltz im Fitnessstudio: "Wir haben ein paar Sekunden geschwiegen." Immerhin: Angelique Kerber hat danach die US Open gewonnen.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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