Fußballjugend:Aus der U 10 in die Nationalelf

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Es gibt nur Schweinsteiger, Ottl und Lahm: Mit einer Studie belegt der FC Bayern den Erfolg seiner Jugendarbeit. 61 Prozent der Regionalliga-Spieler werden Profis.

Markus Schäflein

Macht der FC Bayern München die beste Jugendarbeit in Deutschland? Diese Frage will Werner Kern, Leiter der Nachwuchsabteilung, nicht beantworten. ,,Das nimmt doch jeder für sich in Anspruch, dass er die beste Jugendarbeit hat'', sagt Kern, ,,aber entscheidend ist der Beitrag, den wir für den Lizenzspielerbereich leisten.''

Um diesen Beitrag beziffern zu können, hat Kern in seiner Funktion als Betriebswirtschaftsdozent an der Technischen Universität München (TUM) einen Studenten mit der statistischen Auswertung der Nachwuchsarbeit beauftragt. Das Ergebnis: Seit 1999 wurden 61 Prozent der Regionalliga-Spieler des FC Bayern später Lizenzspieler, also Profis in der ersten oder zweiten Bundesliga. Zwei Drittel davon sind in der ersten Liga untergekommen. Kern räumt ein, dass die Untersuchung nicht alle Aspekte beleuchtet. ,,Es wird nicht bewertet, wie lange die Spieler bei den Profivereinen waren'', sagt er.

Wer beispielsweise zu einem Zweitligisten ging, nur einen Einsatz hatte und in der Winterpause zu einem Oberligisten wechselte, taucht in der Statistik als Lizenzspieler auf. Dennoch sind 60 Lizenzspieler in acht Jahren beachtlich. Das hat sich herumgesprochen - und verstärkt wiederum das Interesse anderer Klubs an den Regionalliga-Spielern des FCB. ,,Gegen Pfullendorf waren wieder mehr Scouts als Zuschauer da'', sagt Kern, ,,von Racing Straßburg, Tottenham Hotspur und so weiter.''

Als größte Talente in der Mannschaft von Trainer Hermann Gerland gelten die Abwehrspieler Stefano Celozzi und Mats Hummels - aber die meisten Profiklubs bewerben sich zur Zeit um Torjäger Stefan Maierhofer, weil sein Vertrag ausläuft. ,,Wir bemühen uns sehr, ihn zu halten'', sagt Kern - aber das dürfte schwierig werden. Wegen der Qualifikation zur eingleisigen dritten Liga sollen nach dieser Saison ausnahmsweise fast alle Spieler bleiben. Auch mit Fabian Müller stehen in der Winterpause Verhandlungen an.

Saison ohne Niederlage

25 Prozent der späteren Lizenzspieler haben bereits mit 16 Jahren für den FC Bayern gespielt - das überrascht nicht, denn in diesem Jahrgang beginnt beim Rekordmeister der Leistungsbereich, Talente aus anderen Vereinen kommen meist in diesem Alter ins Jugendhaus. Verblüffend ist hingegen, dass immerhin jeder zwanzigste spätere Lizenzspieler schon mit zehn Jahren beim FCB gespielt hat - und auffällig viele der aktuellen Bayern-Profis haben im Kindesalter an der Säbener Straße angefangen: Philipp Lahm und Christian Lell haben schon in der U 10 des Vereins gespielt, Andreas Ottl hat in der U 12 begonnen, Bastian Schweinsteiger in der U 14. Obwohl die Verantwortlichen beim Rekordmeister stets betonen, dass Fußball bei ihnen bis zum Alter von 16 in erster Linie als Breitensport aufgefasst wird.

Und die nächsten Kapitel der Erfolgsgeschichte werden schon geschrieben. Die U19 ist mit zwölf Punkten Vorsprung nach 13 Spieltagen Tabellenführer in der Bundesliga, die U17 hat als einziges Team der höchsten Spielklasse Regionalliga noch keine Niederlage hinnehmen müssen. ,,Ich gehe trotzdem davon weg, zu sagen, wir müssen unbedingt die erfolgreichsten Jugendteams haben'', sagt Kern, ,,wir werden in Zukunft noch qualitätsbewusster sichten.'' Die individuelle Qualität soll noch stärker im Vordergrund stehen. Andreas Kornmayer, bisher Assistent am Sportwissenschaftlichen Institut der TUM, hat eine feste Anstellung beim FC Bayern erhalten und kümmert sich um Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Derzeit arbeitet er in Gerlands Auftrag mit Mats Hummels an der Schnelligkeit. ,,Das ist aber alles zusätzlich'', sagt Kern, ,,vom Fußballtraining wird deswegen nichts weggelassen.''

Nicht nur die Jugendspieler lernen dazu, sondern auch Kern. ,,Am Anfang habe ich mich aufgeregt, wenn einer mal schlecht gespielt hat'', sagt er, ,,mittlerweile sage ich mir: Sei ruhig und geh' einfach nach Hause.'' Denn Kern hat gelernt: ,,Jugendarbeit ist eine Geduldsgeschichte. Wenn die Bedingungen stimmen, nehmen die Dinge ihren Lauf.''

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