Fußball-WM:Klinsmann auf dem Index

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Sven Lorig geht für die ARD auf Stimmungstour durchs Land.

An der klapprigen Wand mit der furchtbaren Tapete hängt ein protziger Goldrahmen. Darin halten Weltmeister ihren Pokal. Davor steht einer, der drei Jahre alt war, als das Bild entstand.

Trotzdem soll Sven Lorig nun den Geist jenes Jahres transportieren. "Wir haben uns vom Geist der WM 1974 inspirieren lassen. Wir hoffen, dass das ein gutes Omen ist", sagt der Mann, der sonst aus Köln das ARD-Morgenmagazin moderiert, aber für die nächsten Wochen auf "ARD-WM-Tour" geht: Lorig bereist die Republik, und wo immer er Halt macht, hockt er sich vor die Seventies-Wand und sucht das Gespräch mit den Fans.

"Ich bin so etwas wie der Fan-Betreuer der ARD", sagt er, der nun nach der Stimmung im Lande forschen soll. Aufbauen wird er seine Retro-Kulisse dort, wo man auf Menschen trifft. Am Frankfurter Hauptbahnhof, wo er den WM-Zug von 1954 besichtigt und mit Horst Eckel spricht, aber auch im Bochumer Gefängnis, wo Menschen aus 42 Nationen einsitzen und eine eigene Knast-WM austragen.

Wenn die deutsche Mannschaft gegen die polnische spielt, sitzt Lorig im grenznahen Görlitz. "Wir werden versuchen, Atmosphäre aufzusaugen", verspricht er. Nichts Großes soll in den Mittelpunkt, sondern das Kleine, Menschelnde. Einmal soll es sogar in die Sportredaktion der Bild gehen. Dort möchte Lorig herausfinden, wieso das Blatt so oft gegen Nationaltrainer Klinsmann anschreibt.

Vom niederländischen Domburg aus, das zur Sommerzeit streng genommen eine deutsche Enklave ist, wird Lorig den aktuellen Stand des KLIX verkünden. Das Kürzel steht für Klinsmann-Index und wird als Stimmungstest im Auftrag der "WM-Tour" von Infratest-dimap ermittelt.

"I need Sven, right now"

Bis zu vier Mal am Tag sitzt oder steht Lorig vor der 70er-Jahre-Tapete. Ins Morgenmagazin schaltet er, ins frühe "Brisant", ins Mittagsmagazin, und wenn Spiele anliegen, meldet er sich, sobald Delling und Netzer vom Schirm sind - insgesamt eine komplette Stunde Programm an den ARD-Übertragungstagen.

Kein Problem für einen, der seit Jahren das Morgenmagazin vollspricht. Allerdings hofft er, dass ihm nicht noch einmal so ein Chaos unterkommt wie vor ein paar Monaten. Da sollte er mit den Rolling Stones reden - die Technik spielte verrückt. Ganz kurz klappte dann die Schalte, und Mick Jagger sagte "Good Morning, Sven", immerhin.

Doch dass Jagger vorher off-air vehement nach ihm verlangt hatte - "I need Sven, right now" - kam nicht aufs Band. Leider, meint Lorig heute und seufzt: "Das wäre mein idealer Klingelton gewesen."

Die ARD-WM-Tour startet am 8. Juni.

© SZ vom 3.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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